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Jobwechsel und Corona-Bewältigung

Nik Hartmann blickt auf sein 2020 zurück

20 Jahre lang war er eines der Aushängeschilder beim SRF. Im vergangenen Sommer wagte Nik Hartmann den Sprung in ein neues Abenteuer und ist nun Co-Leiter der Eigenproduktionen TV National bei CH Media. Welche Herausforderungen dort auf ihn warteten und wie seine Familie die Coronakrise meistert, erzählt er im Rückblick auf sein Jahr 2020.

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Nik Hartmann

Nik Hartmann hat im neuen Job bei CH Media die berufliche Herausforderung gefunden, die er sich immer gewünscht hatte.

Kurt Reichenbach

Nik Hartmann, im April wurde Ihr Abgang nach 20 Jahren SRF verkündet. Wann stand bei Ihnen die Entscheidung fest?
Das kann ich nicht genau terminieren. Ich habe mich nicht aktiv auf die Suche gemacht, wir haben uns gefunden und daraus entstand etwas. Der Moment, in dem ich wusste, dass ich es mache, war vielleicht ein oder zwei Monate davor.

Wie war der Abschied beim SRF? Auf ein Fest mussten Sie vermutlich verzichten?
Man mag sich fast nicht mehr dran erinnern, aber der Sommer war ziemlich unbeschwert. Ich habe am 1. Juli am neuen Ort begonnen, bis im Juni war ich also beim SRF angestellt. Es war sehr schön und sonnig und so habe ich einen Abschied bei mir im Garten gemacht. Mit denen, die in den letzten Jahren beim Fernsehen mit mir unterwegs waren. Da war keine Wehmut. Es war schön, es hat absolut gestimmt, es war wirklich ein gefühlter Schlusspunkt. Und es ist ja nicht so, dass ich ins Ausland gehe und diese Leute nie mehr sehe. Die Freundschaften bleiben auch, wenn man den Job wechselt.

Was für eine Bilanz ziehen Sie nach einem halben Jahr?
Das Spannendste und Befreiendste ist, dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, dass der Weg, den ich beim SRF eingeschlagen habe, genau so weitergegangen wäre. Wegen Corona hätte ich mich ohnehin neuorientieren müssen. Das erspart mir extrem viele Gedanken à la «Wäre ich doch, hätte ich doch». Bei einem Wechsel sind die ersten paar Monate immer entscheidend, sind auch hart. Du musst bereit sein, ganz vieles neu zu lernen, dich darauf einzulassen und auch zuzugeben, dass du Sachen noch nicht kannst oder weisst. Das ist genau die Challenge, die ich immer gesucht habe. Es ist zum Teil ein crazy Ritt, zum Teil das geilste der Welt. Es ist eine Geschwindigkeit, die ich mir immer gewünscht habe, auch diesen Mut zu haben, einfach mal ins Risiko zu gehen. Die öffentlich-rechtliche Bedächtigkeit und Ausgeglichenheit sucht man dort natürlich vergebens, aber ich glaube, nur so geht es.

«Ich brauche einen guten Mix von Homeoffice und Büro»

Im Frühling startet die Reisesendung «Abenteuerlustig» mit Claudio Zuccolini und Ihnen. Konnten Sie überhaupt schon mit den Drehs beginnen?
Yes! Ich habe kürzlich die ersten fertig geschnittenen Bilder gesehen. Und es ist der glücklichste Teil dieses crazy Ritts. Ich darf leider noch nicht viel verraten, aber das ist so ein Ding, wo ich sage: «Gopferdelli, weshalb haben wir das nicht schon früher gemacht?» Wir sind Anfang September gereist. Natürlich mussten wir uns fest Gedanken machen, ob man das jetzt kann. Aber ich finde, wir haben beim Fernsehen auch die Funktion, einem grossen Publikum das in die Stube zu bringen, das jetzt sonst nicht möglich ist: Das ist Show!

Waren Sie sonst mal noch im Ausland?
Nein, privat gar nicht. Wir haben das Glück, dass wir ein altes, grosses Haus haben. Und dann waren wir mal noch ein paar Tage im Unterengadin.

Wie erlebten Sie den Shutdown?
Der Shutdown war in jener Zeit, in der ich zwangsläufig keine Projekte mehr hatte – wegen Corona, wir wären ja noch wandern gegangen. Also hatte ich eine Art Sabbatical zwischen den beiden Jobs, konnte mich auch sehr gut auf die neue Aufgabe vorbereiten. Und seither ist es so: Für mich braucht es einen guten Mix zwischen Homeoffice und Büro. Wenn ich Probleme oder Herausforderungen habe und ich die am Küchentisch mit dem Laptop bearbeite, wo ich danach mit der Familie Znacht esse, dann schwirrt dieses Problem immer noch mit. Den Laptop zuhause oder im Büro zuzuklappen, ist nicht dasselbe, und ich finde das etwas ganz Wichtiges. Das war meine Erkenntnis.

2020 Nik Hartmann Homestory

Nik Hartmann im Frühling 2020 auf der Terrasse mit seiner Frau Carla und dem ältesten Sohn Constantin.

Kurt Reichenbach
«Man merkt, wie es immer schwerer wird»

Wie gehen Sie als Familie mit der Corona-Situation um?
Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt. Versuchen, nicht mit grübeln anzufangen. Und wir wollen den Kindern nicht immer dieses Gefühl der Dramatik vermitteln, gehen auch mit Nachrichten oder News sorgfältig um. Das killt dich sonst. Man merkt jetzt ja auch, wie es immer schwerer wird. Für die Psyche aller Menschen. Es drückt. Du hast immer das Gefühl, du bist damit alleine. Aber egal, wen du fragst, auch den fröhlichsten Nachbarn, der einen super Job hat – wenn du ihn drauf ansprichst, kommt etwas und du sagst: «Ach, du auch? Geht’s dir auch so? Bei dir hätte ich es nicht gedacht.» Das ist für mich im Moment noch zusätzlich belastend.

Mussten Sie zusätzlich vorsichtig sein wegen Melchior?
Nein, überhaupt nicht. Melchior ist ein gesunder Bub. Aber es war für uns im Frühling noch eine zusätzliche Herausforderung, weil alle Institutionen geschlossen waren. Melchior kann kein Homeschooling machen. Seine Einrichtung musste schliessen und so hatten wir ihn zwei Monate lang zuhause. Das war bisweilen eine zusätzliche Belastung. Hätte ich den Job von jetzt damals schon gehabt: Nicht vorstellbar. Ganz ehrlich. Drum bin ich froh, hatte ich in dieser Zeit ein Sabbatical.

Also ging es vom Timing her gut auf.
Absolut. Ich bin weit weg davon, zu jammern. Wir sind in einer glücklichen Situation in dieser sehr schwierigen Zeit.

Von EB am 25. Dezember 2020 - 12:00 Uhr