Welches Ereignis hat Ihr Leben verändert?
Mein Hochzeitstag und die Geburt meiner Kinder und Grosskinder. Sie alle stehen im Mittelpunkt meines Lebens.
Meine Familie: Für meine Enkelkinder kaufe ich gern Kleidchen. Das sind meine Enkelinnen Julie und Emilie. Das Bild ist entstanden, als ich zur Ständerätin gewählt wurde.
ZVGWie alt sind Ihre Kinder?
Mein Sohn ist 39, meine Tochter ein Jahr jünger. Ich habe fünf Enkelkinder. Meine Tochter bekam vor Kurzem ihr drittes Kind. Das Kleine ist sehr süss.
Was wären Sie als Kind gern geworden?
Ich hätte gern im Western «Bonanza» mitgespielt. Dann hätte ich ein Pferd bekommen (lacht). Ich wollte unbedingt Reitstunden nehmen, aber meine Mutter hat immer gesagt, dass ich davon O-Beine bekäme.
Für wen haben Sie als Teenager geschwärmt?
Für René Deck, damals der Goalie von GC. Da war ich zwölf. Dafür ist mein Neffe Marvin Keller heute YB-Goalie.
Beten Sie? Und wenn ja, wofür?
Ja, als eine Form der Einkehr und Meditation. Ich bete um Frieden.
Wann haben Sie zuletzt geweint?
Vor Weihnachten ist meine Mutter verstorben, vor Ostern mein Vater. Im Gedenken an sie kommen mir oft Tränen.
Wovon haben Sie zuletzt geträumt?
Ich träume immer wieder, dass ich fliege, das ist totale Leichtigkeit.
Welche Eigenschaft hätten Sie lieber nicht?
Die Unart, alles schnell und auf einmal machen zu wollen. Als ich von den Ferien nach Hause kam, sah mein Garten aus wie der indonesische Dschungel. Anstatt mir Zeit zu lassen, raste ich dann mit der Säge drei Stunden brachial durch das Gehölz. Die Belohnung: ein Hexenschuss (lacht). Deshalb sage ich mir: schön eins nach dem anderen.
Welches Kompliment haben Sie kürzlich erhalten?
Vor dem überraschenden Tod meiner Mutter erzählte ich ihr, dass mir die neusten gesellschaftlichen Entwicklungen Angst machen. Sie sagte zu mir: «Du warst noch nie jemand, der Angst hatte.» Dass sie mich so wahrnahm, macht mir Mut.
Wer ist Ihr Held?
Mein Mann. Er bringt sehr viel Ruhe und Stabilität in mein Leben. Er ist mein bester Berater. Wir arbeiten beide gern und inspirieren uns gegenseitig.
Mein Ehemann: Andreas Binder und ich heirateten 1982. Wir haben eine gute Zeit miteinander.
ZVGWas lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?
Ich frische mein Italienisch auf.
Mit wem würden Sie gern im Lift stecken bleiben?
Am liebsten mit jemandem, der ihn repariert. Oder jemandem, der nicht durchdreht. Ich würde mich aber auch gern einmal mit Woody Allen, Dustin Hoffman oder Meryl Streep unterhalten. Ich bin ein grosser Filmfan, mich begeistern viele Schauspieler.
Wofür sollte es Bussen geben?
Ausschreitungen gegen die Polizei und Nazi-Symbolik sollten gebüsst werden.
Wie viel sind Sie wert – in Franken?
Unbezahlbar? Das tönt überheblich. Ich sage: Mich kann man nicht kaufen.
Wann waren Sie das letzte Mal eifersüchtig?
Früher war ich eifersüchtig, wenn jemand etwas erreichte, was ich auch gekonnt hätte. Mit der Zeit wurde aus der Eifersucht Anerkennung.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Ich esse gern japanisch und koche gern Härdöpfel auf 1000 Arten, mit verschiedenen Dips. Beim Trinken ist es Kaffee, Kaffee, Kaffee – bis zu fünf Tassen täglich. Wir haben jetzt eine neue Kaffeemaschine. Ich finde nichts gemütlicher, als auf dem Sofa zu sitzen, Zeitung zu lesen und Kaffee zu trinken, wenn es stürmt.
Was darf in Ihrem Haushalt nicht fehlen?
Kaffee (lacht). Ich habe immer Mehl zu Hause, damit ich Brot backen kann. Das mache ich seit der Pandemie.
Das schaue ich: «Downton Abbey». Ich liebe die Kleidung aus der Zeit der Jahrhundertwende.
ZVGWas machen Sie als Letztes, bevor Sie ins Bett gehen?
Zähne putzen und Zahnseide benutzen. Ich lese gern im Bett, aber dann fällt mir immer das Buch auf den Kopf. Deshalb schaue ich Netflix, dann bin ich in einer Minute weg. Und wenn ich aufwache, ist die Serie sechs Episoden weiter.
Womit belohnen Sie sich?
Leider mit Kleidern. Da kaufe ich alles durcheinander und werfe kaum etwas weg. Meine Kleider sind wie ein Fundus meines Lebens. Mein Mann fühlt sich platzmässig ziemlich bedrängt (lacht). Ich kaufe auch viele Röckli für meine Enkelinnen.
Welchen Erfolg möchten Sie noch einmal erleben?
Den Tag, an dem ich zur Ständerätin gewählt wurde, würde ich gern noch einmal erleben, da ich 2027 wieder antrete werde.
Interview: Hannah Jauch