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Tüftler und Abenteurer

Die Gipfelstürmer kommen voran

Vier junge Schweizer wollen mit einem selbst umgebauten Elektrofahrzeug den Höhenweltrekord für Landfahrzeuge brechen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind die Tüftler und Abenteurer nun wieder auf Kurs.

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Die Gipfelstürmer Patrik Koler, David Koller, David Pröschel, Alex Büker mit dem ­Aebi VT450 Vario in Sevelen (SG)

Professionell. In Eigenregie wurde die Werkstatt in Sevelen zum CO2-neutralen Gebäude mit Zimmern und modernem Meetingraum umgebaut.

Joseph Khakshouri

In unseren letzten Ausgaben von Schweizer Illustrierte Auto berichteten wir über drei junge Schweizer Abenteurer, die Südamerikas zweithöchsten Gipfel, den 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado, mit einem selbst umgebauten Elektrofahrzeug bezwingen wollen, um den im Guinness-Buch eingetragenen Höhenweltrekord für Landfahrzeuge (6688 m ü. M.) zu übertreffen. Die Idee hinter dem Projekt: Die Brüder Patrik, 26, und David Koller, 28, mit Kumpel David Pröschel, 29, wollen mit ihrem Start-up DDP Innovation und den aus der geplanten Expedition gewonnenen Erkenntnissen einen serienreifen elektrischen Mehrzwecktransporter entwickeln, der von Solarstrom gespeist wird. «So könnten Bergbauern künftig verstärkt auf autarke Energieproduktion setzen», erklärt Pröschel.

Bei unserem ersten Werkstattbesuch im Frühling 2019 in Sevelen SG war das Trio euphorisch. Der Dieselmotor eines Aebi VT450 Vario sollte durch einen 80-kW-E-Motor ersetzt werden. Klang einfach, erwies sich aber als grosse Herausforderung. «Bald merkten wir, dass wir nicht nur den Dieselmotor, sondern das ganze Getriebe inklusive Steuerungssoftware ersetzen müssen», erklärt Patrik Koller. Ernüchtert musste man über die Bücher, auch beim Finden passender Partner. Entsprechend frustriert war das Trio bei unserem zweiten Besuch vor einem Jahr. 

Die Gipfelstürmer Patrik Koler, David Koller, David Pröschel, Alex Büker mit dem ­Aebi VT450 Vario in Sevelen (SG)

Vom Trio zum Quartett. Es geht voran: Neu im Team Alex Büker (2. v. r.). Der spanisch sprechende Aviatik-Ingenieur ergänzt die Initianten David Koller, David Pröschel und Patrik Koller (v. l).

Joseph Khakshouri

Inzwischen sind die Abenteurer trotz Coronakrise vorangekommen. Das Antriebssystem wurde überarbeitet und für den E-Antrieb optimiert. Die Effizienz wird so massiv gesteigert, die Fahrleistungen werden deutlich über jenen der Dieselvariante liegen. Dies weckte das Interesse der österreichischen Firma VDS Getriebe, die ursprünglich das Getriebe des Basisfahrzeugs inklusive Software entwickelt hat. VDS unterstützt die jungen Schweizer beim Bau des neuen Getriebes und stellt ein Fahrzeug als Prototyp zur Verfügung. Der Akkuhersteller wurde gewechselt: Nun sponsert die deutsche Firma Akasol eine speziell für die Expedition angefertigte Batterie.

In einer rein schweizerischen Zusammenarbeit mit den Unternehmen Megasol (PV-Module) und Studer Innotec (MPP-Tracker, Wechselrichter) entstand die kürzlich in Betrieb genommene mobile Solaranlage fürs Expeditionsfahrzeug. «Nun steht der erste Test an», freut sich David Koller, «im Rahmen eines Lehrlingslagers auf dem Grüscher Älpli, wo wir mit akkubetriebenen Kettensägen und Motorsensen mitarbeiten und deren Batterien vor Ort aufladen.» Erste Fahrten mit dem Prototyp sind für Mai 2021 geplant. Kann der Zeitplan eingehalten werden, startet die Expedition im September 2021. Dann übrigens mit einem vierten Mann: Aviatik-Ingenieur Alex Büker, 31, ergänzt die Mannschaft. «Seine Muttersprache ist Spanisch, und das wird uns in Chile bestimmt weiterhelfen», hofft Patrik Koller. 

Von Raoul Schwinnen am 9. Oktober 2020 - 14:00 Uhr