Ein Kindertrotti und zwei überdimensionale Ochsen bilden den Kopf einer schier endlose Karawane aus skurrilen Gefährten, verstümmelten Puppen, abstrakt verzerrten Figuren, pseudomedizinischem Gerät und anderem zivilisatorischem Ramsch quer durch die riesige Halle der Art Unlimited. «The Voyage – A March to Utopia» heisst dieses riesige Kunstwerk des niederländischen Ateliers Van Lieshout. Es zählt zu den Imposantesten der diesjährigen Art Basel und steht sinnbildlich für das Motto der grössten und wichtigsten Kunstmesse der Welt: Trotz wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, einer Welt voller Unsicherheit, Konflikten und Kriegen zelebriert die internationale Kunstszene in Basel für eine Woche ihr «Utopia».
Kunst in allen Farben, Formen, Materialien und Dimensionen. Werke, die aktuelle Themen in den Fokus stellen – wie die Grossinstallation «Rispetto» des italienischen Künstlers Michelangelo Pistoletto: Um einen grossen Spiegel in Form des Mittelmeers stehen Stühle, welche die umgebenden Länder symbolisieren. Andere Kunst fokussiert bewusst auf optische Effekte – wie ein Hohlspiegel aus Edelstahl des Künstlers Anish Kapoor, der zum beliebten Influencer-Selfiespot wird. Künstler und Galerien sind auf der Suche nach neuer Kundschaft, Sammlern und Investoren auf der Pirsch nach neuen Anlageoptionen.
Fakten
20 Millionen US-Dollar So viel wurde für das Werk «Mid November Tunnel» des britischen Künstlers David Hockney an der Art Basel bezahlt.
88'000 Besucherinnen und Besucher Sechs Tage Art Basel und die vielen Side-Events waren auch dieses Jahr wieder ein Publikumsmagnet.
289 führende Galerien Top-Vertreter der Kunstszene aus 42 Ländern kamen zur Art Basel – so viele wie an keiner anderen Messe.
Hollywood trifft Kunstszene
Auch wenn 88'000 Besucherinnen und Besucher während einer Woche in die Basler Messehallen strömen: Das Business steht im Vordergrund und findet in schicken Lounges hinter geschlossenen Türen statt. Dort trifft sich auch Hollywood-Prominenz mit der Kunst-Elite: Schauspieler James Franco (47), selbst auch Künstler, begrüsst Susanne Walder, Chefredaktorin der Zeitschrift «Interview by Ringier», und dankt ihr für den Auftritt, den sie ihm in der neusten Ausgabe gewährt. Grosse Namen zeigen sich zufrieden: «Trotz viel Auf und Ab – bei uns ist die Stimmung prima», sagt Iwan Wirth, einer der einflussreichsten Schweizer im zeitgenössischen Kunstbetrieb, der seinen Stand an den Händlertagen zweimal komplett neu umgestaltet.
Flanierend zwischen Galerien lassen sich die Kulturmäzene Sibylla und Christoph M. Müller von Kreativem inspirieren: «Wir interessieren uns vor allem für die Klassische Moderne.» Verleger und Kunstsammler Michael Ringier entdeckt bei der New Yorker Gladstone Gallery das Werk «Goddess» der Britin Sarah Lucas und ist begeistert: «Ein tolles Werk von einer coolen Künstlerin! Ich habe es mir gleich gekauft.» Auch Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider wird im Umfeld der Basler Messehallen gesichtet. Sie hält die Laudatio für die Preisträger der Swiss Art Awards und der Swiss Design Awards, die jeweils vor dem Start der Art Basel vergeben werden. Sogar Michelle Hunziker (48) besucht den bunten Messeplatz. Ob sie seit dem Eurovision Song Contest in Basel hängen geblieben ist? «Nein», so die fröhliche Bernerin. «Ich mache als Botschafterin für Schweiz Tourismus Werbung für die Kunststadt Basel. Da darf die Art natürlich nicht fehlen.»