Zahnstein entfernen, Ohren putzen, Nägel schneiden. Ab in die Badewanne! Vorwaschen mit Spezialshampoo, spülen, nachwaschen, föhnen. Am Schluss noch die langen Haare an den Pfoten schneiden. Alle drei Monate ist es bei Holly vom Moosacher so weit. Ihr Besitzer und Züchter Hans Ulrich Häberli, 69, macht bei seiner Welsh-Corgi-Dame in seinem Hundesalon in Interlaken den «vollen Service». 50 Minuten dauert die Session, Holly hält geduldig hin. «Schönheit will gepflegt sein.»
Mit zwei aus England importierten Welsh Corgis Pembroke hat Hans Ulrich Häberli 1987 mit dem Züchten der Hunderasse begonnen. Dutzende Aus zeichnungen hängen da, wo er seine Zucht samt Hundesalon und Tierheim hat. Über 400 seiner Corgis hat der Präsident des Schweizerischen Welsh Corgi Klubs seither verkauft, auch in die USA und nach Australien. Männliche Corgis werden bis 15 Kilo schwer und 16 Jahre alt, ihre Widerristhöhe beträgt maximal 30 Zentimeter.
Jameela, einer der Welpen aus seiner Zucht, kommt mit vier Monaten per Luftfracht zu einer Schweizerin, die in Simbabwe lebt. Seine «Pöpperli» sind gefrässig: Neben Muttermilch gibts viermal täglich Trockenfutter, regelmässig Hüttenkäse und Joghurt, einmal pro Woche 300 Gramm geschnetzeltes Ross oder Rindfleisch. Grossvater Domino vom Moosacher ist 19-facher «Best in Show».
Mit sieben Jahren hat sich Häberli in diese Rasse verliebt – als er bei einer Hundeausstellung in Bern zum ersten Mal einen Welsh Corgi sah. «Das sind grosse Hunde, klein ver packt», schwärmt er. «Ich kann gut ver stehen, dass die Queen mehr als 70 Jahre Welsh Corgis als treue Begleiter hatte.» Die Liebe der Königin geht auf Susan zurück – eine Hündin, die sie von ihren Eltern zum 18. Geburtstag bekam. 30 Corgis hatte sie.
Corgis sind wachsam, ausgeglichen und selbstbewusst. Anhänglich, kinderfreundlich, handlich – «und intelligenter als Deutsche Schäferhunde». Häberli hat den Test mit Welpen der zwei Rassen gemacht, auf einem Waldweg, der von einem umgestürzten Baumstamm versperrt war. Beide Junghunde waren noch zu klein, um darüberzuspringen. Während der Schäferhund winselnd vor dem Hindernis stand und nicht weiterwusste, fand der Corgi den Weg dem Stamm entlang.
Corgis sind vielseitig einsetzbar: um Fährten zu suchen, als Rettungshunde, für Agility und Dogdancing. Als Marathonläufer nahm Häberli auch am 100KilometerLauf von Biel teil. Zweimal begleitete ihn sein Corgi Russell of Wey und hielt die fast zwölf Stunden locker mit. Wenn er mit seinen rotweisshaarigen Hunden spazieren geht, bekommt er oft zu hören: «Das sind doch die Hunde der Queen!»
Zuletzt hat Elizabeth II. noch zwei Hunde gehabt, Muick und Sandy. Die beiden sind nun in Obhut ihres Sohnes Prinz Andrew und seiner Ex Sarah Ferguson sowie deren Töchtern, den Prinzessinnen Beatrice und Eugenie.
«Corgis zu haben, ist eine kleine Sucht», sagt Häberli. Auch in der Netflix-Serie «The Crown» hatten Corgis ihren Auftritt. Mehr Kundschaft hatte Häberli deswegen nicht. «Zum Glück! Schade, wenn Corgis zu Modehunden würden.» Diese seien nicht nur jöö. Sie haben «mega viel» Unterwolle und müssen alle zwei Tage gut gekämmt werden. Auch gute Erziehung zählt! «Sonst benehmen sie sich wie Könige.»