Eine der lautesten sozialdemokratischen Stimmen der Schweiz ist verstummt: Der ehemalige Basler SP-Nationalrat Helmut Hubacher ist tot. Der frühere Parteipräsident ist am Mittwoch einer kurzen, aber schweren Krankheit erlegen. Das bestätigt seine Familie am Donnerstagmorgen.
Im bernischen Krauchthal in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, absolvierte Hubacher zunächst eine Lehre bei den SBB. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit wurde er nach Basel versetzt, wo er sich politisch zu engagieren begann. Er amtete als Gewerkschaftssekretär, war im Grossen Rat von Basel tätig. 1963 rutschte er schliesslich für die Basler SP in den Nationalrat nach – und blieb 34 Jahre. In demselben Jahr übernahm er den Posten als Chefredaktor bei der «Basler Arbeiter-Zeitung». Seiner journalistischen Tätigkeit blieb er bis ans Ende seiner Tage treu, war bis zuletzt Kolumnist für mehrere Tageszeitungen.
1975 schliesslich wurde er legendärer Parteipräsident der SP – und war bei den Bürgerlichen als Armeekritiker gefürchtet. Er bekannte sich zwar zur Landesverteidigung, hatte allerdings keine Scheu, auf Wahrheiten hinzuweisen, die andere womöglich nicht sehen wollten.
In jeder Zeit entstand auch ein Foto, das Hubacher zeit seines Lebens nachhängen sollte. 1982 traf er auf einer Reise in den Osten den damaligen Staatschef der DDR, Erich Honecker, und schüttelte ihm die Hand. Diese Geste sorgte für viel Zündstoff, befand man sich doch mitten im Kalten Krieg. Der Händedruck mit dem Feind: ein Affront für viele. Und ausgeführt ausgerechnet von Hubacher, dem Linken, dem Militärkritiker. Er selbst hat sich nie von der ostdeutschen Diktatur distanziert. Der Händedruck sei «eine Frage des Anstands gewesen», sagte er Jahre später.
Hubacher hinterlässt seine langjährige Ehefrau Gret, die er bei den Jungsozialisten in Basel kennengelernt hatte, sowie zwei Töchter und einen Sohn.
Bis ins hohe Alter war Helmut Hubacher publizistisch tätig, verfasste im Wechsel mit Pedro Lenz und Chris von Rohr bis 2015 auch eine Kolumne in der «Schweizer Illustrierten». Bis zuletzt schrieb Hubacher eine zweiwöchig erscheinende Kolumne für den «Blick».
Den letzten Beitrag hatte er Anfang Juli verfasst – und sagte mit einer Ode an die Schweiz Adieu. Sein eigenes Ende, er hat es kommen sehen. «Eine schwere gesundheitliche Belastung wirft mich aus der Bahn», schrieb Hubacher – bis zuletzt übrigens mit der Schreibmaschine, das Internet sagte ihm nichts. «Ich muss mich verabschieden.»