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Trotz Trash, Peinlichkeiten und Fake-Liebe

Wieso tun wir uns den Bachelor immer wieder an?

Wie kann es sein, dass eine Sendung nach 14 Staffeln mit dem genau gleichen Konzept immer noch Menschen vor die Glotze lockt? Fünf mögliche Gründe, wieso «Der Bachelor» noch lange nicht ausgedient hat.

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Patric Haziri, Bachelor, 2019

Der letzte Bachelor: Patric Haziri vergab seine Rosen im Oktober 2019.

Fabienne Bühler

Trash ist Corona-resistent, scheint es. Jedenfalls schaffte es der Sender 3+ in der Pandemie, eine weitere Staffel von «Der Bachelor» abzudrehen. Laut «Blick» in Portugal – unter «strengsten Schutzmassnahmen». Neuer Rosenkavalier soll Alan Wey sein, 34-jährig, Hobby-Model und Ex-Freund von Sängerin Fabienne Louves, 34. Mitte Oktober flimmert die Sendung über den Schirm.

Schon zum 15. Mal soll jemand die grosse Liebe über die Sendung finden. Acht Mal waren es männliche Rosenkavaliere, sechs Mal Frauen. Wirklich Neues passiert in diesen Sendungen seit der allerersten Staffel mit Lorenzo Leutenegger nie. Die attraktiven Rosenverteiler stehen im Mittelpunkt, die anderen machen sich zum Deppen. Wieso schalten wir trotzdem noch ein?

1. Gut für unser Ego

Während wir im Oktober langsam schon den Winterspeck anfressen, machen zur Schau gestellte Adonis-Körper unter der Sonne Thailands für gewöhnlich ein schlechtes Gewissen. Aber das muss so sein. Denn sexy Leuten zuzuhören, wie sie keinen geraden Satz aus dem Mund bringen, ist Balsam für unsere Egos. Die Sendung impliziert eine Wahl zwischen Sixpack oder einem höheren IQ als 6. Man erhält eine wohlige Zufriedenheit mit sich selbst, wenn man merkt, dass man zu letzteren gehört.

2. Da wird immerhin geknutscht!

Seien wir ehrlich, auf SRF gibt es schöne Lismete, herrliche Berglandschaften und Trudi und Fritz, die «von früher» erzählen. Schön, aber eben nicht gerade der Knaller. Manchmal muss es einfach bisschen zur Sache gehen, dass man dranbleibt. Und das kann Bachelor und Bachelorette wie keiner im Schweizer Fernsehen. Beobachten, wie sich zwei annähern, wie sie flirten (gut, aber vor allem: schlecht) und wie sie küssen, das ist ein bisschen wie eine soziologische Studie. Manche würden sogar zoologisch sagen. Dass die Darsteller allesamt Laien sind, macht das Ganze noch einen Zacken aufregender.

3. «Mein Banknachbar schaut das immer»

Einmal kann man noch weghören. Ein zweites Mal vielleicht auch. Dann aber lauscht man den Gesprächen der Arbeitskolleginnen und -kollegen, wenn sie die immer selben Namen nennen und dann laut loslachen. Zu Beginn kann man sich noch rechtfertigen, «Der Bachelor» habe unterirdisches Niveau, so etwas schaue man nicht. Aber ab der fünften, sechsten Folge kann man nicht anders, als mal einen Online-Artikel oder eine Folge nachschauen zu gehen. Das reicht ja auch schon, um sich eine erste Meinung über alle Teilnehmenden zu machen. Dann kanns losgehen mit dem Mitlästern. Das, was eigentlich jeder insgeheim will.

4. Wetten ohne Sportkenntnisse

Sei es im Fussball, beim Pferderennen oder bei Boxkämpfen – ein wenig muss man doch von der Sportart verstehen, bevor man Prognosen abgibt. Pustekuchen, wenns um den Bachelor geht! Allein mit der eigenen Lebenserfahrung, mit dem guten, alten Bauchgefühl ist man fähig, den Sieger oder die Siegerin nach nur einer Folge vorauszusagen. Die Wetten in Whatsapp-Gruppen oder in Büros sind Kult! Mittlerweile machen da so viele Leute mit, dass der Gewinn für mehr als nur ein Röschen reicht. Wer mitreden will, muss schauen, kann wetten.

5. Die Hoffnung

Nun, die Bilanz der Kuppelsendung ist höchst bescheiden. Gerade einmal Janosch Nietlispach hat es mit seiner Siegerin Kristina für ein paar Jahre durchgezogen. Alle anderen Bachelorettes und Bachelors machten ziemlich schnell mal Schluss mit dem Vorzeige-Geknutsche. Klar, wir sind ja nicht blöd, ist alles nur fürs TV oder für Insta. Aber hey, irgendwie… irgendwie muss das doch auch mal klappen! Die Liebe auf den ersten Blick ist ja nichts, was 3+ erfunden hätte. Kann es wirklich nicht sein, dass man seiner Traumfrau oder seinem Traummann zufällig begegnet und auf Hepf Chlepf eine innige Liebesbeziehung fürs Leben etabliert? Die Hoffnung, dass das über die Sendung vielleicht doch mal noch klappt, ist ein weiterer Grund, den TV einzuschalten, wenn das Rosenverteilen wieder losgeht.

Von ogo am 25. September 2020 - 17:09 Uhr