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Schweizer Auswanderer

Von St. Gallen ins französische Sommières 

Von St. Gallen nach Sommières. In Frankreich gründete Christoph Meier ein Musikfestival – und auch sonst findet sich seine Handschrift an vielen Orten des mittelalterlichen Städtchens.

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<p>Das Herz des mittelalterlichen Städtchens in Südfrankreich: Christoph Meier auf der Place Jean Jaurès. Der Platz wird von ­alten Arkaden gesäumt.</p>

Das Herz des mittelalterlichen Städtchens in Südfrankreich: Christoph Meier auf der Place Jean Jaurès. Der Platz wird von alten Arkaden gesäumt.

Nicolas Righetti

Aktuell bewegt mich die Frage: Oh, es gibt keine Frage, die mich speziell beschäftigt. Aber KI gibt mir schon zu denken. Oder Freunde, die wegsterben … Aber auch, wo ich in die Ferien gehe, welche Wanderung ich mache und wann ich eine Fete mit Freunden organisiere.

Wenn ich morgens aufwache, höre ich das Knistern der Bialetti- Kaffeemaschine – und meine unter der Dusche singende Frau.

Zum Frühstück esse ich immer noch Confibrot. Ich getraue mich fast nicht, das zu sagen. Aber es ist selber gemachte Feigenconfi!

Zur Arbeit gehe ich etwa zehn Meter zu Fuss.

Mein Arbeitstag ist heute viel kürzer; früher dauerte er elf Stunden.

Am Feierabend gönne ich mir Zeit und dazu – im Sommer – ein Glas Rosé mit Eis.

Typisch französisch an mir ist es zu geniessen.

Touristen aus meiner Heimat zeige ich den Rückweg.

Überschätzt wird hier die Gastfreundschaft. In der Schweiz ist diese ehrlicher und weniger oberflächlich.

Am meisten stört mich an Frankreich: die Franzosen? Nein, bestimmt nicht, auch wenn das Leben nicht mehr ist «wie Gott in Frankreich», als ich Ende der 1980er-Jahre hier ankam. Das Zusammenleben ist komplexer geworden, wie überall. Der Staat und die Behörden mit ihrer Administration sind zu dominant in unserem Leben.

Von der Schweiz vermisse ich meine Lieblingsstädte Zürich und Lausanne. Und meinen alten Freund Markus.

Die Schweiz kann von Frankreich lernen: Nichts – die Schweiz hat (fast) alles!

Schweizer Politik verfolge ich durchaus, wenn auch nicht engagiert.

Ich würde zurückkehren, wenn ich allein wäre? Vielleicht.

Mein Tipp an andere Auswanderer: Nichts mit der Schweiz vergleichen. Sie ist unvergleichlich!

Die Fakten zur Person

Christoph Meier (64)

Beruf: Grafikdesigner.

Leben in Zahlen: Bewohnt ein Häuschen in der Altstadt nahe des Flusses Vidourle. Als Selbstständiger schwankt sein Einkommen, reicht aber, um das Leben «zu geniessen». Ein Baguette kostet 1 Euro, ein Schwarzbrot das Doppelte. Haareschneiden gibts umsonst, denn seine Partnerin ist Coiffeuse.

Über die Hälfte des Lebens ist er schon in Frankreich, wohnte zeitweise in Paris. Nach Sommières zog ihn die Liebe, der Charme des Städtchens und dessen Wärme. Er versöhnte sich sogar mit dem Vidourle; 2002 vernichtete der Fluss bei einem Hochwasser einen Teil seines Hab und Guts. Zusammen mit Freunden gründete er das Festival Cinéjazz à la Tour – Musik ist seine grosse Leidenschaft.

René Haerig, Ringier
René HaenigMehr erfahren
Von René Haenig vor 2 Stunden