Dieses bildhübsche Fleckchen Erde, genannt Romandie, hat ganz viel mit Liebe zu tun. Jedenfalls bei Christine Lienhard (55) der Ehefrau von Musiker und Bandleader Pepe Lienhard (79). 1986 – sie war 17 – ging sie vom Berner Seeland in die Westschweiz. Als Au-pair. Ein Jahr lang wollte Christine bleiben, ganz klassisch. Doch es kam anders. «Ich habe mich im Welschland unglaublich wohlgefühlt. Französisch wurde sehr schnell zu meiner Sprache. Zudem habe ich mich verliebt. Und es war schnell klar, dass ich hierbleiben möchte», erzählt Christine Lienhard. Aus einem Jahr werden 20 Jahre. Sie macht das KV bei einer Bank, arbeitet als Stewardess bei einer Privatflugzeug-Gesellschaft und später als Kommunikationsfachfrau.
Christine Lienhard ist von der legendären Schauspielerin Audrey Hepburn fasziniert. Deshalb lässt sie sich auch die Ausstellung über den Hollywood-Star in Morges VD nicht entgehen.
GABRIEL MONNETRiesenschildkröte und Bildhauer
2005 – Christine hat nach all der Zeit im Welschland einen Job in der Deutschschweiz – lernt sie Pepe Lienhard an einer Gala in Zürich ken- nen. Der Rest ist Geschichte, nämlich die einer grossen Liebe: Das Traumpaar heiratet 2011, lebt seit- dem in einem malerischen Bauern-haus in Frauenfeld TG, zusammen mit ihrer gut einjährigen Schäferhündin Whoopi und einer fröhlichen Schar Hühner.
Doch verabschiedet von der Romandie hat sich Christine Lienhard nie. «Au revoir – auf Wiedersehen» ist ihr Credo. Und das jedes Jahr. Zusammen mit Pepe, ein paar romantische Ferientage lang. «Ich kannte vor allem Genf und Lausanne, weil wir dort mit der Band gespielt haben», so der Saxofonist. «Durch Christine habe ich nun all die Regionen kennengelernt und viele spannende Sehenswürdigkeiten entdeckt. Obwohl wir auch gern in tropische Länder reisen, muss man wegen der Schönheit nicht ins Ausland. Die haben wir auch in der Schweiz.» Und ergänzt: «Die Menschen hier sind fröhlich und lebenslustig. Sie essen gern gut und trinken gern ausgezeichneten Wein. Das gefällt mir.» Auch wenn es für ihn manchmal ein bisschen anstrengend sei, die ganze Zeit Französisch zu sprechen.
Mit 17 geht Christine Lienhard als Au-pair ins Welschland zur Familie Schaeren. Sie sind heute noch gute Freunde.
GABRIEL MONNETVier Ferientage verbringen die Lienhards diesen Sommer im Welschland. Während Christine am ersten Tag in Lausanne eine Freundin trifft, besucht der Musiker Pepe den Zoo in Servion. «Sie haben dort ein weltweit einmaliges Tier: eine Albino-Galapagos-Riesenschildkröte! In der freien Natur haben Albinos keine lange Lebensdauer, denn sie sind extrem UV-empfindlich. Die Schildkröte lebt deshalb in einem Gehege ohne direkte Sonneneinstrahlung», weiss der Tierfreund. Am nächsten Tag steht Vevey auf dem Programm: ein bisschen «lädele», ein bisschen Gaumenfreuden, ein bisschen faulenzen auf den öffentlichen Liegestühlen am Ufer des Genfersees.
Übernachtet wird in einem ihrer Lieblingshotels: der Auberge du Raisin in Cully VD, geführt vom berühmten Schweizer Hotelier Jean-Jacques Gauer (71). Er leitete schon die Luxushotels Schweizerhof in Bern und Lausanne Palace. «J.J.», wie die beiden ihn liebevoll nennen, ist ein langjähriger Freund. Am Abend treffen die Lienhards in der Auberge zufällig Igor Ustinov und seine Frau Jihan. Der Bildhauer ist der Sohn des legendären Schauspielers Peter Ustinov (1921–2004). Sie beschliessen, gemeinsam zu dinieren. «Wir haben uns im Laufe der Jahre ein paarmal bei Anlässen getroffen. Igor ist ein total kreativer Typ, einer, der an allen Ecken und Enden brennt», so Pepe Lienhard.
Christine Lienhard: «Ich hatte das Glück, als Au-pair in eine unglaublich liebe Familie zu kommen»
GABRIEL MONNETHollywood und alte Freunde
Bevor ein ganz besonderer Besuch ansteht, gehts am nächsten Tag nach Morges VD zur Ausstellung «Audrey Hepburn in Italy» im Musée Bolle (bis 7. 9. 2025). Ein Wunsch von Christine. «Diese Schauspielerin hat mich schon immer fasziniert. Audrey Hepburn war eine ganz spezielle Frau. Sie hat ja in der Nähe, in Tolochenaz, gewohnt. Ich habe sie damals ein paarmal von Weitem auf dem Markt gesehen.»
In der Westschweiz übernachten die Lienhards meistens in einem ihrer Lieblingshotels, der Auberge du Raisin in Cully VD.
GABRIEL MONNETEin paar Kilometer weiter liegt das 700-Seelen-Dorf Denens. Dort wohnen sie – die ehemaligen Au-pair-Gasteltern von Christine – Georg (74) und Mag (71) Schaeren. Seit ein paar Jahren treffen sie sich wieder regelmässig, losen Kontakt hatten Christine und die Familie allerdings immer. «Ich kann mich noch ganz genau an den ersten Abend mit Christine erinnern. Ich wollte mit ihr den Znacht vorbereiten, einen Braten machen. Christine ging in ihr Zimmer, zog sich um, kam in die Küche und sagte: ‹Wie hättet ihr das Fleisch gern: in einer Rotweinsauce oder mit Gemüse?› Ich wusste ja nicht, dass sie schon so gut kochen konnte.» Christine lacht und schwärmt: «Ich hatte eine wunderbare Zeit als Au-pair bei euch und den drei Kindern.»
Wenn sie nicht am Genfersee sind, reisen sie gern in tropische Länder. Ende August gehts nach Uganda zu den Berggorillas.
GABRIEL MONNETNach den Ferien ist vor den Ferien: Ende August fliegen die Lienhards zusammen mit dem Schauspieler-Ehepaar Hanna Scheuring und Daniel Rohr nach Uganda zu den Berggorillas. Im Herbst gehts dann für Pepe Lienhard und seine Big Band wieder los. Auf dem Programm stehen am 21. September eine Matinee im KKL Luzern, eine Flussschifffahrt auf dem Rhein und weitere Konzerte. Und nächstes Jahr – nach seinem runden Geburtstag im März – startet Ende Mai die Celebration Tour: ein komplett neues Programm mit vielen Überraschungen. Denn schliesslich ist mit 80 noch lange nicht Schluss!