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80 Jahre Freddy Burger

«Ich bin dazu berufen, Menschen glücklich zu machen»

Witzig, wach und ohne Wehmut: Kurz vor seinem 80. Geburtstag blickt Showlegende Freddy Burger auf sein Leben. Statt einer grossen Feier gibt es für den Unternehmer eine Auszeit. Danach der Ruhestand? Von wegen!

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<p>Freddy Burger ist nur selten in der Wohnung im Corso-Haus. Heute beherbergt sie Büros und Meetingräume.</p>

Freddy Burger ist nur selten in der Wohnung im Corso-Haus. Heute beherbergt sie Büros und Meetingräume.

Kurt Reichenbach

«Hier hat man immer ein spezielles Publikum», sagt Freddy Burger amüsiert und zeigt auf die Raben, in den Baumkronen gegenüber. «Es ist ein schönes Gefühl, wieder hier zu sein», meint er, blickt nostalgisch um sich und fügt an: «Genau da, direkt vor dem Fenster, stand Udo Jürgens' (†80) Piano.» Als Manager und engster Vertrauter haben er und die Musikikone in der legendären Wohnung im Corso-Haus am Zürcher Bellevue viel durchgestanden. Der perfekte Ort, um kurz vor seinem 80. Geburtstag am 29. Dezember zurückzublicken.

<p>«Ich blicke auf ein erfülltes Leben», sagt der Unternehmer. Viele Anekdoten hat er in seiner Biografie «Liebe, Lust &amp; Leidenschaft» (Helvetia-Verlag) festgehalten.</p>

«Ich blicke auf ein erfülltes Leben», sagt der Unternehmer. Viele Anekdoten hat er in seiner Biografie «Liebe, Lust & Leidenschaft» (Helvetia-Verlag) festgehalten.

Kurt Reichenbach

Freddy Burger, wie bleibt man mit 80 Jahren so fit?

Mein Schatz Isabella und ich sind viel in Bewegung. Wir spazieren und fahren Velo. Und ich habe das Glück, mit ihr eine Partnerin zu haben, die 19 Jahre jünger ist. Das – und viele berufliche Projekte, wie die Wiedereröffnung des Mascotte mit neuem Konzept als «Palais Mascotte» im Januar – halten mich geistig wach. In erster Linie ist es aber ein Geschenk von oben, gesund sein zu dürfen.

Gibt es dennoch Leiden, die sich abzeichnen?

Ich habe erhöhten Blutdruck – nicht schlimm, aber ich muss ihn überwachen. Kürzlich war ich für eine Woche im Gesundheitsresort Lanserhof, wo ich alle Checks gemacht habe. Die Ärztin war über mein Alter erstaunt, denn körperlich bin ich in Topform.

Statt einer grossen Feier gönnen Sie sich zum Runden eine Reise.

Genau! Per Zufall trat der ehemalige Fotograf Hannes Schmid, den ich aus früheren Zeiten kenne, wieder in mein Leben. Er schwärmte von seinem Charity-Projekt «Smiling Gecko» in Kambodscha und lud Isabella und mich ein. Dabei betonte er, dass die schönste Zeit zwischen Weihnachten und Silvester sei. Da war klar: Dort will ich meinen 80. Geburtstag feiern. Statt Geld für eine Party auszugeben, spende ich den Betrag lieber an Schmids Stiftung.

Mit welchen Geschenken bereitet man Ihnen Freude?

Ich bin in der privilegierten Lage, alles zu haben. Deshalb habe ich meine Freunde und Bekannten gebeten, für Hannes’ Projekt zu spenden, statt mir Geschenke zu machen.

<p>Freddy Burger und Isabella Recker haben sich am 9.9.2019 feierlich das Jawort gegeben. Erstmals begegnet sind sie sich vor rund 40 Jahren.</p>

Freddy Burger und Isabella Recker haben sich am 9.9.2019 feierlich das Jawort gegeben. Erstmals begegnet sind sie sich vor rund 40 Jahren.

Adrian Bretscher

Welchen Stellenwert hat Materielles in Ihrem Leben?

Geld war für mich immer Mittel, nie Ziel. Geprägt hat mich mein Cliff-Richard-Flop 1965 im Hallenstadion. Ich war gerade mit der Lehre als Hochbauzeichner fertig und veranstaltete mit Freunden dieses Konzert. Wir verkauften nicht genügend Karten und mussten Konkurs anmelden.

Wurden Sie je übermütig bei Autos, Häusern, Luxus?

Ich hatte mir immer wieder einen dicken Chlapf geleistet – übermütig geworden bin ich aber nie. Es gab Versuchungen. Udo Jürgens wollte kurz vor seinem Tod unbedingt mit mir einen Privatjet kaufen. Ich lehnte ab. Ein Jet kostet im Unterhalt Millionen und bindet. Wenn ich einen brauche, chartere ich ihn einfach. Das Gleiche bei Jachten: Ich würde niemals zwei bis fünf Millionen im Jahr dafür bezahlen. Nie!

