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Der indiskrete Travel-Talk

«Rollen statt schichten»

Als SRF-Reporterin ist Mona Vetsch regelmässig auf Achse. Dabei schwört sie auf Skisocken und das Sushi-Prinzip – und wünschte sich schon oft eine Bedienungsanleitung für die Dusche.

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Mona Vetsch, Moderatorin, 2017

Im Gespräch Ab 19. Juli fragt Mona Vetsch nach. In der gleichnamigen vierteiligen SRF-Sommerserie führt die Moderatorin durch Gespräche zum Thema Glück.

Geri Born / SI

Meist ist sie hin und weg, mittendrin oder auf und davon. Treffender könnten die TV-Sendungen von Mona Vetsch, 45, nicht heissen. Für Letztere steigt sie, sobald es wieder möglich ist, in den Flieger. Ziel: Neuseeland! Zu Hause übt sich die Thurgauerin reisetechnisch dafür gern in Zurückhaltung. Ferien mit ihrem Mann und den drei Kindern verbringt die Fernsehfrau und Radiomoderatorin deshalb mit Vorliebe in der Schweiz. Dabei haben es ihr verwunschene Orte wie das Val Müstair im Bündnerland und das Centovalli im Tessin besonders angetan.

Mona Vetsch, woher stammt Ihr letzter Passstempel?
Tansania. Wir haben für «Hin und weg» eine Schweizerin auf Sansibar besucht – und auf dem Rückweg zum Flughafen einen Platten eingefangen. Das hat uns etwas ins Schwitzen gebracht.

Ersatzreifen?
Ja, der wurde vom Fahrer auch fachmännisch montiert. Aber kaum war der Wagenheber weg, stellte sich leider heraus, dass auch der Ersatzreifen ziemlich platt war! Ein fliegender Wechsel in einen zweiten Bus mit neuem Fahrer brachte uns dann doch noch rechtzeitig zum Flughafen.

Welche Ferien-Erinnerung aus der Kindheit begleitet Sie?
Ferien gab es bei uns als Bauernfamilie kaum. Aber lustige Autofahrten in die Berge. Stichwort: Einer kotzt immer!

Hat das Stichwort noch heute für Fahrten mit Ihren drei Kindern Gültigkeit?
(Lacht.) Sagen wirs mal so: Die Plastiksäckli stecken für Notfälle in den Autositztaschen, und sie kamen auch schon zum Einsatz.

Ihr Tipp für Ferien mit Kindern?
Ganz ehrlich? Beim Buchen von Ferienhäusern unbedingt klären, obs WLAN gibt. Auf unserer letzten grossen Reise habe ich das versäumt und so der ganzen Familie zwei Wochen Digital Detox verpasst.

Das kam nicht so gut an?
Sie zahlten es mir auf eine ganz fiese Tour heim. Ich musste Jassen lernen. Und weil ich nicht verlieren kann, war das für mich quasi die Höchststrafe.

Wohin zieht es Sie, wenn das Fernweh ruft?
Dorthin, wo es ein Meer mit hohen Wellen und mächtigen Klippen gibt.

Ihr Lieblingsplatz im Flieger?
Dank meinen kurzen Beinen sitze ich überall bequem. Mit 1 Meter 55 gehe ich knapp nicht als Handgepäck durch.

Welcher Reisetyp sind Sie – der durchstrukturierte, der die Pässe verwaltet, oder der spontane, der immer Ideen hat, wo es hingehen soll?
Definitiv Letzteres. Ich musste auch schon mit Notpass reisen, weil ich meine Dokumente «verhühnert» hatte. Statt mich um das Wesentliche zu kümmern, bin ich die, die lustige Fotos schiesst – von Flughäfen, Mitreisenden und aufgeplatzten Koffern.

Darf man Sie überhaupt alleine reisen lassen?
(Lacht.) Wenns dann sein muss, klappts schon. Aber am liebsten reise ich mit sehr zuverlässigen Menschen.

Ihr unübertroffenes Reiseoutfit?
Ein Schal und ein Hoodie mit extragrosser Kapuze. Auch auf Reisen in warme Länder. Denn die Klimaanlagen in Flughäfen und im Fliege sind gnadenlos.

Und eigene Socken für warme Füsse im Flieger?
Auf jeden Fall! Skisocken sind top!

Wie unterhalten Sie sich während des Flugs?
Ein Taschenbuch habe ich immer dabei und – Tetris! Dieses Game spielte ich einmal von Zürich bis Hongkong.

Dann sind Sie darin ein absoluter Crack!
Nicht wirklich, ich habe mehr Ausdauer als Talent.

