1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Melanie Winiger: «Ich ging, als ich Trump die Hand schütteln sollte»

Melanie Winiger findet klare Worte

«Ich ging, als ich Trump die Hand schütteln sollte»

Bei «Gredig direkt» findet Melanie Winiger klare Worte zu den Themen Feminismus und Rassismus. Sie teilt aus, ohne plump zu sein, macht klar, was manchmal schwer verständlich ist.

Artikel teilen

Melanie Winiger Schauspielerin 2019

Melanie Winiger spricht über ihre Erfahrungen in der Mode- und Schauspielbranche.

Ellin Anderegg

In der Talksendung «Gredig direkt» sass am vergangenen Donnerstag Melanie Winiger hinter der Corona-Glasscheibe. Passend zum aktuellen Weltgeschehen sprechen Urs Gredig und die Schauspielerin über Feminismus, Machtmissbrauch, sexuelle Ausbeutung und Rassismus. Dabei wird klar, dass Melanie Winiger eine Frau ist, der man zuhören sollte, wenn man verstehen will, was oft so schwer zu erklären ist. 

Talkmaster Gredig und sein Gast eröffnen denn auch mit den aktuellen Enthüllungen von Model Anja Leuenberger. Die 27-Jährige machte erst vor wenigen Tagen öffentlich, dass sie gleich zwei Vergewaltigungen erleben musste. Beide von Männern aus der Modebranche.

Winiger wollte Trump die Hand nicht schütteln

Und auch Melanie Winiger hielt nach ihrer Wahl zur Miss Schweiz im Jahr 1996 «ein paar Zehen» in die Modewelt, wie sie selber sagt und kam dort in Kontakt mit Menschen, die ihre Macht missbrauchten, um junge Männer und Frauen sexuell auszubeuten. Besonders klar wurde ihr das bei den Miss-Universe-Wahlen 1997. Damals traf sie auf den heutigen US-Präsidenten Donald Trump, 71. «Ich bin weggegangen als es darum ging, ihm die Hand zu schütteln. Ich fand den einen Grüsel.»

Auch habe Trump sich ziemlich an zwei andere junge Frauen rangemacht. «Ich war nicht seine Zielgruppe. Das habe ich gemerkt. Aber er war scharf auf zwei Teilnehmerinnen, die dann auch eine Nacht mal nicht zurückkamen. Ob da etwas war, kann ich aber nicht sagen.»

«Harvey Weinstein ist ein Schwein»

Jahre später, als sie für die Schauspielerei nach Los Angeles ging, war Melanie Winiger klar: «Ich mache nur, was für mich stimmt.» Sie habe von ihren Eltern ein starkes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl mitbekommen und sei so in der Lage gewesen, sich selber zu schützen. Ausserdem wurde sie gewarnt. 

«Als ich nach Amerika kam, sagte man mir gleich, dass Harvey Weinstein ein Schwein ist. Dass man bei ihm aufpassen muss.» Weinstein sitzt aktuell in den USA im Gefängnis, er wurde wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch schuldig gesprochen. Der Produzent von grossen Blockbustern soll seine Macht mehrfach missbraucht haben, um sich an jungen Schauspielerinnen zu vergehen. 

«Man muss sich wehren»

Auch Winiger sei mehr als einmal am späten Abend in das Hotelzimmer von Produzenten oder Regisseuren eingeladen worden. Für Besprechungen. «Es kann schon sein, dass ein Regisseur erst abends Zeit hat, aber dann muss man nicht aufs Zimmer. Ich habe immer verlangt, dass wir uns in der Lobby treffen.»

Die Mutter eines Sohnes setzt denn auch den Machtmissbrauch ins Zentrum der Problematik. «Menschen, die ihre Position als Macht und nicht als Verantwortung wahrnehmen, die sind das Problem.» Es sei wichtig, aufzustehen, sich zu wehren und bis in die obersten Etagen zu gehen. «Wenn diejenigen oben dran solche Leute gar nicht mehr einstellen, ihre Verantwortung wahrnehmen, dann ist man auf dem richtigen Weg.» 

«Sie haben mich angebunden und sind auf mich los»

Weiter tauchen Urs Gredig und Melanie Winiger in die Thematik der Demonstrationen gegen Polizeigewalt an Schwarzen in den USA ein. Ein Umstand, der die Schauspielerin wütend macht. «Ich muss mich richtig zusammenreissen. Ich finde es schlimm, was dort abgeht. Ich finde das unmenschlich. Aber nicht nur im Moment. Wir reden da von 150 Jahren. Damals wurde die Sklaverei verboten, aber dann wurden die Schwarzen einfach in den Knast gesperrt, um dort weiter für Grossunternehmen zu arbeiten. Ausgebeutet werden alle, die nicht weiss sind, weiterhin.»

Die Tochter einer Inderin und eines Kanadiers erlebte in ihrer Kindheit im Tessin regelmässig Rassismus. «Ich wurde als Scheissmarokkanerin bezeichnet, obwohl Indien und Marokko jetzt nicht unbedingt dasselbe sind. Und dann haben mich Mädchen, mit denen ich Gummitwist spielen wollte, einfach angebunden und sind dann mit anderen auf mich los. Das waren komische Begegnungen.» Heute sei sie stolz auf ihre Wurzeln und nehme auch gerade darum gerne Rollen an, die genau damit spielen.

Gibt es nur die EINE Mutter?

Angesprochen auf ihr Verhältnis zu ihrem Sohn Noel, 18, weisst Melanie Winiger den sonst so souveränen Urs Gredig in seine Schranken. Er stellt infrage, ob eine Frau für ihr Kind Mutter und Freundin gleichzeitig sein kann. 

«Da liegt doch das Problem. Es gibt nicht die eine Mutter. Was ist denn das? Jede Frau hat ihren eigenen Charakter und erzieht ihr Kind anders. Bei uns hat das hervorragend funktioniert.» Sie habe sich immer das Recht genommen, ihre Meinung zu sagen und dahinter zu stehen. 

Berit-Silja Gründlers
Berit-Silja GründlersMehr erfahren
Von Berit-Silja Gründlers am 12. Juni 2020 - 17:42 Uhr