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  4. Felix Blumer: Glarner Wetterfrosch mit Leidenschaft für Wolken
Unterwegs mit dem SRF-Meteorologen

Felix Blumer ist mit Leib und Seele Wetterfrosch

Er ist bekannt wie ein bunter Hund: Spricht Felix Blumer, der SRF-Meteorologe, ­hören ihm Millionen Menschen gebannt zu. Doch ab Herbst verstummt seine markante Stimme im Radio und am TV – denn er geht in Pension.

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<p>Hundstage: Felix Blumer mit Zwergspitz Tiffany. Der Meteorologe und seine Frau Sylvia hüten ihn in den Ferien für ihre Tochter.</p>

Hundstage: Felix Blumer mit Zwergspitz Tiffany. Der Meteorologe und seine Frau Sylvia hüten ihn in den Ferien für ihre Tochter.

Geri Born

Sein Name ist bei Felix Blumer (64) fast Programm. Fast nur deshalb, weil die in der Meteorologie als Cumulus-, Quell- oder Haufenwolken bekannten Himmelsgebilde im Volksmund gern auch Blumenkohlwolken genannt werden – nur eben nicht Blumerkohlwolken. Von denen ziehen einige am Himmel über Elm GL dahin. Wie ein sich öffnender und sich schliessender Vorhang schieben sie sich vor die Tschingelhörner und das berühmte Martinsloch.

Felix Blumer und seine Frau Sylvia (61) wandern zur Bischofalp: Auf 1650 Metern über Meer gelegen, bietet sie einen spektakulären Blick auf das Unesco-Weltnaturerbe Tektonikarena Sardona und die Glarner Dreitausender-Gipfel. Wenn da nur nicht diese Blumenkohlwolken wären!

<p>Hand in Hand: Sylvia und Felix Blumer am Ziel ihrer Wanderung, der Bischofalp.</p>

Hand in Hand: Sylvia und Felix Blumer am Ziel ihrer Wanderung, der Bischofalp.

Geri Born

Trotzdem zückt Blumer auf dem Weg von der Bergstation Ämpächli der Sportbahnen Elm hinauf zum Berghotel Bischofalp immer wieder das Smartphone, um Fotos der Wolkenformationen zu machen. «Ich schätze, dass ich rund 150 000 Bilder abgespeichert habe.» Sylvia nickt amüsiert und erinnert ihren Mann «an die Kartons mit Tausenden gerahmten Dias im Keller». Aussortieren und Löschen kommt für Felix Blumer nicht infrage. Er hats einmal probiert – und bereut. Weil: «Für irgendein Referat, das ich halten sollte, fehlt mir dann garantiert dieses eine genau zum Thema passende Bild.»

<p>Bewölkter Himmel: Davon bekommt der Meteorologe nie genug, er hat schon 150 000 Fotos.</p>

Bewölkter Himmel: Davon bekommt der Meteorologe nie genug, er hat schon 150 000 Fotos.

Geri Born

Felix Blumer ist nicht nur seit fast 20 Jahren als Meteorologe fürs Schweizer Radio und Fernsehen tätig, er hat auch seine eigene Firma. Die Blumer Communication & Consulting liefert unter anderem für die zwei höchsten Feiertage im Glarnerland, die Näfelser Fahrt und die Landsgemeinde in Glarus, seit Jahren die Wetterprognose. Zudem begleitet er als Experte für Wind und Wetter Leser- und Wissenschaftsreisen in die Antarktis, nach Alaska, auf die Azoren, nach Spitzbergen sowie auf die berühmte Hurtigruten, die traditionelle Postschifflinie Norwegens. Er schreibt eine monatliche Wetterkolumne für die Glarner Ausgabe der «Südostschweiz» und wird ab November – unmittelbar nach seiner SRF-Pensionierung – offizieller Wetterbotschafter vom Säntis.

Ein Glarner mit «Zürischnure»

Ins Glarnerland zieht es ihn öfter. Seine Schwiegereltern leben in Glarus. Und er selbst hat Glarner Wurzeln. Obwohl er nie im «Zigerschlitz» lebte, in Winterthur geboren wurde und aufwuchs und mit seiner Familie bis heute dort ansässig ist. Blumer spricht einen Mix aus Ostschweizer und Thurgauer Dialekt, dazu kommt eine «Zürischnure». Sein Heimatort aber ist und bleibt Schwanden GL beziehungsweise Glarus Süd nach dem historischen Entscheid der Landsgemeinde von 2006 zur Gemeindereform.

