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Demokratie-Talk mit Lara Stoll

«Dann zweifle ich an unserer Gesellschaft»

175 Jahre Bundesverfassung! Die Slam-Poetin spricht im nicht allzu ernst gemeinten Talk über Demokratie – und ein bisschen drumherum.

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Lara Stoll, Schweizer Kabarettistin und Gewinnerin des renommierten Salzburger Stiers portraitiert am 4. Februar 2021 in Zuerich.(KEYSTONE/Gaetan Bally)

Lara Stoll, 36, tritt seit 17 Jahren auf. 2021 gewann die Wortkünstlerin aus dem Thurgau den Salzburger Stier.

Keystone

Lara Stoll, was entscheiden Sie daheim demokratisch?
Fast alles. Mein Partner und ich verstehen uns als Mitbewohner ausgezeichnet, jeder hat seine Stärken, die er nichtsdestotrotz schleifen lässt. Es herrscht also eine ausgewogene Stimmung.

Bei welchem Thema sind Sie stets in der Minderheit?
Wenn ich sage, dass ich Regen angenehmer finde als Sonnenschein, dann fühle ich mich damit meistens allein.

Wann haben Sie das letzte Mal etwas diktatorisch entschieden?
Was mein eigenes Leben betrifft, so entscheide ich alles diktatorisch. Ich bin selbstständig erwerbend und emanzipiert und das koste ich voll und ganz aus.

In welcher Situation macht Demokratie in Ihrem Leben keinen Sinn?
Geht es um meine Kunst, bleibe ich so lange stur bis das Produkt so ist, wie ich es mir vorstelle. Da lasse ich mir von niemandem dreinreden.

Wie würde Ihre eigene Partei heissen?
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«Ich hätte gern bei allem mehr Macht»

Lara Stoll

Welche Wahl lag Ihnen am Herzen?
Mir liegen viele Themen am Herzen. Speziell engagiert habe ich mich beispielsweise für die Abstimmung über das Rentenalter der Frauen oder über die Änderung im Filmgesetz.

Was würden Sie per sofort in der Bundesverfassung verankern?
Ich würde die Mietpreise staatlich regulieren, eine bezahlbare Wohnung in Zürich zu finden ist schwerer als eine Nadel im Heuhaufen. Ausserdem würde ich einen Mindestlohn einführen und sicherlich auch ein Grundeinkommen in Erwägung ziehen.

Wo sind Sie Durchschnittsschweizer?
Ich mag den Emmentaler mit viel Löcher drin.

Hand aufs Herz: Wo liegen bei Ihnen die Grenzen von Demokratie und Diplomatie?
Es ist immer schwer zu schlucken, wenn der Souverän gegen die eigene Meinung abstimmt. Es gibt Themen, wo ich mich einfach nicht in die Perspektive der Gegner versetzen kann und dann zweifle ich stark an unserer Gesellschaft, aber es gehört nun mal dazu und zeigt nur auf, wie ausschlaggebend es ist, wie und wo das Individuum aufgewachsen ist und wovor es fürchtet.

Worin hätten Sie gerne mehr Macht?
Eigentlich bei allem.

Was würden Sie per sofort demokratisieren?
Den Iran.

LS
Lynn ScheurerMehr erfahren
Von Lynn Scheurer am 25. Mai 2023 - 13:33 Uhr