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Zurück als SRF-Moderatorin

Jeanette Macchi: «Ich war eine freche Göre»

Sie war Miss-Schweiz-­Kandidatin, fuhr Lastwagen und sang in der Band E-Rotic. Dann moderierte Jeanette Macchi die SRF-Sendung «Fenster zum Sonntag», ehe sie mit ihrer Familie nach Dubai zog. Nach zwölf Jahren ist sie zurück – und erobert wieder die Bildschirme.

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Jeanette Macchi Meyer, Ehemann Patrick Macchi, Sohn Aaron Macchi, Katzen Rocky und TJ, Neue Moderatorin Fenster zum Sonntag, zurueck aus Dubai, anstehende Wohnunsrenovation, alles noch in Kartonschachteln verpackt, Niederhasli 2024, Fotos: Geri Born

Seit Oktober ist die Jeanette Macchi mit ihrer Familie zurück aus Dubai. Noch leben sie aus Kisten, denn ihr Haus soll zuerst umgebaut werden.

Geri Born

Die Milane kreisen über dem weiten Himmel einer kleinen Gemeinde im Zürcher Unterland. Die Aussicht über das Glatttal vom Terrassenhaus der Familie Macchi ist fantastisch. Seit Oktober sind drei der vier Macchis nach zwölf Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten zurück in der Schweiz: Jeanette (50) ihr Mann Patrick (52) und der 16-jährige Aron. Der 18-jährige Elio ist noch in Dubai. Er wohnt dort bis zu seinem Gymi-Abschluss bei Freunden, reist dann seiner Familie nach.

Aus Dubai mitgebracht haben sie zwei arabische Strassenkatzen: T. J. (Tiger Junior) und Rocco, die immer noch leicht irritiert sind wegen der kalten Witterung, sitzen am liebsten auf der Heizung. Auch zwei Schiffscontainer voll mit Hausrat sind dabei. Diese Kisten stapeln sich bis zur Decke in zwei Garagen, denn ganz angekommen ist die Familie Macchi noch nicht: Zuerst muss das Haus, das sie 2007 gekauft haben und in der Zwischenzeit vermietet wurde, umgebaut werden – neue Böden, neue Bäder, neue Raumaufteilung. «Tätschmeister» der Renovierung ist Patrick Macchi. Und wenn er nicht gerade zeichnet, entwirft oder einen neuen Parkettboden auswählt, dann fliegt er. Patrick ist Pilot.

Jeanette Macchi Meyer, Ehemann Patrick Macchi, Sohn Aaron Macchi, Katzen Rocky und TJ, Neue Moderatorin Fenster zum Sonntag, zurueck aus Dubai, anstehende Wohnunsrenovation, alles noch in Kartonschachteln verpackt, Niederhasli 2024, Fotos: Geri Born

Jeanette Macchi mit Rocco, einer der beiden arabischen Strassenkatzen, die sie aus Dubai mit in die Schweiz gebracht hat.

Geri Born

Sein Beruf ist mit ein Grund, dass die Familie 2012 in den Wüstenstaat auswandert. Der Captain bekommt ein Jobangebot von Emirates. «Die Fluggesellschaft offerierte uns ein grosszügiges Package», erzählt Macchi. «Sie stellte uns ein Haus zur Verfügung und bezahlte grösstenteils die Schulen der Kinder.» Das Leben in Dubai gefällt der Familie. «Wir hatten Freunde aus der ganzen Welt. Die BBQ-Kultur ist toll. In Dubai sind alle sehr spontan. Im Gegensatz zur Schweiz, wo man mehr vorausplant», schmunzelt Jeanette. Trotzdem ist die Familie gern nach Hause gekommen – obwohl nicht nur die Katzen die Sonne und die Wärme vermissen. «Die Schweiz hat uns immer ein bisschen gefehlt.» In Dubai arbeitet Jeanette zuerst als Immobilienmaklerin, später leitet sie die Swiss Ladies Group, eine Vereinigung von Schweizerinnen in Dubai, und organisiert die monatlichen Events. «Eine Arbeit, die mir sehr gefallen hat. Denn die Menschen liegen mir am Herzen», so Jeanette.

