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Demokratie-Talk mit Patrick Karpiczenko

«Meine Freundin und ich bilden eine Co-Diktatur»

175 Jahre Bundesverfassung! Komiker Karpi spricht im nicht allzu ernst gemeinten Talk über Demokratie – und ein bisschen drumherum.

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Patrick Karpiczenko

Patrick «Karpi» Karpiczenko (37) ist Miterfinder der Late-Night-Show «Deville». Er lebt mit seiner Partnerin Natascha Beller und der gemeinsamen Tochter in Zürich.

Mali Lazell/SRF

Wann haben Sie das letzte Mal etwas diktatorisch entschieden?

Auf dem Filmset. Dort herrscht zuweilen Diktatur. Wenn die Zeit drängt muss man als Regisseur klare Entscheidungen treffen, das fühlt sich sehr diktatorisch an.

Was entscheiden Sie daheim demokratisch?
Bei uns zuhause wird nichts demokratisch entschieden, höchstens die Ferien. Meine Freundin und ich bilden eine Co-Diktatur und die Tochter muss sich unseren Dekreten fügen, auch wenn sie ab und zu eine Revolte anzettelt. Einen Putschversuch würde ich ihr auch zutrauen.

In welcher Situation macht Demokratie in Ihrem Leben keinen Sinn?

In der Kunst macht Diktatur Sinn. Überall sonst gehört sie verboten.

Wie würde Ihre eigene Partei heissen?
Die «Es kommt drauf an Partei (EkdaP)». Sie entscheidet jedes Problem von Neuem. Sie hat weder Agenda noch ein Parteiprogramm und wär deshalb extrem unpopulär.

Welche Wahl lag Ihnen am Herzen?

Die Abstimmung über den Vaterschaftsurlaub ging mir nah. Sie passierte kurz nach der Geburt unserer Tochter und ich spürte damals am eigenen Leib, wie wenig Verständnis unsere Gesellschaft für Familien aufbringt. Kinderkriegen in der Schweiz ist ein exklusives Hobby. Wenn sogar eine Kokainsucht günstiger und gesellschaftlich mehr akzeptiert wird als ein Kind, dann haben wir ein Problem.

«Mein Humor ist unschweizerisch»

Patrick Karpiczenko

Was würden Sie per sofort in der Bundesverfassung verankern?

Absolute Transparenz bei der Parteien- und Wahlkampffinanzierung. Und bedingungsloser Grundanstand.

Wo sind Sie Durchschnittsschweizer?

Typisch schweizerisch an mir ist meine Harmoniesucht, meine Skepsis gegenüber Autoritäten und meine Liebe zu Milchprodukten. Unschweizerisch ist mein Humor, mein Angstfreiheit und mein akzentfreies Hochdeutsch.

Hand aufs Herz: Wo liegen bei Ihnen die Grenzen von Demokratie und Diplomatie?
Die Grenze muss täglich neu gesetzt werden. Es kommt halt drauf an.

Worin hätten Sie gerne mehr Macht?
Als Vater eines Kleinkindes hätte ich gerne die Macht, über meinen Schlaf selber zu bestimmen.

Was würden Sie per sofort demokratisieren?

Alles was mit Künstlicher Intelligenz zu tun hat. Die Fortschritte, die in dem Gebiet grad passieren werden unsere Arbeitswelt auf den Kopf stellen und dürfen unter keinen Umständen nur in den Händen einzelner Firmen bleiben.

Bei welchem Thema sind Sie stets in der Minderheit?

Beim Essen. Ich habe immer Hunger und esse am langsamsten – eine schwierige Kombination. Meine Tochter lässt mich aus Prinzip nicht ausessen.

Lynn Scheurer von Schweizer Illustrierte
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Von Lynn Scheurer am 3. Juni 2023 - 12:00 Uhr