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  4. Wir treffen Erotik-Unternehmer Patrik Stöckli in seinem Zuhause in Hurden SZ
Sexunternehmer Patrik Stöckli

«Ich habe manche Ehe gerettet»

Er hat viele Tabus gebrochen und es als grösster Sexunternehmer im Land ganz nach oben gebracht. Nun ist Patrik Stöckli 65 und hat all seine Erotik-Märkte verkauft. Die neuen Freiheiten nutzt der Schwyzer Pornokönig etwa fürs Golfen. «Ich hab noch immer eine geile Zeit!»

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Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Alles schön in Reih und Glied. Golf-Fan Patrik Stöckli in seiner Garage daheim in Hurden SZ. Die Schlägerhauben mit dem Logo seiner Erotik-Märkte haben ihm seine Angestellten geschenkt. «Auf jeder meiner Autonummern muss es Sechsen haben.»

Kurt Reichenbach
Thomas Kutschera
Thomas Kutschera

Bescheidenheit ist nicht sein Ding. Manchmal, wenn Patrik Stöckli an einem einzigen Tag gleich mehrere der 21 Erotik-Märkte seines Schweizer Imperiums besuchte, gönnte er sich eine Extravaganz: Statt in einen seiner zwei roten Ferraris setzte er sich in seinen Helikopter MD 500E und pilotierte diesen von Filiale zu Filiale. Für die Landeerlaubnis be- zahlte er den jeweiligen Landbesitzern einen Heli-Rundflug. Bei seinen Filial- besuchen lag Stöckli vor allem der Kundenkontakt am Herzen. «Unzählige Frauen haben mir glückselig erzählt, dass sie dank unseren Produkten ein besseres Sexleben haben. Stöckli sei Dank!» Der Schweizer Pornokönig lacht laut. «Ich habe manche Schweizer Ehe gerettet.»

 

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

«Ich hab gern meine Ruhe.» Stöckli in seiner Stube in Hurden SZ mit Sicht auf den Seedamm von Rapperswil SG.

Reichenbach

«Ich war dick wie eine Sau»

Der 65-jährige Unternehmer sitzt auf einem Ledersofa im Salon seiner Villa in Hurden SZ. Hier lebt er mit seiner zweiten Frau Nora – «en heisse Chäfer! Doch kochen kann sie nicht.» Nora Stöckli verdreht die Augen: «So ist er halt.» Die 54-Jährige hat bei der Kantonspolizei Graubünden gearbeitet, bei der Sittenpolizei. Deshalb scheut sie die Öffentlichkeit und will nicht aufs Foto. Kennengelernt haben sie sich vor 22 Jahren in Chur. Er trainiert damals für die Marathon-Saison. «Von 1999 bis 2004 bin ich 80 Langstreckenrennen gelaufen. Davor war ich dick wie eine Sau.»

2002 heirateten die beiden. Seit die gemeinsame Tochter Céline (20) ausgezogen ist, lebt das Paar allein in seiner «bescheidenen Hütte» am Zürich-Obersee. 700 Quadratmeter Wohnfläche, Hightech-Küche, die Stubenwand aus edlem Marmor, Jacuzzi, Swimmingpool, Motorboot im nahen Privathafen. Milliardär Stephan Schmidheiny gehört zu den Nachbarn. Für die Einweihungsfeier mit den Handwerkern engagierte Stöckli Francine Jordi.

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Im Entree mit Ginger, einem Australian Cobberdog. «Er folgt mir besser als meine Frau.»

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Sein Handicap: 21,7

Normalerweise hätten sie selten Gäste: «Wir geniessen die Zweisam- keit», sagt Nora Stöckli. «Ich koche», ergänzt ihr Mann, «sie wäscht ab und räumt auf.» Vor dem Einschlafen schauen sie TeleZüri. Es ist nicht mehr das wilde Leben von einst. Vor allem seit seinem Rennvelounfall, bei dem er sich 2020 an Schulter und Becken schwer verletzt hat.

Seit ein paar Monaten schiebt Stöckli sowieso eine ruhigere Nummer. Vor Weihnachten 2022 verkauft er die letzten acht Erotik-Märkte an den Schweizer Konkurrenten Magic X – «für ein paar stattliche Milliönli». Das Warenlager ist praktisch leer. Stöcklis Unter- nehmen CNP Entertainment (C steht Céline, N für Nora, P für Patrik) mit früher einmal 90 Angestellten umfasst noch sechs Swinger- und Saunaklubs unter dem Namen Cruising World. Dort und im Firmenhauptsitz in Schindellegi SZ schaut er nur noch selten zum Rechten. Dafür hat er mehr Zeit für seine Leidenschaften: Luxus-Immobilien bauen, als Abwart zu seinem Parkhaus mit Umschwung in Volketswil ZH schauen – und Golf spielen.

Sein Handicap: 21,7. Viermal pro Woche geht er mit seinem CEO Marc Gilardi auf den Platz. Lernt er dort neue Leute kennen, wird er immer gefragt: «Was, du bist der Porno-Stöckli? Du hast es gut: ein paar Sexartikel verkaufen und damit Millionen verdienen!» Seine Replik: «Ja, das kann jeder Tubel, warum hast du es nicht gemacht?»

