Ihr leuchtendes Lachen kommt von Herzen, ihre Sprache ist offen und bodenständig. Auch mit 46 Jahren strahlt Michelle Hunziker jugendliche Unbekümmertheit aus. Im Gespräch offenbart die gebürtige Tessinerin, die in Ostermundigen BE und Zuchwil SO aufwuchs, aber die Ruhe und Gelassen - heit einer lebenserfahrenen Frau. Model, Showstar, Unternehmerin, Mutter – und neu auch Grossmutter. Das Leben von «belle Michelle» hat viele Facetten. Bei einem Besuch in der Jungfrau-Region reflektiert sie ihr Le - ben, ihre Liebe, ihre Karriere und ihre Zukunft – und wirbt beim imposanten Anblick der Gletscherwelt auf dem Jungfraujoch für mehr Nachhaltigkeit in der Welt. Michelle, wir treffen Sie in
Michelle, wir treffen Sie in einer neuen Ära: Sie sind Oma geworden – mit 46. Wie fühlen Sie sich dabei?
Es ist unglaublich. Ganz viele Leute sprechen mich darauf an, auch auf der Strasse. Natürlich gratulieren mir all die «nonni italiani», dass ich jetzt Oma bin, und sagen: Michelle, das wird das schönste Erlebnis in deinem Leben! Und genau so ist es.
Wann haben Sie Cesare, Ihr Enkelkind, erstmals gesehen?
Im Geburtssaal. Ich war dabei, als Ce - sare auf die Welt kam, und habe Aurora die Hand gehalten. Im Moment, als er das Licht der Welt erblickte, habe ich gedacht: Mein Gott, dass ich noch mal so viel Liebe spüren kann!
Schön, dass Sie dabei waren!
Ich habe es Aurora stets gesagt: Wenn du Mami wirst, will ich dabei sein. Das war sozusagen ein «Brainwash». Später hat sie mich dann selbst gefragt: Mami, kannst du bitte mit in den Geburtssaal kommen? Natürlich tat ich das gerne.
Blicken Sie nun anders aufs Leben?
Ich war schon immer eine positive Person. Aber die Freude, die dir so ein Erlebnis gibt, öffnet nochmals eine ganz neue Perspektive. Das ist schon sehr bewegend. Dabei bin ich ja selbst noch Mami von zwei kleinen Kindern: Sole und Celeste sind acht und neun Jahre alt. Um ihre Erziehung muss ich mich auch kümmern.
Wie hat die Geburt von Cesare Ihre Beziehung zu Ihrer Tochter Aurora beeinflusst?
Gar nicht. Wir haben ein sehr inniges, symbiotisches Verhältnis. Wir lieben uns sehr. Jeden Morgen schickt sie mir ein Video von Cesare und sagt: «Gross - mami, schau mal, wer Hallo sagt.» Ich könnte nicht glücklicher sein.
Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie Cesare zum ersten Mal in den Arm nahmen?
Natürlich! Es kamen viele Erinnerun- gen hoch. Dabei sind es ja nur sieben Jahre her, dass ich mein eigenes Baby in den Armen hielt. Aber Cesare ist das Baby meiner Tochter. Das ist noch ein- mal etwas Neues. Jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, kommen mir die Freu- dentränen. Meine Tochter hänselt mich dann immer und meint: «Ach Mami, du bist immer so emotional!»
Wir treffen Sie in der Jungfrauregion. Von Jungfrau zur Oma – das ist eine grosse Zeitspanne im Leben einer Frau ...
Come on! Bei mir ist diese Zeitspanne noch nicht so gross! (Lacht.)
Pardon! Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten! Sagen wir es so: In der Biografie einer Frau sind das zwei grosse Meilensteine ...
... und normalerweise liegt dazwischen tatsächlich eine grosse Zeitspanne. Bei mir ist das halt ein bisschen anders.
Wenn Sie zurückblicken: Was sind die grossen Ereignisse in Ihrem Leben als Frau?
Die haben ganz sicher mit der Liebe zu tun. Denn sie bewegt die Welt. Obwohl immer alle versuchen, mich davon zu überzeugen, dass das nicht stimmt, ich bleibe dabei: Die Liebe und die Familie sind die wichtigen Werte, die dein Le-ben verändern. Wenn Sie das Thema Jungfrau ansprechen: Meine erste Liebe war wirklich ein ganz schönes Erlebnis. Ich werde es nie vergessen.
Wie alt waren Sie damals?
