Schon als Kind habe ich davon geträumt, einmal den Eurovision Song Contest zu moderieren», sagt Michelle Hunziker (48). Vielleicht beginnt alles am Samstagabend des 30. April 1988? Die elfjährige Michelle sitzt mit ihren Eltern vor dem Fernseher und schaut den ESC. Céline Dion (heute 57) singt «Ne partez pas sans moi». Gegen Mitternacht, Michelles Äuglein fallen fast zu, meldet Jugoslawien am verrauschten Telefon dem fernen Dublin, von wo die Liveshow übertragen wird: «Switzerland – six points.» England geht bei der restlichen Punktevergabe leer aus. Da steht fest: Die Schweiz gewinnt den Eurovision Song Contest! Alle weinen vor Glück. Emotionen pur!
Posieren für die internationalen Medien: Michelle Hunziker (l.) und ihre Co-Moderatorinnen Sandra Studer (M.) und Hazel Brugger.
SRFFür ein junges Mädchen mit Musik im Blut, Charisma und einem ausgesprochenen Talent für die Selbstinszenierung ein prägendes Erlebnis. 37 Jahre später steht sie selbst dort, wovon sie damals geträumt hat: Im Rampenlicht der grössten Musik-TV-Show der Welt. Als Mitgastgeberin des Eurovision Song Contest verkörpert sie Glamour, Internationalität und Vielseitigkeit wie kaum jemand zuvor.
Noch nie hat eine so bekannte, so oft fotografierte, so generationenübergreifende Persönlichkeit den ESC präsentiert. Und erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs wird es eine Oma mit 48 Jahren sein, deren biologisches Alter jüngst angeblich auf 25 Jahre bestimmt wurde.
Michelle Hunziker und der ESC – ein «perfect match»! Monika Schmutz Kirgöz, die ehemalige Schweizer Botschafterin in Italien, bringt letztes Jahr bei der Verleihung des Prix de Joie auf den Punkt, was Hunziker als Showstar und Mensch so einzigartig macht: «Du stehst für Lebensfreude, Unkompliziertheit, Naturverbundenheit und – es hört sich nach wenig an, ist aber viel – Freundlichkeit!» Michelle Hunziker verkörpert damit genau die Werte, mit welchen der Eurovision Song Contest seit seiner Gründung 1956 die Länder vereint.
Ein Riesenprojekt im Höllentempo
Dass Michelle Hunziker am Samstag, dem 17. Mai, in Basel den Summit der Popkultur präsentiert, ist nicht selbstverständlich. Denn es braucht diplomatisches Geschick, um sie für den ESC aus ihren bestehenden Verpflichtungen bei den italienischen Fernsehveranstaltern loszueisen. Im Januar kann sie das Go geben – auch dank der Tatsache, dass ihr mit Sandra Studer (56) und Hazel Brugger (31) zwei tolle Co-Moderatorinnen zur Seite stehen.
«Es ist so der Plausch, mit ihnen zusammenzuarbeiten», schwärmt Hunziker. «Dasselbe gilt für das ganze ESC-Team, das so präzise arbeitet und trotz dem Zeitdruck entspannt bleibt.» Dieses hat in Rekordzeit einen Weltklasse-Event auf die Beine gestellt. «Acht Stunden nach dem Sieg von Nemo in Malmö hatten wir bereits die erste Sitzung und begannen mit der Arbeit», verrät Yves Schifferle, Head of Show beim ESC. «Es ist ein Riesenprojekt im Höllentempo. Wir machen in elf Monaten die Arbeit, die man sonst in drei Jahren machen würde.»
Hunziker mit ihrer starken Unterstützung: Schweiz-Tourismus-Direktorin Christina Gläser und (l.) und Botschafterin Monika Schmutz Kirgöz.
ZVGDabei zeigt sich Michelle Hunziker als echter Profi: Sie ist eine gute Teamplayerin, eine unermüdliche Schafferin, ehrgeizig, aber fair, humorvoll und selbstironisch – dazu bodenständig wie ein Bärner Meitschi aus Ostermundigen. Auch wenn sie sich ständig auf internationalem Parkett bewegt: Die Schweiz liegt ihr am Herzen. Als Botschafterin für Schweiz Tourismus preist sie in Italien die Schönheit ihrer Heimat an – und gibt den ESC-Fans einen Tipp: «Reist mit dem Eurocity-Zug zum ESC!» So locker Hunziker vor der Kamera wirkt, so intensiv ist für sie die Vorbereitung auf den Event: «Das Schwierigste ist, vier Stunden Moderation draufzuhaben – mit Text, Laufwegen und Kamerapositionen», sagt sie. «Und das auf der spektakulärsten Bühne, die der ESC je gesehen hat!»
Ob sie Angst hat, dass etwas schiefgehen könnte? «Nein. Ich werde sicher aufgeregt sein, aber ich versuche auch, Spass zu haben.» Was sie in den letzten fünf Minuten vor dem Auftritt tun wird? «Tief durchatmen, Wasser trinken, in den Spiegel schauen und mir sagen: Geniesse es! Es wird eine Megaparty!» Und was hat sie sich vorgenommen, wenn die Show vorbei ist? «Dann gehts ab an eine Party», sagt Michelle. «Ich muss noch herausfinden, welche die beste in Basel sein wird. Aber dieses einmalige Erlebnis lasse ich mir nicht nehmen!»