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  4. Zum 70. Geburtstag: Peach Weber über seinen letzten Auftritt, das Heiraten und den Tod

Kult-Komiker Peach Weber wir 70

«Ich konnte mir nie viel merken»

Seine Gags sind Kult! Jetzt wird Peach Weber 70 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag verrät der Aargauer Komiker, was er über eine dritte Heirat denkt, ob er seinen letzten Auftritt miterlebt und weshalb viele Grosseltern mehr hüten statt rennen sollten.

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Peach Weber, Schweizer Komiker Peach Weber

Komiker Peach Weber, 69, wird 70 Jahre alt. 

Herbert Zimmermann

Peach Weber, Sie werden bald 70. Was ist der beste Gag Ihres Lebens?
Ich sag immer: Ich kann weder Gitarre spielen noch singen. Aber ich kann davon leben. Das ist doch wirklich ein Gag.

Wie kam es überhaupt dazu?
Anfang 20 nahm ich an einer Talentshow in Zürich teil. Als ich bei den Proben sah, wie gut die anderen singen, wusste ich, jetzt wirds peinlich. Mir war klar, dass ich mit Sympathie punkten musste. Darum integrierte ich spontan einige Witze in meinen Auftritt. Schlussendlich wurde ich Zweiter. Die ersten zwei Jahre durfte ich immer wieder mal an einem Dorffest auftreten.

Sie liefern rund 300 Gags pro Auftritt. Ist die Trefferquote so höher?
Ja, wenn ein Witz nicht funktioniert, folgt gleich der nächste. Kommt eine Pointe nicht an, denken die Leute, es gehöre dazu. Dasselbe gilt, wenn etwas schiefläuft: Falle ich vom Stuhl, lachen alle. Wenn ich nicht mehr hochkomme, finden sie es noch lustiger. Käme die Ambulanz, würden sie wohl denken, ich betreibe wahnsinnig viel Aufwand für einen Gag. Aber das beruhigt mich auch ein bisschen. Wenn ich etwa husten muss, nehmen mir die Leute das nicht übel. Sie sind bei Jung und Alt beliebt.

Was ist schöner: Kinder oder Erwachsene zum Lachen zu bringen?
Das kann man nicht vergleichen. Ich habe nie explizit ein Kinderprogramm gemacht. Aber es gibt Kinder, die Lieder wie «Guguuseli» lustig finden, auch wenn sie den Text meistens nicht verstehen. Was mir jedoch auffiel, als ich mit den Lesungen zu meinen Kinderbüchern anfing: Kinder sind das brutalste Publikum. Wenn man es schafft, dass sie eine halbe Stunde lang gespannt zuhören, ist das einfach das Grösste.

Sind Sie gern Märchenonkel?
Ja, das ist etwas vom Schönsten. Früher hatten Grosseltern noch viel mehr Zeit. Ich selbst war oft bei meiner Grossmutter. Sie las mir Märchen vor, das war wunderbar. Heute jedoch sind ältere Leute nicht mehr alt, sie rennen einen Marathon, gehen ins Fitnesscenter oder auf eine Kreuzfahrt. In dieser Zeit verpassen sie ihre Enkel. Grosseltern müssen verstehen, dass ihre Rolle wunderbar ist. 

Peach Weber, Schweizer Komiker Peach Weber

Peter «Peach» Weber machte zuerst eine Ausbildung zum Primarlehrer.

Herbert Zimmermann

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter?
Wir haben eine sehr innige Beziehung. Nina war drei, als sich ihre Mutter und ich trennten. Unsere Beziehung hatte nicht funktioniert, weil wir zu verschieden waren. Dafür ergänzten wir uns bei der Erziehung. Und für unsere Tochter war klar, dass beide Elternteile zufriedener sind, wenn wir nicht mehr zusammen wohnen. Kinder sind sehr anpassungsfähig, und sie verstehen viel mehr, als Erwachsene meinen. Nach der Trennung habe ich mich entschieden, am Wochenende nicht mehr aufzutreten. So hatte ich Zeit für Nina. Auch in den Ferien war sie bei mir. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Ihre Kindheit kann ich nicht nachholen.