15 Jahre. Danach ging ich nach Italien, meine grosse Liebe Eros Ramazzotti, die Geburt meiner ersten Tochter – mit 19 Jahren wurde ich Mami. Es ist nicht einfach passiert, sondern wir haben es bewusst gewollt. Ein Moment, der mein ganzes Leben in meinem Herzen bleibt. Mit meinen anderen zwei Töchtern Celeste und Sole war es genau gleich. Auch der Moment, als mein Enkelkind auf die Welt gekommen ist, erfüllte mich mit dem Gefühl: Wow, mein Leben hat wirklich einen Sinn! Als Frau war mir immer das Wichtigste, unabhängig zu sein und mit den Leuten, die ich liebe, an einer Zukunft zu bauen.
Ihre erste Liebe erlebten Sie in der Schweiz?
Ja genau, mit einem Italiener, dem Sohn italienischer Einwanderer. Irgendwie ist das mein Schicksal: die erste Liebe ein Italiener, danach habe ich in Italien immer wieder Italiener kennengelernt. Ich war noch nie mit einem Schweizer zusammen!
«Mein Schicksal: Ich war noch nie mit einem Schweizer zusammen»
Michelle Hunziker
Sie haben eine grosse Karriere gemacht, gelten als sehr fleissig. Was treibt Sie an?
Meine Neugier. Jeden Tag freue ich mich darauf, etwas dazuzulernen. Es ist das Kind in mir, das sich immer wieder für Neues begeistern kann – und sei es ein Sonnenuntergang. Sie haben den Fleiss erwähnt. Den hat mir die Schweiz geschenkt: Disziplin. Sie hat mir sehr geholfen im Leben – und sicher auch meine Bodenständigkeit.
Wie wichtig ist Ihnen Geld?
Ich mache nichts nur des Geldes wegen. Es muss mir Freude bereiten – auch wenn ich mich dafür manchmal überwinden muss. Ich hatte stets meine Ziele, wusste, wo ich in zehn Jahren sein will. Jetzt bin ich Unternehmerin mit meinem Brand Goovi – Naturpro- dukte, und die Leute lieben sie. In vier Jahren ist er unglaublich gewachsen. Aber es ist auch nicht immer alles gut gelaufen. Fehler gehören dazu.
Apropos Naturprodukte: Sie sind auch Nachhaltigkeitsbotschafterin für Schweiz Tourismus. Was motiviert Sie dazu?
Nachhaltigkeit ist das Wichtigste über- haupt. Jeder sollte etwas dazu beitra- gen. Wir sollten dafür kämpfen, um der nächsten Generation zumindest eine dezente Zukunft schenken zu können. Als ich noch klein war, in den 1980ern, hat die Schweiz mir diesbezüglich schon viel Bewusstsein mitgegeben. Darum ist die Schweiz ein Beispiel für die Welt. Auch bei meinen Naturpro- dukten versuche ich mit meinem Team herauszufinden, wie man die Umwelt noch besser schützen und den Men- schen natürliche Produkten ohne Che- mikalien offerieren kann.
Kommen Sie da nicht manchmal in einen Konflikt? Schliesslich bewegen Sie sich auch im Jetset.
Nein. Ehrlich: Ich bin nie im Jetset, gehe selten zu Partys – ausser vielleicht wenn Giorgio Armani eine Modeschau macht, denn er ist ein guter Freund. Ich arbeite viel, habe meine Kinder und jetzt mein Enkelkind. Das füllt mich aus. Was ich neben meinem busy Leben im Moment am liebsten mache: abends nach Hause kommen, meine Kinder ins Bett bringen und in der Stille meines Wohnzimmers eine Serie anschauen – mit einem Gläschen Wein.
Sie sind Botschafterin von Schweiz Tourismus für Italien. Was möchten Sie den Menschen in Italien über die Schweiz erzählen?
Dass die Schweiz ein Nachbarland ist, in dem man wirklich tolle Abenteuer mit der ganzen Familie erleben kann. Die Italiener haben natürlich Angst, dass es zu teuer ist. Aber dank den vie- len coolen Promotionen werden Ferien in der Schweiz auch für Normalverdie- ner in Italien attraktiv. Dazu kommt die Nachhaltigkeit. Viele Menschen den- ken, Nachhaltigkeit sei langweilig. Das ist aber gar nicht der Fall. Man kann nachhaltig reisen, geniessen, mit der Natur sein und viel dazulernen.
Und Ihre Message an Ihre Schweizer Fans?
Ich verteidige noch immer sehr patriotisch meine Wurzeln hier in der Schweiz. Natürlich bin ich Italien und den Italienerinnen und Italienern sehr dankbar für alles. Denn alles habe ich dank ihnen erreicht. Aber ohne meine Schweizer Erziehung und Disziplin sowie das Bewusstsein für die wichtigen Werte im Leben hätte ich es nie geschafft in Italien.