Es gibt Männer, die sich in der Midlife-Crisis einen schnittigen Sportwagen zulegen oder ihren Rockertraum auf einer Harley-Davidson ausleben. Anders bei Jens Keel (50): Als der zweifache Familienvater vor vier Jahren mit seiner Frau Sabine (49) und den Töchtern Rea (20) und Luna (17) durch Australien und Neuseeland reist, sinniert er übers Leben und fragt sich, ob er das, was er bisher machte, für den Rest seines Lebens tun will. Keel ist zu dem Zeitpunkt Inhaber und Geschäftsführer einer erfolgreichen Sportvermarktungsagentur. Am Ende der Reise steht für ihn fest: «Mir gehts so gut, jetzt tue ich etwas für Menschen, denen es nicht so gut geht.»
Zunächst will er sich für Non-Profit-Organisationen einsetzen, führt sogar erste Gespräche mit infrage kommenden NGOs. Als er seinem Freund Daniel Manser (53) davon erzählt, trifft er bei diesem einen Nerv. Manser, der als Finanzmanager ebenfalls zu Vermögen gekommen ist, schlägt vor, eine eigene gemeinnützige Organisation zu gründen – A Million Dreams. Zu dem Namen liess sich Keel durch den gleichnamigen Song aus dem Musicalfilm «The Greatest Showman» inspirieren.
Seit der Geburtsstunde von A Million Dreams Ende 2022 machten Keel und Manser mehr als 50 Träume wahr. «Relevant ist nicht, wie viele Träume wir erfüllen, sondern wie viele Menschen wir mit unserer Botschaft erreichen.» Zu den Beschenkten zählen Schwerkranke, körperlich oder geistig Beeinträchtige sowie Menschen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben.

Familienhalt: Jens Keel, Tochter Rea, Ehefrau Sabine, Tochter Luna und Daniel Manser (v. l.) beim gemeinsamen Mittagessen.
Marco BilicEin Einhorn hinterm Regenbogen
Die älteste Beschenkte war eine 92-Jährige, die 35 Jahre im Zürcher Jelmoli arbeitete, in der Ostschweiz lebt und sich nichts sehnlicher wünschte, als noch einmal ihre alte Wirkungsstätte zu besuchen. Ein Oldtimer holte sie ab, und als der Chauffeur ihr in weissen Handschuhen die Tür aufhielt, um sie für die Fahrt an die noble Bahnhofstrasse einsteigen zu lassen, staunten ihre Altersheim-Mitbewohner nicht schlecht.
Die Jüngste, eine an Leukämie erkrankte Fünfjährige aus der Romandie, träumte von einer Ballonfahrt und davon, dabei einem Einhorn zu begegnen. «Jens trieb einen Ballon in Form eines Einhorns auf», erinnert sich Manser. Nur einen einzigen Traum hätten sie bisher nicht erfüllen können – trotz allen Bemühungen.
Bei ihrer Arbeit werden Manser und Keel einerseits von privaten Spendern unterstützt, andererseits können sie auch auf die Hilfe von Firmen und Stiftungen zählen.
Inzwischen hat A Million Dreams namhafte Unterstützer wie die ehemalige Weltklasse-Kunstturnerin Giulia Steingruber, Snowboardprofi Pat Burgener oder Ruth Metzler-Arnold. Die alt Bundesrätin lobt das Engagement der Macher mit den Worten: «Es ist grossartig, wie A Million Dreams benachteiligten Menschen hilft, ihre Träume Realität werden zu lassen.» Am internationalen Tag der Träume am 25. September 2025 rufen Jens Keel und Daniel Manser dazu auf, am Walk of Dreams (walkofdreams.ch) mitzuwandern und so ebenfalls Gutes zu tun.

