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Von Trophäen und Traumrollen

Rachel Braunschweig  lehnt sich gern aus dem Fenster

Ob vor der Kamera oder auf der Bühne – für gute Rollen riskiert Rachel Braunschweig alles. So wurde sie eine der erfolg­reichsten ­Schauspielerinnen der Schweiz. Jetzt zählt sie neu zum Ensemble des Zürcher Theaters am Neumarkt.

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<p>Wagemutig: Rachel Braunschweig posiert ganz cool auf dem Fenstersims des Zürcher Theaters am Neumarkt.</p>

Wagemutig: Rachel Braunschweig posiert ganz cool auf dem Fenstersims des Zürcher Theaters am Neumarkt.

Geri Born

Das aktuelle Jahr könnte nicht besser laufen für Rachel Braunschweig (57): Im März holt sich die Schauspielerin im Genfer Bâtiment des Forces Motrices den Schweizer Filmpreis für die «Beste Nebenrolle» im Kinofilm «Friedas Fall» ab.

Für die Zürcherin ist es bereits die zweite Quarz-Trophäe; 2017 erhielt sie schon eine für ihre Rolle im Schweizer Filmdrama «Die göttliche Ordnung». Dann, im Mai, räumt Braunschweig auch noch den Prix Walo ab – in der Kategorie «Beste Schauspielerin». Der goldene Stern gilt als wichtigste Auszeichnung im Showbusiness hierzulande.

Ein Stern auf der Waschmaschine

«2025 ist ein reiches Jahr für mich», gibt Rachel Braunschweig zu. Die beiden Ehrungen haben sie ganz besonders gefreut. «Die eine, weil sie von einer Fachjury kommt, die mein schauspielerisches Können professionell beurteilte, die andere, weil diese in der breiten Bevölkerung viel deutlicher wahrgenommen wird, als mir das bewusst gewesen ist.»

<p>Preisgekrönt: Ihr Prix Walo als beste Schauspielerin war zu schwer fürs Regal. Jetzt beschwert er die Waschmaschine.</p>

Preisgekrönt: Ihr Prix Walo als beste Schauspielerin war zu schwer fürs Regal. Jetzt beschwert er die Waschmaschine.

Geri Born

Dass der Prix Walo in ihrer Zürcher Wohnung auf der Waschmaschine thront, ist dem Gewicht des Preises geschuldet. Ursprünglich leuchtete der Goldstern vom Regal im Wohnzimmer neben ihren beiden Quarz-Trophäen.

Doch eines nachts polterte es, und als Rachel Braunschweig nachsah, war das Regal aus der Wand gebrochen, und die Ehrungen lagen am Boden. Nun strahlt der Stern eben auf dem stillen Örtchen, und Besucher im Hause Braunschweig sehen, bei welch ausgezeichneter Gastgeberin sie zu Hause sind.

Rückkehr an den Ort ihrer Jugend

Die Preise und Auszeichnungen sind das eine, die Arbeit, die dahintersteckt, das andere. Aktuell wartet eine neue Aufgabe auf Braunschweig: Mit Beginn der neuen Spielzeit gehört sie fest zum Ensemble des renommierten Zürcher Theaters am Neumarkt. Am Montag, 22. September, feiert sie mit dem Stück «Die Stille» Premiere.

<p>Selbstbewusst: In diesem Jahr heimst die Schauspielerin bereits zwei Preise ein – und kehrt auf die Bühne zurück.</p>

Selbstbewusst: In diesem Jahr heimst die Schauspielerin bereits zwei Preise ein – und kehrt auf die Bühne zurück.

Geri Born

Für Rachel Braunschweig ist es eine Rückkehr, denn bereits während ihres Schauspielstudiums an der Zürcher Hochschule der Künste absolvierte sie eine Hospitanz bei der 1966 gegründeten Ensemble-Theaterbühne.

Eingefädelt hat ihre Rückkehr der Westschweizer Mathieu Bertholet (48). Sie habe den neuen Intendanten des Theaters Neumarkt als Menschen kennengelernt, der gern über den berüchtigten «Röschtigraben» springt. Und nachdem die Zürcherin selbst seit einiger Zeit neben ihrer deutschen Filmagentin auch einen französischen Vermittler hat, der ihr Rollen in der Westschweiz und in Frankreich verschafft, war ihr irgendwann klar: «Bei Bertholet bewerbe ich mich!»

Ihr neues Bühnen-Engagement bedeutet nicht, dass Braunschweig nun die Finger vom Film lässt. Erst im Juni war sie wieder im Zürcher «Tatort» («Rapunzel») zu sehen, in dem sie seit 2020 die Staatsanwältin Anita Wegenast verkörpert. Die Rolle brachte ihr 2021 den Fernsehpreis Prix Swissperform ein. Im gleichen Jahr war sie mit dem Spielfilm «Spagat» als beste Hauptdarstellerin für den Schweizer Filmpreis nominiert. Diesen Herbst wird sie für zwei weitere «Tatort»-Krimis vor der Kamera stehen, und auch ein Angebot für einen internationalen Kinofilm liegt aktuell auf ihrem Tisch.

<p>Wandelbar: Ob als Bäuerin oder Staatsanwältin, Äbtissin oder Frau eines Gefängnisdirektors – die Zürcherin überzeugt in jeder Rolle.</p>

Wandelbar: Ob als Bäuerin oder Staatsanwältin, Äbtissin oder Frau eines Gefängnisdirektors – die Zürcherin überzeugt in jeder Rolle.

Geri Born

Eine Traumrolle schwebt ihr vor

«Bühnenauftritte und Filmdrehs unter einen Hut zu bringen, erfordert ein ausgeklügeltes Zeitmanagement.» Unterstützt wird sie dabei von ihrer Familie; Ehemann Michael Hasenfuss (60), kennt das Business, er ist selbst Schauspieler und schreibt Theaterstücke – auch ihre beiden erwachsenen Kinder schnupperten in der Vergangenheit schon Filmluft.

Obwohl Rachel Braunschweig als Schauspielerin gut beschäftigt ist und preisgekrönt dazu, hat sie noch einen Traum. «Es gibt ein Buch, das ich sehr gern verfilmen würde: ‹Melnitz› von Charles Lewinsky.» Der Roman des Schweizer Starautors spiegelt ihre eigene Familiengeschichte wider. Ihr Vater und dessen Familie stammen aus der Gegend, die im Buch beschrieben wird. Braunschweig würde die Geschichte allerdings «aus meiner weiblichen Perspektive erzählen».

Sie hat sogar schon erste Gespräche geführt. «Aber weil es um ein historisches Thema geht, ist es auch sehr teuer. Ich warte nur darauf, dass jemand kommt und sagt: Wir machen das zusammen.» Wobei abzuwarten so gar nicht ihr Ding ist. Sie ergriff schon immer gern die Initiative – und lehnt sich durchaus auch mal aus dem Fenster.

<p>Glücklich: Von ihrem Zuhause im Zürcher Kreis 5 zum Theater sinds 15 Tram-Minuten. Da bleibt Zeit für einen Zmittag auf der Gemüsebrücke.</p>

Glücklich: Von ihrem Zuhause im Zürcher Kreis 5 zum Theater sinds 15 Tram-Minuten. Da bleibt Zeit für einen Zmittag auf der Gemüsebrücke.

Geri Born
René Haerig, Ringier
René HaenigMehr erfahren
Von René Haenig am 21. September 2025 - 18:00 Uhr