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Heinz Tännler kandidiert für den Bundesratssitz

Der ehrgeizige Aussenseiter

Er fordert die Berner heraus! Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler versucht zum dritten Mal, den Bundesratssitz nach 19 Jahren wieder in die Innerschweiz zu holen. Womit er punkten will. Seine Fifa-Vergangenheit. Und seine dicke Haut.

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ZUG 06.11.2022 - Homestory Heinz Tännler, SVP Bundesratskandidat Kt. Zug. PHOTO BY PASCAL MORA

Mann der Tat: Auf der Terrasse der 7-Zimmer- Wohnung greift der Finanzdirektor selber zur Gartenschere.

PASCAL MORA

Der 62-jährige Rechtsanwalt und Zuger Finanzdirektor empfängt die SI am Sonntag um 12 Uhr in seiner Wohnung hoch über Zug: «Ich fühle mich noch fit und voll im Saft», sagt er. Damit nimmt er die Frage nach seinem Alter vorweg und fügt an: «Ich weiss nicht, ob es ein ideales Alter für eine Bundesrätin oder einen Bundesrat gibt. Aber zwischen 60 und 70 bringt man wichtige Erfahrungen mit.» Am grossen Esstisch setzt sich Ehefrau Cornelia dazu. Zu den Ambitionen ihres Mannes sagt die 55-jährige Kommunikationsberaterin und Interieur-Designerin: «Selbstverständlich unterstütze ich Heinz nach Kräften – obwohl sich unser Leben bei einer Wahl verkomplizieren würde.»

Mit Cornelia ist Tännler seit zehn Jahren verheiratet. «Wir haben nichts zu verstecken», sagt er lachend. Aus erster Ehe hat er drei erwachsene Kinder, eine Tochter ist Lebensmittelchemikerin, eine Primarlehrerin und der Sohn Maschineningenieurstudent. «Mit allen habe ich ein gutes Verhältnis.» Es sind Erklärungen, die er schon der Findungskommission der SVP gab.

Schon 2011 war Tännler als Bundesratskandidat im Gespräch, dann wieder 2015. Damals verzichtete er aber zugunsten von Thomas Aeschi. Gewählt wurde Guy Parmelin. Und jetzt? Erhält die Eidgenossenschaft den ersten Innerschweizer Bundesrat seit Kaspar Villiger? Tännler lässt keinen Zweifel an seiner Motivation für das Amt: «Ich bin bereit, Verantwortung zu tragen. Und vertrete die Meinung, dass dem Parlament eine echte Auswahl geboten werden sollte.» Er stehe für eine Politik des Pragmatismus. In der Europafrage ist er für den bilateralen Weg, bei der Stromdiskussion vertritt er: «Die Versorgungssicherheit besitzt höchste Priorität. Mit Wind- und Solarenergie allein können wir diese aber nicht sichern.» Auf die eigenen Qualitäten angesprochen, sagt er: «Ich habe eine dicke Haut und Führungserfahrung.» Gleichzeitig weiss er aber, dass seine Chancen als «Auswärtiger» überschaubar sind.

ZUG 06.11.2022 - Homestory Heinz Tännler, SVP Bundesratskandidat Kt. Zug. Zusammen mit seiner Frau Cornelia beim Kaffee machen. PHOTOSHOP: BLITZLICHT SPIEGELUNG WURDE WEGRETOUCHIERT! PHOTO BY PASCAL MORA

Heinz Tännler und Ehefrau Cornelia sind ein eingespieltes Team: «Wenn ich nicht gewählt werde, geht die Welt nicht unter.»

PASCAL MORA

Als Tännler vor drei Jahren für den Ständerat kandidierte, machten die politischen Gegner seine Vergangenheit als Fifa-Rechtschef zum Thema. Dazu sagt er: «Als ich zwischen 2004 und 2006 bei der Fifa arbeitete, bewegte ich mich in einem korrekten und soliden Umfeld.» Dass im globalen Fussball nicht immer alles sauber abläuft, liegt für ihn an der Grösse und der Internationalität der Organisation: «Die Fifa zählt 211 Mitgliederverbände – und in gewissen von ihnen werden Recht und Rechtsstaatlichkeit anders definiert als bei uns.»

Schützenhilfe kriegt Tännler von «Nebelspalter»-Chef Markus Somm: «Zug ist ein Kraftwerk, ein bürgerlicher Idealstaat, der beweist, wie man es macht, nicht zuletzt dank Tännler», schreibt Somm. Nicht gut angekommen ist allerdings Tännlers Aussage in einem SRF-Dokumentarfilm zu Vermögen russischer Oligarchen in Zug: «Ich muss dem nicht wie ein Detektiv nachgehen», sagte er. Man solle die Krise in Osteuropa mal Krise sein lassen. Selber hat Tännler schon manche Krise durchgestanden. So wie das Attentat im Zuger Parlament 2001. Er sass in der hintersten Reihe. Als die Schüsse fielen, wurden drei seiner Kollegen getroffen. Zwar sagt Tännler, dass er diese Geschichte verarbeitet habe, gleichzeitig gibt er zu: «Ich setze mich nie mehr mit dem Rücken zu einer Tür.» Auch habe sich durch jenes Ereignis vieles relativiert: «Ich sehe heute alles gelassener. Eine politische Niederlage kann mich nicht mehr erschüttern.»

Von Thomas Renggli am 13. November 2022 - 12:09 Uhr