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  4. Zürcher «Tatort – Züri brännt»: Die Kritiken zu Schulers und Pieri Zürchers erstem Einsatz
Zürcher «Tatort»-Team in der Kritik

«Unverständlich, wie man das so vergurken konnte»

Voller Spannung wurde der neue Zürcher «Tatort» erwartet. Statt eines Feuers entfachte die Debütfolge «Züri brännt» allerdings eher ein paar Funken Hoffnung bei den Fans.

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SRF/Sava Hlavacek

Konnten das Publikum noch nicht vollends überzeugen: Anna Pieri Zuercher als Kommissarin Isabelle Grandjean (l.) und Carol Schuler alias Tessa Ott. 

SRF/Sava Hlavacek

«Züri brännt»: Der Titel des ersten Einsatzes des neuen Zürcher «Tatort»-Teams liess auf Spektakel und Feuerwerk schliessen. In ihrem ersten Fall ermittelten die beiden Kommissarinnen Tessa Ott (gespielt von Carol Schuler, 33) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 41) in der Zürcher Vergangenheit. Eine Brandleiche zum einen, der Schädel einer 1980 ermordeten Polizistin, die während der Zürcher Jugendunruhen als verdeckte Ermittlerin eingesetzt worden war, in einem vom Velokurier zugestellten Päckli zum anderen.  

Was lange wirkt wie zwei Fälle, die nichts miteinander zu tun haben, stellt sich am Ende als zusammenhängend heraus – und endet für Peter Herzog (Roland Koch), den Leiter der Kriminalpolizei, im Suizid. Die Brandleiche: sein alter Kollege von der Streife, schwer krank, vom Gewissen getrieben. Der Schädel: das gemeinsam ermordete Opfer, die ehemalige Kollegin, deren plötzlich aufgetauchten Überreste den baldigen Ruhestand Herzogs arg bedrohen. Die spitzfindigen Polizistinnen kommen ihm auf die Schliche, sodass er schliesslich keinen anderen Ausweg als den Freitod sieht.

Ein Zündhölzli brännt

Der erste Fall des neuen Zürcher Ermittlungs-Duos endet mit Tessa Ott, die ihrem besten Freund Mani Matters «Zündhölzli» vorsingt. Das Lied: sinnbildlich dafür, was die «Tatort»-Fans vom Einstand des Frauen-Gespanns halten. Den Reaktionen nach zu urteilen, brännt Züri eher nöd, höchstens tut es das Zündhölzli. Oder wie es ein Twitter-User beschriebt: «Züri brennt, Berlin pennt.» 

Carol Schuler und Anna Pieri, 2019

«Bei den Kommissarinnen, die wir spielen, war es keine Liebe auf den ersten Blick. Bei uns schon», sagte Carol Schuler (l.) in einem früheren Interview. Im Film ging es nicht halb so herzlich zu und her wie beim Fotoshooting mit Kollegin Anna Pieri Zuercher.

David Biedert

Dabei sorgten auch die privaten Geschichten der beiden Kommissarinnen für viel Zündstoff. Ott, die unerfahrene Kommissarin, mit Vitamin B ins Team gestossen, daneben Grandjean, das Arbeiterkind, das sich am Internationalen Strafgerichtshof die Sporen verdient hat, stets korrekt, stets nüchtern – oder wie es Ott nennt: gefühllos.

Die Welsche fühlt sich von der Neuen bedroht, die Zürcherin von der neuen Kollegin unwillkommen. Der Zwist zwischen den Polizistinnen kommt bei den Fans nicht gut an. «Total platter Konflikt zwischen den beiden Ermittlerinnen», findet ein Zuschauer. Als «abgedroschenes Frauengezicke» bezeichnet ein anderer die Streitereien. 

«Unverständlich, wie man das so vergurken konnte»

Auf Twitter kriegt der Film aber nicht nur wegen der Zusammenstellung der Ermittlerinnen sein Fett weg. «Zürich kann nicht ‹Tatort›», bilanziert ein Fan. «Null Spannung, dabei hätte die Story sicher Potential gehabt – unverständlich, wie man sie so vergurken konnte.»

Ein anderer fand den Streifen «brutal langweilig». Ein weiterer «etwas langatmig und zu weiten Teilen unspannend». «Schlimme Dialoge. Unmotivierte Szenenabfolgen. Kostüme taufrisch wie aus dem Modekatalog.» Das Fazit fällt bei ihm dementsprechend düster aus: «Schlimm.» 

Andere konnte der Film ebenfalls nicht begeistern – doch hat das neue Ermittlerinnen-Duo ihnen zufolge Potential. «Wenig spannend und die Dialoge hölzern. Der Schluss war gut. Eine wohlwollende 3- – in der Hoffnung, dass es besser wird», findet etwa ein Zuschauer. «Wer die ersten 60 Minuten nicht weggeschaltet hat, konnte die letzten 30 halbwegs geniessen. Es bleibt viel Luft nach oben.»

«Ich war angenehm überrascht»

So verschieden, wie die beiden neuen Kommissarinnen sind, fielen allerdings auch die Reaktionen aus. Wo sich einige mit Tweets à la «Also ich fand den Flückiger immer gut» bereits nach dem Luzerner Ermittler-Duo Reto Flückiger (gespielt von Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) zurücksehnten, wurden andere am Sonntagabend «angenehm überrascht».

«Das Team ist toll. Das Thema für die, welche ‹Züri brännt› 1980 gekannt haben, ebenfalls spannend», schwärmte ein Zuschauer. «Freue mich auf weitere Zürich-‹Tatorte›. Dies war bei den Luzernern nie der Fall.» 

Tatort - Geburtstagskind 4 Stefan Gubser Delia Mayer

In 16 Fällen ermittelte die Luzerner Polizei um Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) beim «Tatort». Im Herbst 2019 wurde ihr letzter Einsatz ausgestrahlt.

Daniel Winkler

Andere rechneten bereits damit, dass der Einstand von Ott und Grandjean verrissen werden würde. «Haters gonna hate», philosophierte ein Fan. Ihm aber hat der Film gefallen – «eine Schweizer Überraschung» sei er. 

«Also ich fand den Flückiger immer gut»

Twitter-User

Für den zweiten Einsatz wünschen sich zahlreiche Fans dennoch einen Knaller – ein Feuerwerk statt des performten Zündhölzlis. Gelegenheit dazu bietet sich im Frühjahr 2021: Planmässig wird dann die Folge «Schoggiläbe» ausgestrahlt, die die Schokoladenseiten des Schweizer Filmschaffens aufzeigen soll.

Ein Fan zeigt sich zuversichtlich, dass das gelingt. Ein bisschen makaber vergleicht er das Potential des Zürcher Teams mit den steil angestiegenen Corona-Fallzahlen. «Liebe Deutsche – keine Angst, die Qualität des ‹Tatort› aus der Schweiz steigt noch», verspricht er. «Haben diese Woche bewiesen, dass wir exponentielles Wachstum können!»  

am 19. Oktober 2020 - 11:38 Uhr