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  4. SRF-Direktorin Nathalie Wappler über Sparmassnahmen, eine drohende Initiative und was sie privat gerne schaut

SRF-Direktorin Nathalie Wappler

«Nach einem langen Tag schaue ich ‹Tschugger›»

Das Schweizer Radio und Fernsehen setzt dieses Jahr auf sportliche Grossanlässe, neue Serien und alte Gesichter. Im Interview verrät SRF-Direktorin Nathalie Wappler, weshalb das vergangenen Jahr eine grosse Herausforderung war, warum eine Halbierung der SRG-Gebühren drastische Folgen hätten und was sie privat gerne schaut.

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Nathalie Wappler

«2021 war ein schwieriges Jahr»: SRF-Direktorin Nathalie Wappler.

SRF/Oscar Alessio

Heute wurden die Programmhighlights des Schweizer Radio und Fernsehen für das Jahr 2022 vorgestellt. Was hat Sie dabei besonders stolz gemacht?
Ich freue mich vor allem über die Vielfalt bei SRF, also genauso über ein starkes Sport-Angebot wie über die neuen Serien, die wir jetzt an den Start bringen. Den Trailer zu den neuen «Tschugger»-Folgen habe ich gestern selber zum ersten Mal gesehen und viel Spass daran gehabt. Oder dass Beni Thurnheer mit «Benissimo» zum 30-jährigen Jubiläum auf die Bildschirme zurückkehrt, so was freut mich.

SRF ist grad mitten in einem Transformations- und Digitalisierungsprozess. Ist man da auf Kurs? Was läuft weniger gut?
Das Jahr 2021 war ein schwieriges Jahr. In dieser Phase mussten wir die Finanzierung der digitalen Transformation sicherstellen. Das war sehr anspruchsvoll. Aber ich freue mich, dass es uns gelungen ist, all die neuen Formate und Projekte zu entwickeln. Insgesamt läuft es sehr gut.

Sie müssen dauernd Sparmassnahmen ergreifen und unangenehme Entscheidungen fällen. Hat man da überhaupt noch Spass am Job?
Das ist wohl eine der am häufigsten gestellten Fragen, die ich zu hören bekomme (lacht). Also das mit dem Sparen war wirklich hart, aber wie gesagt, wir haben es geschafft und die Talsohle durchschritten. Glauben Sie mir, ich habe einen der spannendsten Jobs der Schweiz!

In welchen Bereichen musste bisher am meisten gespart werden?
Eigentlich überall. Wir haben versucht, möglichst wenig in den Redaktionen zu sparen. Und klar, wir mussten auch in der Produktion und Verwaltung Abstriche machen. Es hat viele betroffen.

Tschugger

Action zur Prime Time: Die Walliser Polizei-Komödie «Tschugger» geht in die zweite Staffel.

SRF/Dominic Steinmann

Kritiker monieren, dass es dadurch zu Qualitätseinbussen kam, vor allem in den Bereichen News und Kultur. Was entgegnen Sie Ihnen?
Wir werden immer wieder von unabhängigen Stellen begutachtet und bewertet – und landen in den entsprechenden Studien regelmässig auf den vordersten Plätzen, gerade auch, was die Qualität anbelangt. Das spricht eigentlich für sich.

Kurz nachdem das Volk im Februar das Medienpaket an der Urne bachab schickte, wurden bereits erste Stimmen laut, die mit der Initiative «200 Franken sind genug» die SRG-Gebühren von heute 335 auf 200 Franken im Jahr senken wollen. Jetzt bläst Ihnen schon wieder ein kalter Wind entgegen…
Ich war vor allem überrascht, dass nur gerade vier Jahre nach dem klaren Nein zur «No Billag»-Initiative und dem dementsprechenden Bekenntnis zum Service Public so eine Forderung gleich wieder aufkommt. Die Initiative ist jetzt lanciert, aber bis es zu einer allfälligen Abstimmung kommt, dürfte es noch gut drei Jahre oder mehr dauern. Diese Zeit werden wir nutzen, um uns und unser Angebot ständig weiterzuentwickeln und das Publikum weiterhin mit unserem Programm zu begeistern. Wir sind überzeugt, dass wir auch dann die Bevölkerung wieder hinter uns haben werden.

Könnte SRF mit 200 Franken Serafe-Gebühren überhaupt noch ein anständiges Programm auf die Beine stellen?
Die Konsequenzen wären drastisch. Wir könnten beispielsweise die regionale Verankerung, also auch das Angebot in der Romandie, im Tessin und in der rätoromanischen Schweiz, in der heutigen Form nicht mehr aufrechterhalten. Man muss sich das mal überlegen, mit den jetzigen Gebühren von 335 Franken, bekommt man für 92 Rappen pro Tag ein viersprachiges Angebot im Radio, im TV und online. Das wäre in diesem Umfang nicht mehr möglich

 

Nathalie Wappler SRF Jahresmedienkonferenz 2022

«Wir sind überzeugt, dass wir auch dann die Bevölkerung hinter uns haben werden»: Direktorin Wappler schaut einer allfälligen Abstimmung über die «Halbierungs-Initiative» gelassen entgegen.

SRF/Oscar Alessio

Die ältere Generation ist mit dem SRF aufgewachsen und quasi sozialisiert worden. Was tun sie, um im Zeitalter von Social Media, den Anschluss an die jüngere Generation nicht zu verlieren?
Wir haben in den letzten zwei Jahren grosse Anstrengungen unternommen und sind damit auch erfolgreich. Auf Youtube und Instagram, aber auch auf unseren eigenen Kanälen. Wir machen ausserdem auch Kinder-News und kümmern uns um die ganz Kleinen. Der Youtube-Kanal SRF Kids ist ein werbefreies Angebot, dort, wo Kinder Medien nutzen.

Wie sieht das SRF in 10 Jahren aus?
Das Medienverhalten wird sich weiter verändern. Unabhängig davon muss es uns gelingen, Öffentlichkeit herzustellen und eine Meinungsvielfalt zuzulassen. SRF wird das Publikum auch in Zukunft informieren wie auch unterhalten, und wir werden in den Regionen verankert sein. Gerade in einer Welt, die sich immer weiter fragmentiert, ist das enorm wichtig.

Und zum Schluss noch ein paar kurze Fragen: Wenn Sie sich zwischen zwei SRF-Sendungen entscheiden müssten, dann wäre es… «SRF Dok» oder «Deville»?
Hmm..

Das dauert jetzt aber bisschen lange…
…ach, das ist echt schwierig, ist in dem Fall total stimmungsabhängig.

«Sternstunde Philosophie» oder «SRF bi dä Lüt»?
Die «Sternstunden» sind auch immer bei den Leuten…

«Arena» oder «Tschugger»?
(lacht) Am Abend nach einem langen Tag: «Tschugger»!

Und jetzt noch ausserhalb des SRF-Universums: Instagram oder Sonntagspresse?
(überlegt lange) Dann wähle ich die Sonntagszeitungen!

Von Simon Beeli am 1. April 2022 - 12:08 Uhr