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  4. Das Schweizer Tennistalent Dominic Stricker im Porträt

Dominic Stricker eifert Federer nach

So tickt unser künftiger Tennisstar

Er trainiert mit Roger Federer, hat das French Open der Junioren gewonnen und bei seinem ATP-Debüt in Genf gleich die Nummer 43 der Welt bezwungen: der 18-Jährige Dominic Stricker. Wer ist das grosse Berner Tennis-Talent?

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Roland Garros 2020 Boys Junior Event Dominic Stephan Stricker , Switzerland *** Roland Garros 2020 Boys Junior Event Dominic Stephan Stricker , Switzerland

Kann immer öfter jubeln: Dominic Stricker, hier bei seinem Sieg am French Open der Junioren 2020, ist erfolgreich in die Profi-Karriere gestartet. 

imago images/Paul Zimmer

Dass Dominic Stricker Ballgefühl hat, verwundert nicht. Seine Eltern waren ebenfalls Spitzenspieler – allerdings im Tischtennis! Der NLA-Spieler und die NLB-Spielerin lernten sich gar im Club kennen und lieben, und so raste auch schon klein Dominic jedem Ball oder Bälleli hinterher, spielte Fussball, Unihockey und Eishockey und zuhause auf dem Esstisch dann eben auch Ping Pong.

Nun, ein paar Jahre später, ist er eine der grössten Hoffnungen, die die Schweiz für die Zeit nach der Federer- und Wawrinka-Ära hat. Im Tennis mit dem grossen gelben, nicht dem kleinen weissen Ball, versteht sich. Das könnte Druck erzeugen, aber Stricker weiss: «Ein Spieler wie Federer wird es nur einmal geben.» In seine Fussstapfen treten zu wollen, liegt also ausser Reichweite. Dennoch ist der Maestro für ihn mehr als ein Idol, eine ferne Gestalt, der es nachzueifern gilt: Im nationalen Leistungszentrum in Biel laufen sich die beiden immer mal wieder über den Weg, und der Altmeister gibt dem Youngster Tipps. Aktuell etwa, am Service zu arbeiten.

Anfang Jahr durfte er gar drei Wochen mit Federer in Dubai trainieren, «eine Riesenehre»; zum ersten Mal gabs im Winter davor ein paar gemeinsame Trainingstage. Und als Stricker gestern an seinem ersten ATP-Einsatz in Genf den Kroaten Marin Cilic schlug, sass Federer auf der Tribüne. «Ich hatte kaum mehr Zeit, mich vernünftig vorzubereiten», sagte der 39-Jährige danach, der sein Spiel verlor. Schwärmt dann von Stricker, der mit Cilic die angeschlagene Nummer 43 der Welt abgeklärt und souverän schlug. Und erinnert sich an sein ATP-Debüt vor 23 Jahren, das er verloren hatte. «Plötzlich ist die Beachtung viel grösser. Früher spielst du nur für deine Eltern und Freunde. Und auf einmal analysieren dich viele Fans und Medien – das ist ein komisches Gefühl, mit dem du erst klarkommen musst.» 

Bodenständig und entspannt

Die Gefahr, dass sich der Teenager aus Grosshöchstetten BE dadurch zu fest unter Druck setzen lässt oder gar abhebt, scheint nicht sehr gross zu sein. Der Schritt von den Junioren und der ATP-Tour ist riesig; selbst von den talentiertesten Nachwuchsspielern schaffen es nur die wenigsten, und das weiss er. Trainer und Umfeld beschreiben Stricker als bodenständig, ausgeglichen, witzig, entspannt und freundlich. Und auch Sponsoren sind schon auf ihn aufmerksam geworden: So hat er einen Vertrag mit der Schweizer Uhrenmarke Norqain.

Roland Garros 2020 Boys Junior Event Dominic Stephan Stricker , Switzerland and Runnerup Leandro Riedi , Switzerland *** Roland Garros 2020 Boys Junior Event Dominic Stephan Stricker , Switzerland and Runnerup Leandro Riedi , Switzerland

Im Final der Junioren-French-Open schlug Stricker (r.) seinen Trainingspartner Leandro Riedi, ein weiteres Talent eines Quartetts aus Schweizer Tennis-Hoffnungen.

imago images/Paul Zimmer

Mit dem Titel an den French Open der Junioren, die 2020 wegen Corona vom Frühling in den Herbst verlegt wurden, raste Stricker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Daraufhin wurde er zum Schweizer  Nachwuchssportler des Jahres gewählt. Dass er nun bei seinem ersten ATP-Spiel gleich gewinnt, findet er «unglaublich. Ich war sehr nervös, habe aber einen guten Match gespielt und es mega genossen».

Nun ist vor allem Geduld gefragt, so viel spielen wie möglich und sich Chancen erarbeiten. Das Ziel hat er vor Augen, auch wenn er den Kampfgeist zuerst von seinem Vater, einem Polizisten und früheren Chefkoch, lernen musste. Früher sei er doch auch mal etwas gar schnell mit sich und seiner Leistung zufrieden gewesen, erinnert sich die Familie. Diese Zeiten sind nun vorbei – er hat Blut geleckt. Wie weit ihn das führen wird?

Von EB am 19. Mai 2021 - 12:30 Uhr