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  4. Peach Weber über Humor, den Impfsong und sein Leben

Peach Weber

«Ich hätte mich wohl geheiratet»

Er spielte früher in einer katastrophalen Rockband – heute macht er mit seinem Impfsong Schlagzeilen. Für welche Eigenschaft der Aargauer Komiker Peach Weber oft Komplimente kriegt, warum er als Superman im Stress wäre und wie er sich selber gern nennt.

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Peach Weber, 65 Jahre, Interview, 2017

Peach Weber, 68, steht seit 44 Jahren auf der Bühne und gewann zweimal den Prix Walo. Sein neustes Programm heisst «Gäxplosion».

Geri Born

Peach Weber, impfen statt schimpfen – mit der Botschaft in Ihrem neuen Song sorgen Sie gerade auf Youtube für Aufregung. Wie entstand das Lied?
Spontan, wie alles bei mir. Ich fand die Idee lustig.

Manche Kommentatoren finden das weniger lustig – und vermuten sogar, dass Sie für den Bund arbeiten! 
Ich lese die Kommentare nicht, nur Mails. Für mich ist das Lied keine Werbung für die Impfung, sondern ein Abbild der jetzigen Situation.

Für welche Eigenschaft kriegen Sie immer wieder Komplimente?
Für meine Optik sicher nicht, ich bin ja kein George Clooney. Für die Ruhe, die ich ausstrahle. Das ist noch lustig, weil es bei mir oft innerlich brodelt. Es muss wohl an der Stimme liegen. Eltern erzählten mir immer wieder, dass ihre Kinder gern zu Kassetten von mir einschlafen. Auch da ists wohl die Stimme.

Wie hätte Ihr Vorname als Mädchen gelautet?
Vielleicht Petra? Ich weiss es nicht. Meine Mutter war Südtirolerin, deshalb ist mein zweiter Name italienisch: Mario. Den mag ich. Manchmal nenne ich mich Don Mario.

Was ist Ihre früheste Erinnerung?
Als Kind bin ich immer unter dem Thuja-Hag durchgeklettert und zu meiner Nachbarin in die Küche geschlichen. Sie machte Wähe oder Braten – und für mich gabs ein «Chröömli».

«Ich sah aus wie ein Neanderthaler»

Peach Weber, Komiker
Peach Weber

Die langen Haare trägt Peach Weber schon seit Jugendtagen.

Kurt Reichenbach

Was ist Ihr liebstes Mundartwort?
«Chrüsimüsi» ist genial. Es sagt so viel aus, und doch kann man es nicht genau definieren. Oder «Steigümperli» – ein Murmeltier. Ich führe übrigens ein Word-Dokument mit tollen Mundartwörtern wie «änetüüssele».

Ihre peinlichste Modesünde?
Da gab es viele! Ich trug lange Haare bis über die Schultern. Und ich hatte einen Lammfellmantel. Von aussen sah ich aus wie ein Neandertaler, fühlte mich aber grausam gut dabei. Hässig wurde meine Mutter einmal, als ich ihre Kunstpelzjacke auslieh – ungefragt. 

Was hatten Sie als Kind für einen Spitznamen?
Pitsch. Wir hatten früher zwei Peter Weber in der Klasse. Für die Lehrer war der eine Peter 1 und der andere Peter 2. Bei den Freunden hiess einer Pe und der andere – also ich – Pitsch. Da ich aber in einer wilden Rockband spielte, fand ich Pitsch nicht so toll. So kam ich auf Peach. Zum einen weil Englisch damals grausam cool war. Zum anderen weil mir der Pfirsich sympathisch ist. Ich habe ja ein pfirsichweiches Hüütli. 

«Als Superman wäre ich im Stress»

Peach Weber
Peach Weber mit Tochter Nina daheim in Hägglingen AG

Tochter Nina ist heute 25 und an ihrem Master zur Fachübersetzerin.

Adrian Bretscher

Wie sah ihr Zimmer aus, als sie 16 waren?
Ich hatte eine kreative Sauordnung. Da ich in einer Band spielte – wir waren katastrophal schlecht – war die Musik ein zentraler Punkt im Zimmer. Viele Singles lagen herum. An der Wand hing ein Winnetou-Starschnitt. Ich sammelte die Heftli, verpasste aber eines. So fehlte die Hälfte seines Kopfs.

Erinnern Sie sich an den ersten Schulschatz?
Ja klar! Ich traute mich damals aber nicht, ihr zu sagen, dass ich sie so eine Nette und Herzige finde – aus Angst vor einer Abfuhr. Ich habe sie also einseitig angehimmelt. Ihren Namen verrate ich nicht – sie wohnt nämlich immer noch in der Nähe. 

Was ist das Kitschigste, was Sie je gemacht haben?
Als ich mit Kumpels vier Wochen in die USA reiste, habe ich meiner damaligen Freundin jeden Tag eine Ansichtskarte geschrieben. Mit einem Wort und einer Zahl darauf. Sie hat also 28 Postkarten bekommen, in unterschiedlicher Reihenfolge. So konnte sie die Liebeserklärung erst am Schluss lesen. 

Sie wären für einen Tag eine Frau. Was würden Sie tun?
Ich würde mich selber daten, um zu schauen, wie ich auf das andere Geschlecht wirke. Dann würde ich mich wohl heiraten (lacht).

Wie sind Sie betrunken?
Ich habe Alkohol gar nicht so gern. Ich trinke höchstens ein Gläsli Wein oder ein Bier. An Partys habe ich mir auch schon den Spass gemacht, nüchtern genauso zu reden wie die angetrunkenen Kumpels. Vollrausch hatte ich nur einen mit 19 Jahren – mit einem Freund und einer Flasche Whiskey. Dafür habe ich bis vor 30 Jahren geraucht wie ein Löli. Dann hab ich von vier Päckli auf null komplett aufgehört. 

Was war Ihre beste Idee?
Eine super Entscheidung war, Lehrer zu werden. Das ist nach wie vor mein Traumberuf. Und es war gut, dass ich mich traute, als Komiker selbstständig zu werden.

Ihre dümmste Idee?
Ich bin zweimal geschieden – doch ich sehe darin nichts Negatives. So ist der Lauf des Lebens. Ich bin kein Jammeri.

Angenommen, Sie hätten Superkräfte: Was für Wunder würden Sie vollbringen?
Es gibt auf der Welt einen Haufen Sachen, die falsch laufen. Ich wäre als Superman recht im Stress. 

Welches Geräusch lieben Sie?
Ich höre sehr gern eine Kuhherde aus der Ferne glöckelen. 

Welches Geräusch hassen Sie?
Verkehrslärm. Und früher den Wecker.

Sie erhalten einen Preis für Ihr Lebenswerk. Wer hält die Hommage?
Eine ältere Frau aus dem Volk, die lustig findet, was ich so gemacht habe. Das wäre ehrlicher als ein komischer Promi.

Jessica Pfister
Jessica PfisterMehr erfahren
Von Jessica Pfister am 5. April 2021 - 07:09 Uhr