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Loco und Sobrio

Handwerkskunst und Musikhochburg

Wer wird «Das Schweizer Dorf des Jahres»? 2022 küren wir die Gemeinde mit einem besonderen kulturellen Angebot. Diese Woche stellen wir die Finalisten aus der italienischen Schweiz vor: Loco und Sobrio. Stimmen Sie ab!

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Dorf des Jahres 2022: Loco im Onsernonetal. Christa Rigozzi. Bild © Remo Naegeli

Christa Rigozzi auf Besuch in Loco.

Remo Nägeli
Geflochtene Tradition

Mit der Strohmanufaktur eroberte Loco die ganze Welt.

Die kurvige Strasse, die nach Loco führt, kennt Christa Rigozzi, 39, gut. «Als Kind waren wir oft hier», sagt die Miss Schweiz 2006 und Botschafterin des Dorfes. «Aber mein Mann Gio kennt das Tal noch besser. Er liebt es, hier hinten mit der Vespa zu fahren.»

Im Museo Onsernonese schaut sich die Moderatorin einen der grössten kulturellen Schätze des Ortes an: die Strohflechterei. Hüte, Körbe, Taschen – das Onsernonetal erlebte ein goldenes Zeitalter, als aus Roggenstrohhalmen lange Zöpfe geflochten wurden und daraus Kopfbedeckun-gen entstanden. Vom kleinen Mädchen bis zur alten Nonna – alle flochten mit. Die Hüte und Taschen aus Stroh wurden zunächst an Märkte im Tessin verkauft, später bis in die Lombardei, nach Frankreich und Amerika exportiert. In die ganze Welt hinaus. Und heute wird diese alte Tradition wieder gepflegt – wenn auch in kleineren Mengen.

Ein weiterer Schatz des Dorfes befindet sich in der antiken Mühle am Bergbach Bordione. Das Museum kaufte und restaurierte sie in den 80er-Jahren. Heute mahlt hier Marco Morgantini geröstete Maiskörner zur lokalen Spezialität Farina bóna. «Ich liebe die Guetsli, die man daraus backen kann», sagt Christa Rigozzi. Und kauft grad zwei Päckchen für ihre fünfjährigen Zwillingstöchter Alissa und Zoe. Nicht das erste Produkt aus Loco, das seinen Weg hinaus in die Welt findet. Und sicher nicht das letzte.

 

Dorf des Jahres 2022: Loco im Onsernonetal. Bild © Remo Naegeli

Loco befindet sich im Valle Onsernone – einem der geheimnisvollsten Täler des Tessins.

Remo Nägeli
Fakt

246 Menschen leben in Loco. Das Dorf gehört zur politischen Gemeinde Onsernone.

10 Tonnen Polenta werden jährlich in der Mühle am Bergbach Bordione verarbeitet.

250 Jahre alt ist die Mühle in Loco. Der Müller Marco Morgantini mahlt hier seit 19 Jahren Farina bóna.

Dorf des Jahres 22, Sobrio. Sebalter Sebastiano Paù-Lessi. Bild © Remo Naegeli

Sänger Sebalter kennt Sobrio seit Kindertagen.

Remo Nägeli
Musik liegt in der Luft

Seit Jahren lockt ein Festival Gäste aus aller Welt ins Bergdorf Sobrio.

Als Sebalter – der «Mann mit der Geige» – 2014 in Kopenhagen beim Eurovision Song Contest für die Schweiz seit 21 Jahren die höchste Punkt-zahl holte, schlug in seiner Tessiner Heimat die Geburtsstunde des Sobrio Festivals. Und während Sebastiano Paù-Lessi, 37, so der bürgerliche Name des Musikers, in Dänemark vom ESC-Sieg träumte, erfüllte sich im 80 Einwohner zählenden Bergdorf der Traum von Mauro Harsch, 60. Der Pianist und Dozent am Conservatorio della Svizzera italiana in Lugano, dessen Grosi einst in Sobrio lebte, gründete das Projekt «Il Villaggio della Musica» (Das Musikdorf).

«Als ich vor Jahren in Sobrio auftrat, gabs das noch nicht», sagt Sebalter. Er ist begeistert, dass vor allem junge Talente «in einer so idealen Umgebung mit Nähe zur Natur musizieren können». Mitglieder der weltberühmten Berliner Philharmoniker und des Orchesters der Mailänder Scala zog es ebenfalls schon in das malerische Berg-dorf, das Sebalter aus Kindheitstagen vertraut ist. Vor der Osteria Pineta wird er herzlich begrüsst. Jede Casa im Ort ziert eine Goldplakette mit dem Namen eines berühmten Komponisten – von Bach über Rachmaninow bis Verdi. 48 insgesamt. In Sobrio spielt im ganzen Dorf die Musik.

Dorf des Jahres 22, Sobrio. Bild © Remo Naegeli

Das Bergdorf Sobrio liegt in der Leventina.

Remo Nägeli
Fakt

80 Leute leben in Sobrio. Das Bergdorf auf 1117 Metern Höhe gehört seit April 2016 zur Gemeinde Faido.

3'500'000 Franken würde ein von Mario Botta entworfener Konzertsaal kosten. Dafür werden Gönner gesucht.

1 weisse Katze ziert das rote Wappen Sobrios. Einst streunten Dutzende der Tiere im und ums Dorf herum.

SD
Silvana DegondaMehr erfahren
Von Silvana Degonda am 15. Juli 2022 - 11:09 Uhr