1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Mujinga Kambundji verdankt ihrem Mami eine unbeschwerte Kindheit

SI-Muttertags-Serie

Mujinga Kambundji verdankt ihrem Mami eine unbeschwerte Kindheit

Zum Muttertag schreibt Mujinga Kambundji jener Person, der sie ihr Leben verdankt. Von ihrem Mami hat sie als Kind gelernt, dass nicht immer alles geplant sein muss. Von dieser Flexibilität profitiert die Weltklasse-Sprinterin heute in ihrem eigenen Leben.

Artikel teilen

Mujinga Kambundji, Leichtathletin, Muttertag, Brief an die Mutter

Weltklasse-Sprinterin Mujinga Kambundji, 27, ist mit drei Schwestern in Bern aufgewachsen. Ihr Vater stammt aus dem Kongo.

Geri Born

«Wir sehen uns ja überhaupt nicht ähnlich. Aber es ist witzig: Viele Leute sagen, man merke, dass wir Mutter und Tochter sind. Wir klingen ähnlich, und von meiner Art habe ich viel von Dir.

Zum Beispiel, wie flexibel und unkompliziert Du bist. Obwohl ich das früher gar nicht so realisiert habe, schätze ich das sehr an Dir. Wenn ich nach der Schule eine Kollegin mitgebracht habe zum Essen, wusste ich, dass ich nicht mal fragen musste, ob es okay war. An meinem Geburtstag durfte ich als Einzige alle Mädchen der Klasse einladen, obwohl wir keine grosse Wohnung hatten. Du hast immer dafür gesorgt, dass es uns an nichts fehlt.

Manchmal, wenn wir schulfrei hatten, stiegen wir am nächsten Tag in den Zug, fuhren nach Norditalien und suchten uns dort eine Jugendherberge. Bei Dir muss nicht immer alles geplant sein. Davon profitiere ich heute noch viel: Ich bin flexibel, lasse mich auf neue Sachen ein. Wenn ich mal Familie habe, würde ich das gerne auch so handhaben wie Du. Im Sinne von: Es darf auch mal etwas chaotisch sein, nicht immer perfekt. Ich finde, das ist ein schöner Wert: sich auf neue Situationen einstellen zu können.

Mujinga Kambundji, Leichtathletin, Muttertag, Brief an die Mutter

Mujinga mit ihrer Mutter Ruth. Die Familie war oft in der Natur – am See oder in den Bergen.

ZVG

Seit ich nicht mehr zu Hause wohne, sehen wir uns weniger, dafür telefonieren wir viel. Früher sassen wir nach dem Znacht stundenlang am Tisch und redeten mit der ganzen Familie. Unsere Beziehung ist erwachsener geworden, immer mehr fragen wir Dich auch zu Deinem Leben vor uns aus, was cool ist. So kommen wir uns auf eine andere Art näher. Wir hatten immer eine Mutter-Tochter-Beziehung, nicht wie beste Freundinnen. Und trotzdem weiss ich, dass ich Dir immer alles sagen kann. Auch wenn ich mal einen Seich gemacht hätte. Ehrlichkeit ist wichtig, und deshalb hatte ich nie Angst, zu Hause etwas zu erzählen.

Ich weiss, dass Du immer auf meiner Seite bist. Merci, Mami, für alles, was Du für unsere Familie machst!»

Von Schweizer Illustrierte am 10. Mai 2020 - 16:24 Uhr