Der Name Michèle Blöchliger (54) war bis am 17. Oktober 2022 nur wenigen Menschen ausserhalb des Kantons Nidwalden ein Begriff. Doch dann gab die Regierungsrätin bekannt, dass sie als Nachfolgerin von Ueli Maurer (71) ins Rennen um den SVP-Bundesratssitz gehen wird. Bei der Verkündigung ihres Plans gibt sie sich selbstbewusst: «Ich habe grosse politische Erfahrung, langjährige berufliche Führungserfahrung, spreche die Landessprachen und bin eine Team-Playerin.» Im Berner Bundeshaus ist sie aber noch selten in Erscheinung getreten, was bei der angestrebten Wahl zum Problem werden könnte. Weil sie aber eine offene Person sei und gerne auf Leute zugehe, könne sie schnell das notwendige Netzwerk knüpfen, ist Blöchliger überzeugt.
Die Kinder stehen hinter der Kandidatur
«Mit Respekt vor der Aufgabe – ich bin bereit für eine Kandidatur als Bundesrätin», lässt Michèle Blöchliger an ihrer Pressekonferenz verlauten. Die gebürtige Baslerin bring einen vollen Rucksack mit. Die studierte Juristin arbeitete in Zürich als Rechtsanwältin, bei der UBS im Finanzsektor und als Business Coach in Rotkreuz. Auch politisch kann sie einiges an Erfahrung ausweisen, wenn auch nur regional. Seit 2018 ist Michèle Blöchliger Nidwaldner Regierungsrätin, sie war 1999 Gründungspräsidentin der SVP Nidwalden und sitzt insgesamt seit 16 Jahre im Kantonsparlament.
Michèle Blöchliger ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Zwei davon – Zwillinge übrigens – sind noch im schulpflichtigen Alter. Auf die Frage der SDA, was ihr Nachwuchs über die Kandidatur zur Bundesrätin sagt, antwortet sie: «Meine Kinder sind es gewöhnt, dass ich zwischen Beruf und Politik unterwegs bin. Ich bin überzeugt, dass sie das packen werden!»
Viele Hobbys und eine mysteriöser britischer Pass
Auf ihrer persönliche Website gibt Michèle Blöchliger ein paar wenige Einblicke in ihr Privatleben. So schreibt sie, dass ihr Zivilstand «glücklich verheiratet» lautet, dass ihre Kinder Benjamin (20), Valentin (16) und Anabel (16) heissen und dass sie in ihrer Freizeit gerne ins Fitness geht, Wein und Käse, aber auch Whisky und Zigarren schätzt. Ausserdem mag sie Kunst und geht gerne auf Reisen.
Ihre sprachlichen Fähigkeiten hob Blöchliger bei ihrer Vorstellung fürs Amt der Bundesrätin besonders hervor. Sie spreche fliessend Italienisch und Französisch und Englisch sei ihre zweite Muttersprache, was mit ihrer britischen Mutter zu erklären ist. Ihre vermeintliche Doppelbürgerschaft sorgte denn auch für Diskussionen. Gemäss Wikipedia gab sie im Jahr 2021 auf ihrer Website an, dass sie die Schweizer und die britische Staatsbürgerschaft besitze, doch dann verschwand dieser Eintrag plötzlich. Michèle Blöchliger widerspricht und gab an ihrer Pressekonferenz an, dass die Angaben auf Wikipedia nicht zutreffend seien. Auf Rückfragen von Wikipedia-Autoren korrigierte Blöchliger ihre Aussage und sagte, der Eintrag sei nicht falsch, sondern einfach nicht mehr aktuell. Sprich: Die Bundesrats-Kandidatin scheint ihren britischen Pass abgegeben zu haben und entspricht damit den Wünschen ihrer Partei. Die SVP hat sich politisch schon mehrmals gegen die doppelte Staatsbürgerschaft von Amtsträgern ausgesprochen.
Gesprächiger zeigt sie sich bei der Frage der SDA, ob sie sich eher dem konservativen Zürcher oder dem konzilianten Bernern Flügel der SVP zugehörig fühlt. Fast schon poetisch antwortet sie: «Ich bin wie ein Vogel, ich brauche zum Fliegen beide Flügel.»