Er war zwei Jahre lang die Galionsfigur des Bundesrats und der Sündenbock der Nation – die Rede ist von Gesundheitsminister Alain Berset (49). Die Corona-Pandemie verlangte ihm einiges ab, er selbst sagt, er hätte nie gedacht, dass er so eine Situation durchstehen könne. Es scheint aber, als habe er es geschafft. Der Bundesrat hat beinahe alle Schutzmassnahmen aufgehoben, die Pandemie als praktisch beendet erklärt und löst die Corona-Taksforce per 1. April auf. Das bedeutet für Berset: Durchatmen. Er ist schliesslich nicht nur Politiker, sondern auch Privatperson. Was aber macht ein Alain Berset, wenn er nicht gerade als Bundesrat amtet?
Die vergangenen zwei Jahre waren wohl für niemanden leicht, aber besonders hart waren sie wohl für Politiker wie Alain Berset. Er musste nicht nur auf sämtlichen Pressekonferenzen seinen Kopf hinhalten, wenn Journalisten ihn mit Fragen zur Corona-Lage löcherten. Aufgrund vieler Entscheide – die der Bundesrat wohlgemerkt gemeinsam traf, aber Berset alleine verkünden musste – erhielt er sogar Morddrohungen. Und auch seine Familie sah er in dieser Zeit sehr wenig. Vor allem in der Anfangsphase der Pandemie lebte der Gesundheitsminister, der eigentlich in Belfaux im Kanton Fribourg wohnhaft ist, in Bern und sah seine Ehefrau Muriel Zeender Berset (47) und drei Kinder, Antoine (16), Achille (14) und Apolline (12) wochenlang nicht.
Auch wenn sich diese Situation mit der Zeit verbesserte, hatte er nach wie vor wenig Zeit für seine Familie. Das dürfte sich nun ändern und er wird jetzt hoffentlich mehr bei seinen Liebsten sein können.
Dass Alain Berset neben seiner Rolle als Politiker aber auch noch eine Privatperson ist, vergisst man gerne – etwa wie bei einem Lehrer oder einer Lehrerin, den oder die man zu Schulzeiten ausserhalb der Schule gesehen hat und bemerkt hat, dass diese Person auch ausserhalb des Jobs ein Leben hat. Denn wie wohl viele von uns schaut auch Alain Berset gerne Filme und Serien, war zum Beispiel begeistert von der Netflix-Serie «Queen's Gambit» – vielleicht hat er eine heimliche Leidenschaft für Schach. Aber auch Filmtipps holt er sich gerne und schrieb beispielsweise den Film «Und täglich grüsst das Murmeltier» auf seine Watchlist.
Wer jetzt aber meint, Alain Berset sei eine Couchpotatoe, also ein Stubenhocker, der irrt. Der Westschweizer ist ein leidenschaftlicher Leichtathlet – kein Wunder, wurde ihm der Sport bereits in die Wiege gelegt. Seine Mutter schaffte es 1987 immerhin unter die Top 3 der Schweizer Meisterinnen im Marathon und sein Vater bewältigte den Murtenlauf in 55 Minuten. Berset selbst gewann im Alter von 17 Jahren den Titel des Westschweizer Junioren-Meisters im 800-Meter-Lauf. Wenn er also auch bei der Pandemie von einem Marathon sprach, wusste er genau, wovon er redete. Für den Sport wird er künftig wohl wieder mehr Zeit haben.
Alain Berset ist allerdings nicht nur sportlich unterwegs. Er ist auch leidenschaftlicher Hobbyfotograf und teilt seine Fotografien gerne auf seinem Instagram-Profil und man erkennt – auch hier hat Monsieur Berset Talent. Kein Sujet ist ihm zu langweilig, er fotografiert die Natur ebenso gern wie Architektur. Er ist laut eigener Aussage sowieso ein Fan von Instagram, denn dort hat er eine Plattform, um seine Kunst zu teilen, sich aber auch inspirieren zu lassen. Bei Twitter hole er sich jedoch nichts ausser schlechter Laune.
Auch eine musikalische Ader besitzt Alain Berset. Er ist selbst Hobbymusiker, Jazzpianist. Er bedauert, dass er in den vergangenen zwei Jahren sein Klavier vernachlässigen musste. Nun hat er hoffentlich wieder mehr Zeit, dieser Leidenschaft zu frönen. Jazz ist aber nicht das einzige Musik-Gerne, das dem vielseitigen Berset gefällt. Dürfte er wählen, würde er eine Rockband ins Bundeshaus einladen.
Im Blitzinterview mit Michel Schelker von Radio Energy hat er sogar verraten, dass er privat gerne das Genre Black Metal hört – wer hätte mit der Frisur gedacht, dass Alain Berset ein Metalhead ist? Er sagt, er wäre auch gerne Musiker geworden, sein Leben würde dann wohl ein wenig anders aussehen. Für dieses Leben sei es nun aber ein wenig zu spät.
Jetzt bleibt zu hoffen, dass in Zukunft ruhigere Zeiten im Hause Berset einkehren. Bonne chance, Monsieur Berset, et Merci!