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  4. Filmregisseur Claudio Fäh über «No Way Up» und sein Leben in Los Angeles
Ein Urner oben in der Traumfabrik

So lebt Urner Filmregisseur Claudio Fäh in Los Angeles

In den Filmen von Claudio Fäh sind Katastrophen, Krieg und Totschlag an der Tagesordnung. Um so mehr schätzt er sein idyllisches Zuhause. Zu Besuch beim Regisseur des Hollywood-Thrillers «No Way Up» und seiner Familie in Los Angeles.

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Claudio Fäh mit Familie

Zwischen Fantasie und Realität: Regisseur Claudio Fäh und seine Frau, Hospiz-Ärztin Martina Meier, hoch über Los Angeles.

Jonas Mohr

Ein perfekter Sonntagmorgen: Die Sonne strahlt, Vögel zwitschern, der Kaffeeautomat summt. Plötzlich aber herrscht Action bei Claudio Fäh (49) seiner Frau Martina Meier (49) und den Töchtern Nina (15) und Maya (14): Ein Kolibri ist gerade durch die offene Küchentür ins Haus geflogen und findet den Ausgang nicht mehr. «Würde ich das für einen Film einplanen, würde es nie klappen», sagt Claudio. Martina hat sich einen Besen geschnappt und versucht vergebens, den verirrten Vogel Richtung Tür zu lenken. Jetzt sind andere Ideen gefragt. Der umtriebige Regisseur klebt schliesslich ein Sieb an den Besenstiel; nach weiteren drei Anläufen ist der Vogel wieder in Freiheit. Happy End!

Ob es ein solches auch in seinem neusten Thriller «No Way Up» (in der Schweiz auf Blue TV, Apple TV, Sunrise TV, Sky Store) gibt, sei nicht verraten. Nur so viel: Im Film stürzt ein Flugzeug ins Meer, Passagiere überleben in einer Luftblase im Rumpf. Wie jedoch kommen sie an Haien vorbei an die Wasseroberfläche?

Fast wäre der Überlebensthriller mit Colm Meaney («Star Trek: The Next Generation») und Phyllis Logan («Downton Abbey») im letzten Moment ins Wasser gefallen, verrät der Urner Filmemacher: «Die Finanzierung kam ursprünglich mit Kelsey Grammer in der Hauptrolle zustande, aber wegen Corona gabs Verschiebungen und am Ende Terminprobleme. Zum Glück fanden wir schnell einen guten Ersatz.»

Claudio Fäh mit Familie

Familie mit Bodenhaftung: Claudio und Martina zu Hause mit ihren beiden Töchtern Nina (l.) und Maya.

Jonas Mohr

Filmwelt und Hospiz-Alltag

Seit 25 Jahren lebt Claudio Fäh in Los Angeles und inszeniert Genre-Filme im Low- und Mittelbudget-Bereich, darunter Streifen wie «Sniper: Reloaded» oder «Northmen: A Viking Saga». Damit verwirklicht er seinen Bubentraum: «Schon als Kinder fantasierten ich und mein Cousin Roman Welten zusammen und filmten Actionszenen mit Playmobil-Spielzeugen», erinnert sich der Altdorfer.

Nach dem Germanistikstudium in Zürich belegt er Filmklassen an der University of California (UCLA) in Los Angeles und inszeniert mithilfe eines Privatinvestors bald seinen ersten Erfolgsstreifen, «Coronado».

An der Uni hatte Fäh zuvor die Zürcher Medizinstudentin Martina Meier kennengelernt. Sie wollte weder in die USA und erst recht nicht nach L. A. auswandern. Nach einem Praktikum willigte sie doch ein: «Krankheit macht auch hier die Menschen authentisch; ausserdem passte für mich die Ausbildungsstruktur als Assistenzärztin.»

Bereicherndes Yin und Yang

Das Paar heiratet 2003. Ihre beruflichen Welten könnten unterschiedlicher nicht sein: Claudio dreht Filme, die den Alltag vergessen lassen, Martina ist als Hospiz-Ärztin tagtäglich mit der harten Realität des Lebens und Sterbens konfrontiert. «Ein bereicherndes Yin und Yang», sagt Claudio, und Martina ergänzt: «Komme ich nach Hause und erzähle von der Arbeit, werden meine Realität und meine Erfahrungen nicht hinterfragt. Es wäre schwieriger, wenn Claudio im gleichen Beruf wäre und allenfalls andere Ansichten hätte.»

Ausserdem gibts noch einen praktischen Vorteil, wie Claudio betont: «Der mehrmonatige Streik in der Filmindustrie 2023 verlangsamte und verunmöglichte viele Projekte. Die Jobunsicherheit in Hollywood ist allgemein gross. Die finanzielle Stabilität verdanken wir Martinas geregeltem Einkommen.»

Claudio Fäh mit Familie

Idyllische Oase: Bei Claudio Fäh und Martina Meier finden Freunde – und gelegentlich auch Kolibris – stets eine offene Tür vor.

Jonas Mohr

Nina und Maya gehen in eine öffentliche Schule. «Da gibt es eine eng gestrickte Community mit anderen Eltern. Die Mädchen bekamen schon in der Primarschule gute Werte mit und bauten sich einen feinen Freundeskreis auf», sagt Claudio.

Zudem seien sie bei den Scouts, der amerikanischen Pfadi, wandern, campen und klettern – und lernen am Wochenende Deutsch, um allenfalls auch in der Schweiz eine Ausbildung absolvieren zu können. «Ich stelle mir was mit Psychologie vor», so Nina in perfektem Schweizerdeutsch. Maya will sich noch nicht festlegen.

Claudio Fäh mit Familie

Und Action, bitte! Claudio Fäh beim Tischtennis mit den Töchtern Nina und Maya daheim in Culver City, einem Stadtteil von L. A.

Jonas Mohr

Ihre Beziehung zur Schweiz hält die Familie privat aufrecht. Im Winter 2021 inszenierte Fäh die letzte Staffel «Wilder» mit – in der alten Heimat auf dem Urnerboden: «Dort zeltete ich als Kind! Dass ich Jahre später mit Leuten, die ich an den Schweizer Jugendfilmtagen kennengelernt hatte, zusammenarbeiten konnte, war schon sehr speziell.»

Claudio Fäh als Regisseur, Film « No Way Up » mit Colm Meany. ©ZVG

Dickes Lob: «Er hat eine unglaublich positive Energie», sagt «No Way Up»-Schauspieler Colm Meaney über den Schweizer Regisseur.

ZVG

«No Way Up» lief in den USA, in Lateinamerika und in Ländern des Fernen und Mittleren Ostens erfolgreich in den Kinos, sodass bereits eine Fortsetzung geplant ist. Für Fäh heisst es bald wieder: Rückenlehne aufrecht stellen und anschnallen! Traumatisches erlebte er bisher weder mit Flugzeugen noch mit Haien: «Ausser dass ich als Teenager, nachdem ich ‹Der weisse Hai› gesehen hatte, nicht mehr im Vierwaldstättersee schwimmen wollte …»

Von Marlène von Arx am 20. Mai 2024 - 12:00 Uhr