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Mauro Caviezel tritt zurück

«Ich spürte: Alle sind erleichtert»

Der letzte Sturz im November war einer zu viel: Mit Mauro Caviezel tritt ein Speedfahrer ab, der auf der Piste durchwegs das Limit suchte – und dafür viel in Kauf nahm. Nun sucht der ruhige Bündner eine neue Herausforderung.

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Vater Markus, Schwester Giannina, Gino, Mauro, Freundin Nina, Sandra und Mutter Martina Caviezel. Lauberhornrennen 2023. 12.01.23. ©David Birri

Die Familie Caviezel ist beim Abschied in Wengen dabei. Papa Markus, die Zwillinge Giannina und Gino, Mauro und seine Verlobte Nina, Schwester Sandra, Mama Martina (v. l.).

David Birri

Der Gedanke an den Rücktritt kommt rasch nach dem Sturz Ende November in Lake Louise. Fast zwei Jahre lang hat sich Mauro Caviezel zu diesem Zeitpunkt mit den Sehstörungen als Folge eines heftigen Schädel-Hirn-Traumas herumgeschlagen. Alles versucht, um sich zurückzukämpfen. Dann, beim Comeback, wieder ein Unfall. Doch er möchte nicht sofort entscheiden: «Ich wollte zuerst Therapie machen.»

Nun aber gab der 34-Jährige im Rahmen seines Lieblingsrennens Lauberhorn den Rücktritt. Die ganze Familie ist dabei, seine Eltern und die drei Geschwister, seine Verlobte Nina. Mit Bruder Gino geht er noch auf die Besichtigung des Super-Gs, nimmt auch Vater Markus mit, für diesen eine Premiere. Später verabschiedet er sich mit einem Apéro auch von den Skikollegen.

Der Sturz war für viele ein Schock

Fast 100-mal hat sich Mauro Caviezel den Sturz von Lake Louise angeschaut. Schon für Unbeteiligte sind die Bilder hart anzusehen, und «meine Familie hat sich schwergetan, das habe ich gespürt». Nie jedoch hätte sich jemand von ihnen in die Entscheidung eingemischt. Einer seiner Konditionstrainer schreibt ihm einen langen, sehr persönlichen Brief. «Der Sturz war wohl für viele ein Schock.»

Lauberhornrennen 2023. PK Mauro Caviezel 12.01.23. ©David Birri

Draufgänger auf der Piste, ausgeglichen daneben: Mauro Caviezel.

David Birri

Nina und Mauro – die beiden heiraten im Sommer – stellen eine Pro/Kontra-Liste auf. Die Pros überwiegen, doch die Kontras sind gewichtiger. Und so trifft er den schwierigen Entscheid zurückzutreten. Als er sein Umfeld in Telefonaten informiert, merkt er, «dass alle erleichtert sind».

Mauro Caviezel ist schon in der Kindheit in Lenzerheide GR ein Draufgänger, hat ständig Schürfungen. Im Umgang ist er ruhig, eloquent, angenehm. Doch auf den Ski am Limit zu fahren, immer 100 Prozent, «das ist mein Charakter». Er trägt Caviezel eine Reihe von Verletzungen ein, vom Kreuzbandriss über eine Schulterluxation bis zu Blessuren an der Hand, dem Meniskus, der Achillessehne. Er holt sogar Podestplätze mit gebrochenem Finger. Insgesamt schafft er es zwölfmal aufs Treppchen, er hat einen Weltcupsieg und eine WM-Medaille.

Im Alltag keine Probleme

Für den Alltag muss er sich gesundheitlich keine Sorgen machen. Es reicht zwar nicht mehr für den Rennsport, doch sonst geht es ihm gut, er hat auch keine Schlafprobleme mehr. Nun sucht Caviezel eine neue Leidenschaft. «Ich brauche keine Ferien oder Reisen, ich brauche eine Herausforderung.» Er wird diese Suche angehen wie alles andere: mit 100 Prozent.

Von Eva Breitenstein am 21. Januar 2023 - 12:00 Uhr