Eine machen sie noch: die zwei Grössten der Schweizer Comedy-Szene – Viktor Giacobbo (73) und Mike Müller (61). Eine Tournee lang ziehen sie (wie schon 2019) zusammen mit dem Circus Knie durch die Schweiz. Na, jedenfalls fast. Denn Mikes Buddy Viktor ist einzig in Zürich, Bern und Luzern mit dabei, wohnt auch nicht in einem Wohnwagen. «Er ist einfach ‹en fuule Siech›», sagt Mike Müller und lacht. «Das ist nicht ganz unrichtig», erwidert Viktor Giacobbo schmunzelnd.
«Bei mir ist es jetzt schon das dritte Mal, dass ich mit dem Circus Knie unterwegs bin. Immer noch sehr gern, aber ich muss nicht mehr überall mit dabei sein. Es gibt aber noch einen anderen Grund: Momentan sind wir im Casinotheater am Planen, später dann am Proben einer Theaterproduktion. Für den 80. Geburtstag von Walter Andreas Müller im September ‹Dinner for WAM›. Zusammen mit ihm, Maja Brunner, Christian Jott Jenny und Peter Steiner. Ausserdem verbringe ich noch einen Monat in Japan.»
Viktor Giacobbo und Mike Müller sind alte Freunde und TV-Gefährten. Sie kennen sich schon seit über 25 Jahren.
Kurt ReichenbachBerühmt sind die zwei zweifellos für ihre parodistischen Figuren. Doch nicht jedes Duo eignet sich für die Manege. Giacobbo: «Wir wollten zuerst das Ehepaar Giebler spielen. Die vom Zürichberg. Das wäre natürlich sehr reizvoll gewesen. Die Nummer war schon geschrieben. Sie will nicht in den Zirkus, sie will in die Oper. Und er ist schuld. Doch dann haben wir gemerkt, dass die Nummer für den Zirkus zu wenig Volumen hat. Denn Gieblers sind nie laut. Im Gegenteil: Sie sind zurückhaltend, vornehm und leise. Deshalb haben wir sie durch Boppeler und Stark ersetzt. Wenn die reinkommen nach der Pause, und sie finden ihren Platz nicht mehr … Das ist doch schon die halbe Miete, nicht wahr?», sagts und grinst. Ebenfalls mit im komödiantischen Gepäck: Frau Grütter mit Sohn Armin, Bauer Wermelinger und Kiffer Fredi Hinz. Und eine Überraschung, die Giacobbo und Müller noch nicht verraten möchten.
Auf den Hund gekommen
In der Manege mit dabei ist auch ein Vierbeiner. Und zwar Mike Müllers einjähriger Parson Russell Terrier Pesche. «Ich habe den Knies schon bei den ersten Gesprächen gesagt, wenn ich komme, dann komme ich mit einem Hund. Ein Tier bringt etwas Unberechenbares mit sich. Man kann die Nummer nicht immer gleich machen. Das ist ideal für einen Komiker», so Mike Müller. Durch seine Freundschaft mit Franziska Tribelhorn, einer erfahrenen Hundetrainerin und Züchterin, kam er vergangenen Frühling zu Pesche, der damals noch ein Welpe war. «Franziska und ich haben stundenlang trainiert, um ihn auf seine Auftritte vorzubereiten. Auch ich habe sehr viel gelernt. Jetzt habe ich einen Hund, der eine gute Bindung zu mir hat, und das ist super.» Pesche ist ein Zirkus- und Familienhund. Auch Mike Müllers Partnerin ist vernarrt in den Kleinen. Allerdings ist sie in der Hundeerziehung konsequenter als er. «Antiautoritär bin ich auch nicht mit ihm», weiss der Komiker. «Sonst würde mir Pesche in der Manege auf der Nase herumtanzen.»
Mike Müller, der be der ganzen Tournee mit dabei ist, tritt mit seinem einjährigen Parson Russell Terrier Pesche auf.
Kurt ReichenbachCooles Dorf
Am 9. Mai 2025, bei der Premiere in Zürich, wird Pesche das erste Mal zusammen mit Viktor Giacobbo auftreten. «Momentan bin ich einfach ein Kollege von ihm, den er kennt. Aber gearbeitet habe ich noch nicht mit ihm. Pesche hört natürlich auf alles, was Mike ihm beigebracht hat. Das muss ich genau so machen, damit es funktioniert», so Giacobbo.
Mike Müller mit Ivan Frédéric Knie, dem Sohn von Géraldine Knie, bei der Premierenfeier im März.
Alexandra PauliNach wie vor sind die Komiker und Schauspieler – sie kennen sich übrigens schon ein gutes Vierteljahrhundert – fasziniert vom Zirkus. «Es ist die ultimative Livetour, die man als Komiker in der Schweiz machen kann», erzählt Mike Müller. «Jeden Abend spielt man vor 2300 Leuten. Sie kommen nicht wegen uns. Sie kommen wegen der Artisten. Das heisst: Als Komiker muss man arbeiten.» – «Genau», ergänzt Viktor Giacobbo. «Die Zuschauenden müssen abgeholt werden. Denn es ist nicht so, dass man auftritt, und das Publikum liegt einem zu Füssen.» – «Ausserdem ist man Teil eines internationalen und recht coolen Dorfes. Alle halten zusammen. Alle helfen sich. Und zwischendurch schwatzt man halt in diesem coolen Dorf auch ein bisschen Blech», sagt Mike Müller und lacht.
Mike Müller gefällt das Leben im Wohnwagen. «Klar, es ist ein bisschen eng. Man merkt jedoch, dass man gar nicht so viel zum Leben braucht. Zudem ist ein Wohnwagen im Zirkus nicht das Gleiche wie ein Wohnwagen auf dem Campingplatz. Dort hat man zwar mehr Platz, aber auch mehr soziale Kontrolle. Das ist beim Zirkus ganz anders. Steht mal ein zusätzliches Paar Schuhe vor einem Wohnwagen, dann sehen das zwar auch alle. So ist es nicht. Aber niemand sagt etwas.»
Gemeinsame Auftritte der bekanntesten Komiker der Schweiz gibts in Zürich, Bern und Luzern. Selbstverständlich ist Hund Pesche immer mit dabei.
Kurt ReichenbachSaunaklub
Und was kommt nach dem Zirkus? Mike Müller (ernst): «Das kann ich leider noch nicht verraten. Ist aber bald spruchreif.» Viktor Giacobbo: «Bei mir natürlich Atlantic City! Solo-Shows! Zwei Monate lang! Alles schon ausverkauft!» Mike Müller (gibt nun auch Gas): «Atlantic City ist übrigens ein Saunaklub in Oberwinterthur.» Giacobbo: «Wenn ihr mir was rüberschiebt, sage ich, was Mike machen wird. Interessant ist es allerdings nicht.» Müller: «Stimmt! Auch ein Job im Saunaklub in Oberwinterthur!» Dann prusten sie los – zwei ziemlich beste Freunde mit der schönsten Eigenschaft der Welt – dem Humor.