Lange Zeit war der Glarner in Zürich sogar Zunftmeister der Zunft zu Wiedikon. Dorthin zog es einst Blumers Vorfahren. Lachend erzählt er: «Mein Grossvater, dessen Herkunftsort Schwanden war, sagte einst, dass er sich nur dann in Zürich einbürgern liesse, wenn es der Stadtpräsident persönlich wünsche. Doch der hat das nie getan. Also blieb auch ich nach der Fusion von 2011 ein Glarner, mein Heimatort ist immer noch Schwanden beziehungsweise Glarus Süd.»

<p>Nasse Sache: Das Kinderparadies Ämpächli und sein Wasserspiel ziehen auch Wetterfrösche an.</p>

Nasse Sache: Das Kinderparadies Ämpächli und sein Wasserspiel ziehen auch Wetterfrösche an.

Geri Born

Der Wetterfrosch hat vier Kinder

Dass ihr Schwiegersohn ein Glarner ist, machte ihnen Eindruck. Diese waren einst von Spreitenbach AG in die kleinste Kantonshauptstadt der Schweiz gezügelt, wobei ihre Tochter in Glarus nur die Schule beendete und sofort ins Limmattal zurückkehrte. Kennengelernt haben sich Felix und Sylvia am Standort Irchel der Uni Zürich – quasi ums Eck und beim «Fensterlen»: Sylvia arbeitete da als medizinische Laborassistentin, Felix an seiner Dissertation als Naturwissenschaftler. «Wir sahen uns durch die Fenster unserer Arbeitsplätze, winkten einander zu – und dann ergab das eine das andere», erinnert sich Sylvia. Seit 35 Jahren sind sie jetzt verheiratet, haben vier Kinder: drei Söhne und eine Tochter, die Jüngste ist 25, der Älteste 32.

<p>Sonnige Gemüter: Felix Blumer mit seiner Frau Sylvia. Das Paar ist seit 35 Jahren verheiratet.</p>

Sonnige Gemüter: Felix Blumer mit seiner Frau Sylvia. Das Paar ist seit 35 Jahren verheiratet.

Geri Born

Das Wetter hat es Blumer schon seit seiner Jugend angetan. «Mich ärgerte es wahnsinnig, wenn ein Fest oder Anlass ‹verschiffet› war.» Nach der Matur studierte er an der ETH Zürich physische Geografie, schloss 1988 als diplomierter Naturwissenschaftler in den Fächern Klimatologie, Hydrologie und Glaziologie ab. Als ein Professor Freiwillige für ein Projekt in China suchte, war Blumer Feuer und Flamme. 1987 verbrachte er für seine Abschlussarbeit vier Monate auf einem Gletscher auf rund 4000 Metern Höhe in der Provinz Xinjiang. «Als ich nach Hause zurückkam, war ich abgemagert wie ein Strich in der Landschaft.»

Sein Traum von Kamtschatka

Nach diesem Abenteuer hätte er China gern noch einmal bereist. Die Uiguren hat er als herzliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt und in Erinnerung behalten. Einen Reisetraum hat er noch: Kamtschatka. Die zu Russland gehörende nordostasiatische Halbinsel fasziniert ihn, «landschaftlich und wegen der Vulkane». Aufgrund der politischen Lage bleibt es wohl ein Traum. Sylvia hätte zudem eine Bedingung: «Keine Leserreise!» Nicht dass sie andere Leute stören, «aber ich mags nicht sonderlich, wenn jeder Ausflug fest geplant, jeder Treffpunkt zeitlich fixiert und alles durchgetaktet ist».

<p>Klare Sicht – und Hunger: Als Glarner geniesst Blumer natürlich Ziger­Höreli mit Apfelmus.</p>

Klare Sicht – und Hunger: Als Glarner geniesst Blumer natürlich ZigerHöreli mit Apfelmus.

Geri Born

Dass ihr Mann erkannt und angesprochen wird, ist Sylvia gewohnt. Auf der Bischofalp lässt ein Grossvater seinen Enkel gerade aufzählen, was dieser in der Schule gelernt hat: «Cirrus, Cirrocumulus und Cirrostratus sind hohe Wolken, Altocumulus und Altostratus mittelhohe – und Stratocumulus sowie Stratus tiefe Wolken.» Dann gibts noch die, die sich über verschiedene Höhen erstrecken: Cumulus oder Blumenkohlwolken genannt – nicht Blumerkohlwolken …

Von René Haenig am 1. August 2025 - 18:00 Uhr