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Top-Langläuferin Nadine Fähndrich

«Ich sprinte für eine Traum-Sauna»

Seit ihrem dritten Weltcupsieg ist Nadine Fähndrich die beste Schweizer Langläuferin der Geschichte. Dabei ist sie eigentlich zu lieb für den Spitzensport. Auf der Loipe aber räumt sie ab. Und träumt von einer speziellen Belohnung.

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Nadine Fähndrich, Schweizer Skilangläuferin, 20. Dezember 2022, im Eigenthal

Im luzernischen Eigenthal ist Nadine Fähndrich aufgewachsen. Heute lebt sie im Baselbiet, trainiert aber immer wieder hier.

Fabienne Bühler

Eine Ladung Schnee landet auf Nadine Fähnrichs Kappe, als sie am Feuer kniet. Die 27-Jährige blickt zu den tief verschneiten Bäumen hoch, wo es überall tropft und taut. «Leider», sagt sie, «denn ich trainiere in den nächsten Tagen hier.» Bereits zwei Weltcupsiege fuhr sie diese Saison ein, in Norwegen und Davos – dort als erste Schweizerin überhaupt! Am 31. Dezember gehts mit grosser Zuversicht an der Tour de Ski im Münstertal weiter.

«Sie kann nicht so gut ellbögeln»

Wie mehr oder weniger einmal pro Woche ist Fähndrich gerade zu Besuch bei ihren Eltern in Eigenthal, einem Sackgassental oberhalb Kriens LU mit prächtigem Blick auf den Pilatus und 18 Kilometer Loipen. Hier ist sie mit ihrem Bruder Cyril (23) aufgewachsen: Natur pur. Vater Kurt war bereits Weltcup-Langläufer, Mutter Käthy ist ebenso naturverbunden, wanderte mit den Kindern früher über die Pilatus-Kette. Dass Fähndrich eine Weltklasse-Athletin wird, ist dennoch speziell. Nicht wegen Talent, Zielstrebigkeit oder Akribie; das besitzt sie alles. «Aber sie kann gar nicht gut ellbögeln», sagt Mama Käthy, «sie mag es harmonisch und ist gar nicht so egoistisch, wie es im Spitzensport oft nötig wäre.»

Bruder Cyril ist ebenfalls im Weltcup dabei

In dieser Saison ist für Fähndrich etwas neu: Laurien van der Graaff, mit der sie 2021 WM-Silber im Teamsprint gewonnen hat, ist zurückgetreten. Fähndrich ist nun alleinige Teamleaderin. «Der Austausch fehlt mir etwas», sagt sie. «Wir hatten einen offenen, ehrlichen Umgang miteinander.» Dass ihr Bruder ebenfalls im Weltcup dabei ist, «davon können wir mega profitieren. Es ist schön, jemanden dabeizuhaben, der einem so nahe ist. Mit ihm rede ich auch über Sachen, die ich halt nur mit der Familie oder meinem Freund bespreche.»

Nadine Fähndrich, Schweizer Skilangläuferin, 20. Dezember 2022, im Eigenthal

Zu Besuch im Elternhaus. «Nadine mag es harmonisch, sie kann nicht gut ellbögeln», sagt Mutter Käthy, 61.

Fabienne Bühler

Die neue Leaderrolle im Team übernimmt sie auf den Ski aber, als hätte sie nie etwas anderes getan. Mit ihrem dritten Weltcupsieg wird sie zur erfolgreichsten Schweizer Langläuferin der Geschichte. Und macht die Rücktritte von van der Graaff und Dario Cologna für den Moment vergessen. Das hat sie auf sportlicher Ebene selbst überrascht. Im Frühling war Fähndrich oft krank, im Sommer deshalb so schlecht in Form wie lange nicht mehr. Doch sie bleibt zuversichtlich und geduldig.

Fortschritte mit Mentaltraining

Eine mentale Leistung, die sie sich in den vergangenen Jahren hart erarbeitet hat. Früher fehlte es ihr oft an Selbstbewusstsein, sie grübelte, konnte Niederlagen nur schwer abhaken. Doch die Arbeit mit einem Mentaltrainer bringt Erfolg. So kann sie just aus ihrer riesigen Enttäuschung nach dem fünften Sprint-Platz an den Olympischen Spielen 2022 eine Menge Selbstvertrauen ziehen. «Wie ich dort mit dem Druck umgegangen bin, wie ich aufgetreten bin, hat mir gezeigt: Du kannst es ja!» Auf gutem Weg ist Fähndrich mit den beiden Weltcupsiegen auch bei ihrem kleinen privaten Bonusprogramm. Mit ihrem Freund Elvis (27) – die beiden leben zurzeit in Allschwil BL – bezieht sie nächsten Sommer in Knutwil LU eine Eigentumswohnung. Die befindet sich zurzeit noch im Bau, unter anderem soll eine Sauna entstehen. «Wenn ich diesen Winter gewisse Ziele erreiche, die ich mir vorgenommen habe, gönne ich mir genau jene Sauna, die ich möchte», sagt sie lachend.

Und wir fragen dann in fünf Jahren nochmals nach, welche Highlights die Wohnung mittlerweile alle besitzt. Denn dass da auf der Loipe noch einiges kommt, ist so gut wie sicher.

Von Eva Breitenstein am 23. Dezember 2022 - 11:16 Uhr