Jeanette Macchi, TV Moderatorin, Fenster zum Sonntag, Niederhasli, 2024

Ein Schnappschuss aus Dubai mit der kompletten Familie (v. l.): Papa Patrick, die Söhne Aron und Elio, Mama Jeanette.

ZVG

Im Streit niedergestochen

Das war nicht immer so. Mit 16 ist Jeanette Meier, wie sie damals heisst, in einer Heavy-Metal-Mädchengang und eine «freche Göre», wie sie selber sagt. Als ein Streit, den sie angezettelt hat, mit einer anderen Gang im Zür-cher Hauptbahnhof eskaliert, wird sie niedergestochen. Sie hat innere Blutungen, wird notfallmässig operiert. «Ich bin nicht gläubig aufgewachsen», erzählt sie. «Ich wusste zwar immer, dass es einen Gott gibt. Aber ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Als ich aber im Spital lag, die Wunde blutete, habe ich mir das erste Mal Gedanken über den Tod gemacht. Und gebetet.» Als sie am nächsten Morgen erwacht, blutet die Wunde nicht mehr, und Jeanette wird entlassen. Ein Erlebnis, das sie prägt.

«Ich hatte danach eine Identitätskrise. Ich musste mich zuerst selber finden.» Jeanette nimmt Schlagzeugunterricht. Der Lehrer ist ein Freak mit langen Haaren, fröhlich – und gläubiger Christ. «Ich dachte damals, Christen seien langweilig und tragen Birkenstock-Sandalen. Er war das Gegenteil. Während der Musikstunden erzählte er mir von Jesus Christus. Ich sog seine Worte auf wie ein Schwamm. Und dachte für mich, dass ich diesem Gott eine Chance gebe.»

Jeanette Macchi Meyer, Ehemann Patrick Macchi, Sohn Aaron Macchi, Katzen Rocky und TJ, Neue Moderatorin Fenster zum Sonntag, zurueck aus Dubai, anstehende Wohnunsrenovation, alles noch in Kartonschachteln verpackt, Niederhasli 2024, Fotos: Geri Born

Welcher Parkettboden soll es denn sein? Die Macchis sind gerade dabei, ihr Haus umzubauen.

Geri Born

Doch die Rebellionsphase der jungen Jeanette Meier geht auch als neu bekennende Christin munter weiter. «Ich wurde nicht über Nacht vom Saulus zum Paulus», verrät sie lachend. 1995 kommt sie in den Final der Miss-Schweiz-Wahl. Sie wird nicht zur schönsten Schweizerin gewählt, aber später als Sängerin entdeckt. Und macht Karriere mit der deutschen Band E-Rotic. Dabei singt sie Hits wie «Max Don’t Have Sex with Your Ex». Nebenbei moderiert sie auf Star TV eine Erotiksendung. «Ich habe damals vieles gemacht, was sich eigentlich als Christin nicht gehört. Aber mit der Zeit hatte ich immer weniger Lust, in Lack und Leder rumzutingeln. Ich wollte mich mehr mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen.» Sie macht ein zweijähriges Bibelstudium, wird Moderatorin bei der Sendung «Fenster zum Sonntag». Zehn Jahre prägt Jeanette das Format, bis Dubai ruft und sie ihren Traumjob kündigt.

Von Liebe und Segen

Jeanette Meier und Patrick Macchi lernen sich 2001 an der Silvesterparty der Freikirche International Chris-tian Fellowship ICF kennen. Nach zwei Jahren heiraten sie und bekommen später zwei Söhne. «Patrick ist der Fels in meiner Brandung. Ich kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Ich liebe ihn sehr», schwärmt Jeanette. Mit ihrem Traummann geht sie durch dick und dünn. Und eben auch wieder zurück in die Schweiz, als Patrick eine Stelle als Captain bei Edelweiss Air bekommt. Kaum daheim, erfährt sie, dass die langjährige Moderatorin beim «Fenster zum Sonntag» gekündigt hat. «Das ist schon eine krasse Geschichte. Es war überhaupt nicht geplant, dass ich wieder zurückgehe. Daran habe ich nie gedacht. Und dann … Gott kennt eben mein Herz. Ein absoluter Segen. Ich bin glücklich.»

Von Janine Urech am 3. Februar 2024 - 07:00 Uhr