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50 Jahre Frauenstimmrecht

«Selbstzweifel sind tief in uns verwurzelt»

Durch eine eidgenössische Abstimmung wurde 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. 50 Frauen blicken für die Schweizer Illustrierte zurück – und wagen einen Blick in die Zukunft. Heute: Moderatorin Anna Maier.

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Anna Maier, Frauenkolumne

«Beginnen wir doch damit, uns selbst zu genügen»: Anna Maier.

Nicole Boekhaus
Anna Maier, Frauenkolumne
Anna Maier

«Ich bin nicht gut genug!» Diesen Gedanken hat laut Studien jede zweite Frau regelmässig. Nach einer nicht repräsentativen Umfrage bei meiner Instagram-Community sind es sogar fast 80 Prozent! Und das in einer Zeit, in der «Gender Equality», die Gleichbehandlung aller Geschlechter, oder «Female Empowerment», die gegenseitige Unterstützung und Förderung, so stark besprochen werden wie noch nie.

Gerade sogenannte «Powerfrauen», die nach aussen sehr selbstbewusst wirken, hinterfragen sich oft übermässig, ob sie «genügen», wie ich in meinem Umfeld erlebe – und manchmal auch bei mir selbst.

Eine Journalistin erzählt mir, dass sie auch male, aber «nur für sich», da sie sich nicht getraue, ihre Bilder zu zeigen, die seien «einfach nicht gut genug».

Anna Maier malt riesige Gemaelde. (c) Ellin Anderegg
Ellin Anderegg
Zur Person

Geboren 1977, startete die Zürcherin mit 19 Jahren ihre Medienkarriere bei privaten wie öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsendern. Für ihre Arbeit gewann Anna Maier unter anderem den renommierten Tele-Preis. Heute ist Maier als freiberufliche Moderatorin, Autorin und Künstlerin tätig und Mutter von drei Kindern. Im Herbst erscheint ihr Buch «Sei du der Pilot deines Lebens» für Menschen in Umbruchphasen.

Eine Komödiantin beschreibt, wie sie ihr neues Programm vor einem Testpublikum vortrug, und niemand lachte. Sie frage sich nun ernsthaft, ob sie ihre Leidenschaft an den Nagel hängen solle, da sie «offensichtlich nicht lustig» sei (obwohl ihre Bühnenkarriere bereits zwei Jahrzehnte andauert).

Eine Mutter vertraut mir an, dass sie ständig kritisiert werde von ihren Kindern, egal, was sie tue, sie sei wohl einfach nicht «dafür gemacht». Zudem lauge sie ihr ständiger Spagat zwischen Arbeit und Familie komplett aus und sie glaube, dass sie nichts und niemandem gerecht werde.

Eine Bankerin lässt mich wissen, dass ihre Vorgesetzten sie in eine leitende Position hieven wollten, sie aber lähmende Angst davor habe zu «versagen», deshalb hätte sie abgelehnt.

All diese Erzählungen lassen für mich nur den Schluss zu, dass die Selbstzweifel tief in uns verwurzelt sind (woher diese stammen, würde eine weitere Kolumne füllen). Soforthilfe? Ein radikales Umdenken: Selbstliebe statt Selbstkasteiung. Selbstbewusstsein statt Selbstzweifel. Und die Erkenntnis, dass Perfektionismus uns nicht weiterbringt.

Beginnen wir doch damit, uns selbst zu genügen. Zu erkennen, wer wir sind. Was wir können – und uns darauf fokussieren. Wertschätzen, was wir haben, statt nach immer mehr zu streben, statt perfekt – eine noch bessere Version von uns – sein zu wollen. Gut ist gut genug.

Von Anna Maier am 13. Juli 2021 - 11:39 Uhr