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SRF-Moderator Mario Grossniklaus

«Was bringt es mir, nur intelligent, aber nicht sympathisch zu sein?»

Als Teenager funktionierte er sein Zimmer zum Radiostudio um. Heute gibt der SRF-Moderator und Chef der Wahlsendungen vom 22. Oktober sein Geld am liebsten für Möbel aus.

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Sagen sie mal mit Mario Grossniklaus
Mario Grossniklaus ist Leiter der SRF-Abstimmungs- und Wahlsendungen und am 22. Oktober für die TV-Wahlberichterstattung aus 26 Kantonen verantwortlich. Marion Bernet

Welches Ereignis hat Ihr Leben verändert?
Eine Combox-Nachricht des ehemaligen «Tagesschau»-Chefs Thomas Schäppi – ich war 32 und arbeitete als Nachrichtenredaktor beim damaligen Radio DRS. Schäppi sagte, er wolle mich kennenlernen. Und nach einem Casting entschied er sich prompt für mich, obschon ich noch keine TV-Erfahrung hatte. Ich zog von Bern nach Zürich – und mein Leben veränderte sich komplett. Nur die Liebe zum Radio ist bis heute geblieben.

Was wären Sie als Kind gern geworden?
Schon als Zehnjähriger sagte ich zu meiner Mutter: «Ich will zum Fernsehen.» Ich weiss nicht warum, aber bis heute spüre ich jedes Mal, wenn ich ein Studio betrete, tief in mir drin: Hier gehöre ich hin.

Als Sie 16 waren: Wie hat Ihr Zimmer da ausgesehen?
Ich hatte es zum Radiostudio umfunktioniert mit einem Mischpult, Verstärker und CD-Player, an der Wand hing ein Plexiglas mit dem «Tagesschau»-Logo. Crazy, oder?

Was hatten Sie für einen Spitznamen?
Göggu. Ich weiss bis heute nicht, woher er kommt. Aber ich mochte ihn nie wirklich. Als ich nach Zürich zog, wurde ich ihn los – bis jemand Jahre später durch die SRF-Kantine rief: «Göööggu!» Es war ein Kameramann, mit dem ich aufgewachsen bin.

Welches ist Ihr Lieblingsspiel?
«Tschau Sepp».

Welche Eigenschaft hätten Sie lieber nicht?
Ich kann schlecht delegieren und packe gern selbst an.

Welches Kompliment haben Sie kürzlich erhalten?
(Überlegt lange.) Ich spreche nicht gern über Komplimente.

Was lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?
Kürzlich habe ich mit einem Innenarchitektur-Kurs angefangen. Das Einrichten liegt mir, ich bin gern kreativ. Gleichzeitig interessiert mich die mathematische Komponente, also wann etwas objektiv als schön empfunden wird, Stichwort Proportionen und Goldener Schnitt.

Wofür geben Sie am meisten Geld aus?
Für Inneneinrichtung. Das kommt zu Hause nicht immer gut an (lacht). Mir liegen all meine Möbel am Herzen, ich habe sie mir nach und nach angeschafft. Mein Lebenspartner und ich werden nie Kinder haben, in die ich investieren würde, darum gebe ich mein Geld für Dinge aus, die mir guttun.

Wie viel sind Sie wert – in Franken?
Ein Menschenleben ist immer gleich viel wert und nicht in Geld umzurechnen.

Haben Sie einen Tick?
Teure Möbel kaufen (lacht).

Was darf in Ihrem Haushalt nicht fehlen?
Stimmung. Ich brauche Gemütlichkeit, wenn ich nach Hause komme.

Wofür sollte es Bussen geben?
Für Dummheit.

Was denken andere über Sie, was vielleicht gar nicht stimmt?
Vielleicht, dass ich sehr ehrgeizig bin. Ich selbst sehe das nicht so. Vielmehr verfolge ich meine Träume und möchte einen möglichst guten Job machen.

Wären Sie lieber sympathischer oder intelligenter?
Was bringt es mir, nur intelligent, aber nicht sympathisch zu sein? Mit der Sympathie öffnet man Herzen. Und Menschen sind das Wichtigste für mich – im Job und privat. Aber ganz ohne Intelligenz geht es eben auch nicht (lacht). Darum: Die Mischung machts.

Wofür haben Sie zuletzt gebetet?
Für meinen Vater, der letzten Juni verstorben ist. Ich betete zur Natur, weil er sich dort immer sehr wohl fühlte – und ich mich ebenso.

Wie möchten Sie sterben?
In Frieden mit mir und der Welt. Von meiner Mutter habe ich gelernt: Du darfst dich streiten, aber mach Frieden, bevor du zu Bett gehst, denn du weisst nie, was der nächste Tag bringt.

Was sollte auf Ihrem Grabstein stehen?
Nichts. Meine Asche soll auf dem Niederhorn verstreut werden. Ich kriege jedes Mal Hühnerhaut, wenn ich dort oben bin.

Welchen Tag möchten Sie noch einmal erleben?
Die Abschiedsfeier von Nelson Mandela im südafrikanischen Johannesburg 2013, an der ich als SRF-Korrespondent teilnahm. Ich bekam ein ganz neues Verständnis von Trauern, es wurde gefeiert und getanzt. Am nächsten Tag fuhren wir nach Pretoria, und ich stand tatsächlich vor Nelson Mandelas Sarg. Das war sehr eindrücklich, weil ich realisierte: Hier geht ein Stück Weltgeschichte zu Ende.

Von Michelle Schwarzenbach am 21. Oktober 2023 - 07:00 Uhr