Hat sich Ihre Tochter für Ihren Beruf geschämt?
Zum Glück nicht. Aber sie war auch kein Fan. Das wäre für mich sowieso schlimm gewesen. Sie wollte immer Kasperli und Philip Maloney hören. Und das mehrmals am Tag. Das störte mich nicht. Aber hätte sie meine Aufnahmen so oft gehört, wäre ich durchgedreht. Generell war es für Nina ganz normal, dass ihre Mutter Wetter-Moderatorin und ich Komiker bin. Sie sagte früher immer: «Mein Papi erzählt Witze, mein Mami erzählt Wolken.» Sie hat auch nie damit angegeben, dass ihre Eltern beide im Fernsehen zu sehen sind.

Wie feiern Sie Ihren 70. Geburtstag?
Ich habe noch nichts geplant, weil ich mich nicht gern feiern lasse.

Also wünschen Sie sich nichts zum 70. Geburtstag?
2027 trete ich zum letzten Mal auf. Wenn ich diese Show noch erlebe, bin ich mehr als zufrieden. Materiell wünsche ich mir nichts. Ich möchte nicht ständig daran denken, die Geschenke zu Hause aufzustellen, wenn die Schenkenden zu Besuch kommen.

Wie sicher sind Sie, dass Sie bei Ihrer geplanten Abschiedsshow im Jahr 2027 dabei sein werden?
Da bin ich mir gar nicht sicher. Aber auch wenn ich nicht mehr da bin, wird die Vorstellung stattfinden. Ein paar Freunde von mir würden eine Gedenkvorstellung organisieren. Die müsste allerdings sehr witzig sein. Wenn nicht gelacht wird, komme ich von oben runter. Oder eben von unten nach oben. Ich sage mir immer, wenn das Universum möchte, dass ich an dieser Veranstaltung dabei bin, egal in welchem Zustand, dann wird das so sein.

Wie merken Sie, dass Sie älter werden?
Ich kriege immer noch viel hin, dafür bin ich sehr dankbar. Andererseits fühle ich mich an gewissen Tagen wie ein 80-Jähriger. Ausserdem habe ich depressive und manische Stimmungsschwankungen. Dann liege ich manchmal tagelang im Bett. An anderen Tagen erledige ich dafür umso mehr. Das war aber schon immer so.

(Hintergrund-) Information über Bild: Vorname Nachname, Sendung, Ort, Datum, Anlass, Verwendung Copyright: SRF/Oscar Alessio Patti Basler, 2020 ©Oskar Alessio, SRF / HO

Patti Basler, 46, Kabarettistin über Peach Weber: «Peach ist ein typischer Aargauer: imposant wie ein Kühlturm, mit einer Halbwertszeit wie ein Brennstab. Und er bringt Generationen zum Strahlen. Weiter so! Bis ins Endlager gehts hoffentlich noch ein paar Jährchen!»

SRF/Oscar Alessio

Wie merken Sie, dass Sie älter werden?
Ich kriege immer noch viel hin, dafür bin ich sehr dankbar. Andererseits fühle ich mich an gewissen Tagen wie ein 80-Jähriger. Ausserdem habe ich depressive und manische Stimmungsschwankungen. Dann liege ich manchmal tagelang im Bett. An anderen Tagen erledige ich dafür umso mehr. Das war aber schon immer so.

Was ist heute einfacher als früher?
Ich merke, dass ich mittlerweile viel lockerer bin. Wenn ich aufhören will, dann kann ich das tun. Es gibt kein Müssen mehr. Aber natürlich ist das Unterwegssein strenger geworden. Ich muss eine Balance finden. Darum mache ich nur noch Auftritte, die mir Freude bereiten.

