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Schweizer Auswanderer

Stephan Gähwiler erfüllt sich seinen Bubentraum in Brasilien

Von Hausen am Albis nach Corumbá de Goiás. Wo einst brasilianische Goldgräber ihr Glück suchten, baute er sich seinen eigenen Hof auf.

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<p>Familienbetrieb: Der Zürcher Stephan Gähwiler (2. v. l.) <br />lebt seit 43 Jahren in Brasilien und hat hier seine Familie.</p>

Familienbetrieb: Der Zürcher Stephan Gähwiler (2. v. l.) lebt seit 43 Jahren in Brasilien und hat hier seine Familie.

Bruno Melo

Aktuell bewegt mich die Frage, wie es mit dem Hof in Zukunft weitergeht. Es wird immer schwieriger, Angestellte zu finden.

Wenn ich morgens aufwache, höre ich nichts als Stille. Ich stehe meist um vier Uhr auf.

Zum Frühstück esse ich geraffelten Apfel mit Joghurt und Haferflocken, dazu trinke ich selbst angebauten Schwarz- oder Hibiskustee.

Zur Arbeit fahre ich gar nicht, da ich auf meinem Hof wohne und arbeite.

Mein Arbeitstag dauert zwischen 14 und 16 Stunden.

Am Feierabend gönne ich mir eine Dusche und einen feinen Znacht.

Typisch brasilianisch an mir ist, dass ich zeitweise etwas unpünktlich geworden bin. Ansonsten aber bin ich sehr schweizerisch geblieben.

Touristen aus meiner Heimat zeige ich meine Fazenda. So habe ich übrigens auch meine jetzige Partnerin Cornelia Casotti kennengelernt. Sie besuchte mit einer Gruppe meinen Betrieb, um diesen zu besichtigen.

Am meisten stört mich an Brasilien die Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit.

An der Schweiz vermisse ich manchmal die Berge und den Schnee.

Die Schweiz kann von Brasilien lernen, wie man das Leben mehr geniesst, gelassener ist und sich über kleine Dinge freut.

Schweizer Politik verfolge ich so wenig wie möglich. Die aktuelle Weltlage geht mir sehr unter die Haut.

Ich würde zurückkehren, wenn: Das schliesse ich aus. Erstens ist hier die Landwirtschaft interessant und mein Wunsch vom eigenen Hof in Erfüllung gegangen. Und zweitens lebt meine Familie hier.

Mein Tipp an andere Auswanderer: Lernt die Sprache, wandert nicht überstürzt aus und budgetiert gut – auch wenn euer Schweizer Erspartes euch in Brasilien reich erscheinen lässt.

Die Fakten zur Person

Stephan Gähwiler (66)

Beruf: Landwirt.
Leben in Zahlen: Seit 1992 besitzt er in Brasilien 165 Hektar Land. Auf dem Grund betreibt er die Fazenda Picá-Pau. Seine dortige Wohngemeinde ernannte den Schweizer gar zum Ehrenbürger. Als Selbstversorger benötigt er monatlich nur gut 500 Franken. Ein Laib Brot und der Coiffeur kosten in Corumbá de Goiás gleich viel: rund drei Franken.

Bereits als kleiner Bub träumte Stephan von einem eigenen Hof. Seine Grosseltern waren Bauern und so war früh sein Berufswunsch als Landwirt geweckt. In einem Schulaufsatz hielt er einst fest, dass er zuerst in den USA versuchen würde, seinen Traum zu erfüllen, danach in Argentinien und Brasilien. Dort lebt er jetzt seit 43 Jahren und ist «sehr glücklich».

Von Hannah Jauch vor 5 Stunden