Aktuell bewegt mich die Frage, ob die hiesige Tourismuskrise anhält.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich Vogelgezwitscher oder die Kirchenglocken läuten.
Zum Frühstück esse ich, wenn ich diszipliniert bin, nichts. Für meine Gäste gibts ein Schlemmerfrühstück mit allem Drum und Dran.
Zur Arbeit gehe ich zu Fuss – ein paar Treppenstufen.
Mein Arbeitstag dauert unterschiedlich lang, oft zwölf oder mehr Stunden. Weil ich tue, was ich liebe, habe ich aber nie das Gefühl zu arbeiten.
Am Feierabend gönne ich mir im Sommer ein Strandpicknick oder ein Mitternachtsbad im Pool, im Winter ein Kaminfeuer und ein gutes Buch.
Typisch französisch an mir ist: Ich habe gelernt, sehr unhöflich, forsch und laut zu diskutieren und zu verhandeln, um nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Touristen aus meiner Heimat zeige ich mein Maison d’hôtes Envie de Sud, Nimes’ Altstadt, Arles’ und Montpelliers Kunstszene – und die Naturparks der Camargue.
Überschätzt werden hier angeordnete Massnahmen. Dabei gehts auf dem Land mit Menschenverstand und Respekt sehr friedlich zu.
Am meisten stört mich an Frankreich die Bürokratie.
Von der Schweiz vermisse ich: das gute ÖV-Netz und die Bodenheizung in der Luzerner Wohnung.
Die Schweiz kann von Frankreich lernen, mit weniger Einkommen ein erfülltes Leben zu führen – und Hilfsbereitschaft unter Nachbarn.
Schweizer Politik verfolge ich nicht. Es ist zu viel negative Energie.
Ich würde zurückkehren, wenn mein Lebenspartner und ich das wollten.
Mein Tipp für andere Auswanderer: mutig sein, jetzt leben, vorab informieren, vorbereiten, die Landessprache lernen – und sich aktiv integrieren.
Die Fakten zur Person
Beruf: betreibt als Besitzerin ein Maison d’hôtes.
Leben in Zahlen: bewohnt ein grosses Haus von 1850 mit wunderschönem Garten und verdient «genug zum Leben in Frankreich und um nachhaltig in mein Unternehmen zu investieren». In der Kleinstadt Vauvert kostet ein gutes Baguette 1.10 Franken, der Coiffeur 33 Franken.
Eigentlich entschied ich für mich bereits mit Anfang 20, dass ich mein eigenes Hotel-Restaurant an einem schönen Ort im Süden haben wollte. Zwanzig Jahre später war es endlich so weit (www.enviedesud.com). Entscheidend für mich war, dass mein Lebenspartner dieses Projekt mitträgt. Er meinte: «Du musst nicht träumen, du musst machen.» Und seither mache ich.