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Warenprüfung im Lager in Schindellegi SZ: Stöckli (l.), sein CEO Marc Gilardi und Angestellte Tanja Kessler.

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Vorbild Beat Uhse

Entfacht wird sein Unternehmergeist, als er zwölf Jahre alt ist. Im «Stern» sieht Patrik ein Bild der Sexunter- nehmerin Beate Uhse vor ihrem Verwaltungsgebäude. Titel: «Das alles ist mein!» Das imponiert Klein Patrik: «So was will ich auch mal sagen können!» Nach einer Lehre in der väterlichen Bildhauerei im Solothurnischen eröffnet der streng katholisch erzogene Sohn in Hersiwil SO seine erste Firma: 200 Grabsteine verkauft er im Jahr. Als 25-Jähriger sieht Stöckli im TV die Reportage «Sexszene Schweiz». «Geil, da lässt sich ja richtig Kohle machen», sagt er sich und steigt ins Sexbusiness ein. «Obwohl ich von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte.» Stöckli gründet einen Versandhandel für Sexartikel. In seinem Betrieb in Wollerau kopieren Mitarbeitende täglich Tausende von Pornofilmen auf leere Videokassetten. Er selber produziert Pornos – Filme wie «Sex in Eis und Schnee» in St. Moritz.

Er lanciert Telefon 156, sein «bester Entscheid»: In seiner Zentrale bieten 50 Frauen Telefonsex an. Kommt ein Anruf rein, leuchtet auf der Apparatur ein Lämpchen. «Es war wie vor einem Christbaum. In den ersten zwei Wochen verdiente ich 156'000 Stutz.»

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Auch in der Küche: alles Hightech. «In fünf Jahren wohnen wir wo- anders. Ich liebe es, Luxushäuser zu bauen und zu verkaufen.» Einen Computer hat Stöckli nicht. «Ich kann knapp mein Handy bedienen.»

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«Ich habe Freude am Sex. Und Nora und ich haben noch Sex. Ganz ohne Spielzeug»

Patrik Stöckli

1992 eröffnet Stöckli in Wollerau SZ seinen ersten Erotik-Markt. Seine Philosophie: weg vom schmuddeligen Sex- shop-Image! Dafür grosse, helle und saubere Verkaufsräume, genügend Parkplätze. 4000 Leute stehen Schlange am Eröffnungswochenende, auch Frauen und Pärchen. Bei den Eröffnungen sei- ner Märkte lässt es Stöckli krachen: Es gibt gratis Wurst und Bier, Gang-Bang- sowie Lack-und-Leder-Shows, Revue- Tänzerinnen aus Ungarn. Einmal tritt Suzi Quatro auf, einmal Monika Kaelin. Prominente auch unter der Kundschaft? «Oh ja!» Nennen will er nur einen: Gölä.

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Das Warenlager wird geleert: Auch diese Porno-DVDs kommen weg. «Heute sind das Ladenhüter.»

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Ein «ganz normaler Füdlibürger»

Stöcklis goldene Zeiten sind die 1990er-Jahre. «Danach veränderte das Internet das Business.» Anfangs verkauft er zu 85 Prozent DVDs und Videokassetten, heute kommen 18- bis 80-Jährige in die Märkte. Vor allem Sexspielzeug ist gefragt. «Werde ich Sexkönig genannt, ehrt mich das. Und ich habe all die An- gestellten meiner Firmen auch immer fair behandelt.» Dass er sich nicht am Patent für einen lukrativen Womanizer-Vibrator beteiligt wollte, bereut er heute. Und auch, dass er sich einst für eine Zeitschrift mit halb nackten Tänzerinnen fotografieren liess. «Da meinten alle, das sei mein Leben. Dabei bin ich ein stinknormaler Füdlibürger.» Auch im Liebesleben? «Ja. Ich habe Freude am Sex. Und Nora und ich haben noch Sex, ganz ohne Spielzeug.»

Patrik Stöckli, Sex-Unternehmer

Stolz auf seine Rolex-Sammlung. Am Handgelenk «das grösste Modell der Marke», eine Deepsea Challenge. Wert: 25 000 Franken.

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Die beiden besitzen auch eine Finca auf Ibiza. Das Tagesprogramm ist dort immer dasselbe: 7.30 Uhr eine Runde Golf für ihn, danach ein Ausflug auf ihrer Princess-Jacht um die Insel – dafür haben sie ihren eigenen Captain. Nächstes Projekt: Stöckli lässt eine Biografie über sich schreiben. «Ich bin stolz auf mein Lebenswerk.»

Genug geplaudert! In seiner Garage macht Patrik Stöckli seine Golfsachen parat. Auf den Kontrollschildern der vier Luxuskarossen prangen lauter Sechsen. SZ 66 666 wollte er Schwin- gerlegende Geni Hasler abkaufen – und biss auf Granit. Für LU 6666 blätterte er 10 000 Franken hin. «Ein Spleen von mir. Doch diese Extravaganz gönne ich mir als Pornokönig.»

Thomas Kutschera
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Von Thomas Kutschera am 16. April 2023 - 16:00 Uhr