Sie haben noch viele Auftritte geplant. Schaffen Sie das?
Ich plane zwei bis drei Tage Pause ein, wenn ich an drei Tagen aufgetreten bin. Ich muss nun für einen 70-Jährigen planen, nicht mehr für einen 40-Jährigen.

Können Sie sich noch gleich viel merken?
Ich konnte mir noch nie viel merken. Aus diesem Grund habe ich stets meinen Notenständer mit den Texten dabei. Ausserdem nehme ich immer Zettel und Stift mit. Ich muss alles notieren. Ich schreibe mir sogar einen Zettel, dass ich meine anderen Zettel lesen muss.

Erlebten Sie auch schwierigere Auftritte?
Natürlich. Bei einem Auftritt wusste ich mitten im Satz nicht mehr, wie es weitergeht. Dafür konnte ich mich an den nächsten erinnern, aber vergass die Pointe. Ich stotterte eine Minute lang. Das Publikum lachte, weil es dachte, das gehöre zur Show. Ich musste die Show abbrechen. Bis heute weiss ich nicht genau, was passiert ist. Vermutlich war es ein Blutgerinnsel, das im Sprachzentrum eingeschlagen hat. 

Was hat das mit Ihnen gemacht?
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich die letzten Jahre zu viel gearbeitet hatte. Zum Teil führte ich bis zu 200 Vorstellungen jährlich auf. Ich beschloss, eine längere Auszeit zu nehmen. Später reduzierte ich meine Auftritte. Trotzdem lebe ich nicht ständig in Angst, dass mir so etwas nochmals passiert.

Peach Weber, Schweizer Komiker Peach Weber

Immer mit dabei: seine Gitarre. Zu hören ist das Duo auf der aktuellen Tour «Gäxplosion». 

Herbert Zimmermann

Beschäftigen Sie sich mit dem Tod?
Ja. Aber nicht negativ, sondern realistisch. Mein Vater ist mit 72 Jahren gestorben. Für mich ist das aber nicht beängstigend. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt. Bei meinem Vater ging das Sterben ganz schnell. Wenn es bei mir so weit ist, wünsche ich mir das auch so. Ich freue mich auf die letzte Sekunde meines Lebens. Ich bin mir sicher, dann wird einem so einiges klar. Auch, dass viele Sachen völlig unwichtig waren. Ich bin gespannt, was mich danach erwartet. Aber nicht so sehr, dass ich es bereits morgen herausfinden möchte.

Würden Sie rückblickend in Ihrem Leben alles gleich machen?
Eigentlich war alles zu seiner Zeit richtig, wie es war. Man muss einfach aus jeder Situation die richtigen Schlüsse ziehen. Ich habe gemerkt, dass ich nicht gut darin bin, das Leben zu planen. Aber wenn etwas passiert, bin ich ziemlich gut im Reagieren.

Würden Sie nochmals heiraten?
Es war nie mein Plan zu heiraten. Ich hatte immer Angst davor. Aber für jemanden, der nie heiraten wollte und diesen Schritt doch zweimal gemacht hat, kann ich nicht sagen, dass es das letzte Mal gewesen ist. Aber es muss jetzt auch nicht unbedingt sein. Man wird im Alter ja ziemlich schwierig...

Bereuen Sie Ihre Scheidungen?
Nein, weil ich nicht mit der Idee geheiratet habe, mich wieder zu trennen. Ich war überzeugt, dass ich möglichst lange mit dieser Frau zusammensein möchte. Ich machte mir keine Gedanken darüber, dass ich dann über 70 Jahre verheiratet sein würde. Früher war die Lebenserwartung eben kürzer.

Fühlen Sie sich alleine?
Ich war schon immer ein Mensch, der seinen Freiraum braucht. Ich mache auch zu Hause viele sogenannte Klostertage. Da geh ich nirgends hin und beantworte keine Anrufe. Ich bin einfach für mich. So bin ich vollkommen zufrieden. 

Von Sina Albisetti am 8. Oktober 2022 - 08:03 Uhr