<p>Platte um Platte nimmt Freddy Burger aus dem Regal. Die Reaktion ist immer dieselbe: «Die Band habe ich damals als Erster in die Schweiz geholt.»</p>

Platte um Platte nimmt Freddy Burger aus dem Regal. Die Reaktion ist immer dieselbe: «Die Band habe ich damals als Erster in die Schweiz geholt.»

Kurt Reichenbach

Welche Begegnungen mit Stars sind Ihnen besonders geblieben?

Sammy Davis Jr. Er war eine riesengrosse Nummer, hatte aber grosse Ängste, ging nie unter Leute und hatte stets bewaffnete Bodyguards bei sich. Und doch konnte ich ihn überzeugen, nach seinem Konzert in den Klub Mascotte zu kommen. Pepe Lienhard sang am besagten Abend. Sammy gesellte sich überraschend zu ihm auf die Bühne, und sie spielten Alphorn – einfach unvergesslich!

Wie haben sich Bühnenshows in all den Jahren verändert?

Es ist alles komplett anders! Ein simples Beispiel: Als Bühne im Hallen- stadion diente Cliff Richard damals ein Boxring mit vier Scheinwerfern. Heute gehen die Aufwände für Produktionen ins Unermessliche und kosten eine Viertelmillion aufwärts. Früher haben Künstler ihr Geld mit Platten- verkäufen verdient, heute mit Shows. Da bleibt für die Veranstalter finanziell nicht viel – dafür ist das Risiko umso grösser.

Welches Konzert aus jüngster Zeit hat sie beeindruckt?

Das von Taylor Swift. Zunächst war ich kritisch – und dann sah ich diese Frau, die drei Stunden durchgespielt hat, kein Durchhänger, totale Präsenz. Die Fans sangen jeden Song mit. Da war eine Verbindung, die mich beeindruckt hat. Das Publikum so mitnehmen zu können, ist schwieriger denn je.

Wie meinen Sie das?

Die Jungen filmen lieber das ganze Konzert mit, statt in eine andere Welt abzutauchen. Dass es doch noch anders geht, freut mich. Solche Künstlerinnen können Menschen emotional abholen. Das wird keine künstliche Intelligenz jemals können. Man kann Seelen nicht in eine Maschine kopieren.

Warum ist Unterhaltung in Zeiten von Unsicherheit und Erschöpfung so wichtig?

Wir leben in einer permanenten Negativschlaufe. Wenn ich Fernseher oder Radio einschalte, tut es fast körperlich weh. Das zieht die Menschen runter. Unterhaltung kann dem zwar nicht total entgegenwirken, aber sie kann Räume schaffen für Freude, Trost und Abstand. Musik ist der einzige Kommunikationskanal, der ohne Übersetzung funktioniert. Text braucht Sprache, aber ein Akkord trifft direkt ins Herz – und das ist essenziell.

Hat sich Ihr Job mit den Jahren verändert?

Klar, aber die Essenz ist geblieben: Ich bin berufen, andere Menschen glücklich zu machen. Das tue ich seit dem ersten Tag mit Liebe, Lust und Leidenschaft – deshalb sind diese drei Schlagwörter auch Titel meiner Biografie.

<p>Geniesst den Blick über den Zürcher Sechseläutenplatz und den See: Unterhaltungspatron Freddy Burger.</p>

Geniesst den Blick über den Zürcher Sechseläutenplatz und den See: Unterhaltungspatron Freddy Burger.

Kurt Reichenbach

Sie haben die operative Führung an Ihren Sohn Oliver übergeben. Wie schwer war das Loslassen?

Wir haben das Schritt für Schritt gemacht. Oliver ist mit dem Business aufgewachsen und hat sich ohne Druck entschieden. Ich lasse ihn seinen Weg gehen, werde ihm bei Fragen aber gerne beratend zur Seite stehen.

Machen Sie sich nun mehr Gedanken über das Sterben?

Natürlich! Man verabschiedet immer mehr geliebte Menschen. Je älter man wird, desto näher fliegen diese Raketen am eigenen Kopf vorbei.

Fürchten Sie sich vor dem Ende?

Nein, keinesfalls. Ich habe meiner Frau schon vor langer Zeit gesagt: Wenn ich jetzt gehen müsste, wäre ich dankbar. Ich durfte ein ausserordentliches Leben führen. Sie hat mir aber 94 Jahre als Ziel gesetzt, das ich eisern verfolge.

Wie soll Ihr Ableben aussehen?

Wie bei Udo Jürgens: Herzschlag, peng – fertig! Ohne Leidenszeit.

Haben Sie als Eventkönig Ihre Trauerfeier schon geplant?

Nein, nur eines ist klar: Am Schluss soll ein Song von Udo laufen. «Ich weiss, was ich will»: Dieses Stück fasst meine Lebensphilosophie gut zusammen.

Toni Rajic
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Von Toni Rajic vor 28 Minuten