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50 Jahre Frauenstimmrecht

«Ich darf diese Kolumne schreiben, weil ich eine Frau bin»

Durch eine eidgenössische Abstimmung wurde 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. 50 Frauen blicken für die Schweizer Illustrierte zurück – und wagen einen Blick in die Zukunft. Heute: Slam-Poetin und Satirikerin Rebekka Lindauer.

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Rebekka Lindauer, Kolumne, 50 Jahre Frauenstimmrecht, SI 18/2021

«Überdurchschnittliche Sichtbarkeit der Frauen»: Slam-Poetin und Satirikerin Rebekka Lindauer.

Toshimi Ogasawara/ZVG
Rebekka Lindauer, Kolumne, 50 Jahre Frauenstimmrecht, SI 18/2021
Rebekka Lindauer

Zwischen Frauen und Männern steht einiges in den Sternchen. Darum wage ich zum 50-Jahr-«Jubiläum» des Frauenstimmrechts einen Blick in die Sterne. Besondere Spannungsaspekte des Jahres 2021 werden den Konflikt zwischen Altem und Neuem nachhaltig beseitigen: Mond, Saturn und Venus bilden eine ihrer äusserst seltenen Konstellationen und stehen in einer grossen Konjunktion. Diese sorgt für eine überdurchschnittliche Sichtbarkeit der Frauen, die es in dieser Vielfalt höchstens alle 50 Jahre gibt – also so selten wie die Blüte des Titanenwurz. Die Blume aus der Amorphophallus-Gattung ist auch unter dem Begriff «unförmiger Titanen-Penis» bekannt, erreicht eine Höhe von über drei Metern, riecht nach Aas und ist eines der weltweit grössten Spektakel in der Phytophilie.

Ein ebenso unglaubliches Spektakel ereignete sich vor 50 Jahren, als im chinesischen Horoskop das Jahr des Hundes im ersten Haus des Schweines eingeläutet wurde. Geborenen Schweinehunden gelingt es nur mühselig, einen Kochherd unfallfrei einzuschalten, und ihre nebulösen Gedanken werden oft missverstanden, da ihre kognitive Leistungsfähigkeit nicht selten irgendwo zwischen einem fermentierten Grünkohl und einem Verkehrspylonen liegt.

Rebekka Lindauer, Kolumne, 50 Jahre Frauenstimmrecht, SI 18/2021
Geri Born
Zur Person

Die 37-jährige Zürcherin steht seit 2017 auf der Bühne. 2019 machte sie sich als Slam-Poetin und Satirikerin selbstständig. Dann kam die Corona-Krise. Seit der Lockerung ist die Künstlerin wieder auf Bühnen anzutreffen. Am 27. Mai 2021 spielt sie am «Female Trouble» (nur mit Frauen im Line-Up) im Millers Zürich. Dieses Frühjahr wollte sie mit ihrem ersten Soloprogramm «Héroïne» auf Tournee gehen – nun hofft sie auf September. Lindauer lebt in Zürich.

Helvetia, Jungfrau mit Aszendent Skorpion, hatte schon seit 123 Jahren mit solchen Schweinehunden zu kämpfen, als eine unerwartete lokale Konstellation zwischen Eiger, Mönch und Jungfrau das Schicksal im ersten, zweiten und hinterletzten Haus der Venus bestimmte. So ermöglichte letztendlich 1971 ein astrologischer Ausnahmezustand den Schweizer Frauen das Stimmrecht.

Für die Zukunft bedeutet dies, dass Frauen fortan als richtige Menschen behandelt werden, indem sie in allen Belangen dieselben Rechte wie Männer haben und gesellschaftlich, politisch wie auch wirtschaftlich mit einer Quote von mindestens 50 Prozent bis in die höchsten Ränge vertreten sind. Wir stehen sozusagen am Beginn einer neuen Ära, und die Jupiter-Saturn-Schwingung läutet diesen Wandel einer neuen gleichgestellten Gesellschaft ein. Diese Veränderung bedarf noch höchstens 50 Zyklen. Aber mit Zyklen kennen sich Frauen ja bestens aus.

Von Rebekka Lindauer am 7. Juni 2021 - 10:01 Uhr