Hin und weg, Moderatorin, Mona Vetsch auf Sansibar, 2020

Dreharbeiten Dort, wo andere Ferien machen, ist sie am Arbeiten: Mona Vetsch am Strand von Sansibar (Tansania/Afrika).

SRF

«Man kann im Leben nie genug Sonnenaufgänge sehen»

Was darf im Handgepäck nicht fehlen?
Ein Schoggi-Riegel. Früher hatte ich immer einen Apfel dabei. Seit ich aber einmal von einem Esswaren-Schnüffelhund überführt worden und wegen verbotener Einfuhr von Früchten in die Mühlen der amerikanischen Security geraten bin, lasse ich das bleiben.

Mal einen Flieger verpasst?
Nein. Aber es wurden schon zwei meiner Anschlussflüge wegen Schneesturm gecancelt, als wir Auswanderer in Kanada und Skandinavien besuchten.

Wie lautet Ihre Kofferpackstrategie?
Ich halte mich ans Sushi-Prinzip: rollen statt schichten.

Wann packen Sie den Koffer?
Leider immer zu spät.

Mit welcher Konsequenz?
Dass ich stets zu viel dabeihabe. Doch da man bei Dreharbeiten auf jedes Wetter vorbereitet sein muss, habe ich eine Entschuldigung dafür.

Was darf niemals vergessen gehen?
Mein Kontaktlinsen-Mittel. Ohne Linsen würde ich meine eigene Mutter nicht erkennen.

Luxus-, Boutique-, Familienhotel oder Massenschlag?
Lieber gemütlich als gestylt. Man muss Socken auf dem Boden rumliegen lassen dürfen, ohne sich dabei wie ein Verbrecher vorzukommen.

No-Gos im Zimmer?
Bettwanzen. Und Flöhe. Die haben mir auf Tonga im Südpazifik mal ganz übel das Gesicht zerstochen. Ich sah aus wie ein Streuselkuchen. Mit allen anderen Tieren teile ich gern das Zimmer. Geckos zum Beispiel. Ihr Rufen ist witzig.

Ein Must im Hotelzimmer?
Eine Bedienungsanleitung für die Dusche. Im Ernst: Ich verzweifle des Öftern beim Herumhantieren an möchtegernmodernen Duscharmaturen. Dabei will ich ja nichts anderes als halbwegs warmes Wasser. Duschen sind der einzige Ort, wo man Kreativität weltweit verbieten sollte.

Wie buchen Sie Ihre Ferien?
Ich habe das Reisebüro wiederentdeckt. Dort wird auf meine Wünsche eingegangen. Eine schöne Dienstleistung, die mir jeden Franken wert ist.

Das «Super-Schnäppli» online zu jagen, ist nicht Ihr Ding?
Ganz und gar nicht. Mein Vater pflegte zu sagen: «Wenn du sparen willst, gehst du besser nicht in die Ferien.» Und ich finde, er hat recht.

Ihr erster Ferienflirt?
(Lacht.) Es gibt noch nicht einmal einen letzten Ferienflirt. In dieser Disziplin bin ich total unbegabt.

Nacht- oder Nacktschwimmerin?
Weder noch. Höchstens Badewannen-Nixe.

Ihre erste Reise ohne Eltern?
Mit 17 gings zusammen mit Freundinnen per Interrail nach Grossbritannien. Mit dem letzten Zug kamen wir im obersten Zipfel Schottlands an. Eine barmherzige Seele liess uns unter ihrem Küchentisch schlafen, weil alle Unterkünfte bereits ausgebucht waren.

Wer bestimmt das Ferienprogramm – Sie oder Ihr Partner?
Wir losen aus. Wer verliert, der muss. Wir planen beide nicht gern und würden am liebsten ins Blaue hinaus leben. Aber mit Kindern ist das eher schwierig.

Was tun Sie in jedem Urlaub?
Ich ziehe frühmorgens allein um die Häuser, um die Gegend zu erkunden.

Wonach halten Sie Ausschau?
Nach einer schönen Bäckerei und einem Kaffee. Ausserdem interessieren mich Hinterhöfe mehr als Sehenswürdigkeiten.

Ihr Sonnenschutzfaktor?
50. Ich bin bleich wie ein Tiefseefisch.

Die übelste Krankheit, die Sie in den Ferien eingefangen haben?
Ein Magenkäfer in Indien. Der hatte echt Humor. Just im Nachtzug machte er sich bemerkbar. Die Details wollen Sie nicht wissen …

Ihr Ferienmotto?
Man kann im Leben nie genug Sonnenaufgänge sehen.

Wie halten Sie es mit Jetlag?
Eines der wenigen Dinge, die auch mit zunehmender Erfahrung nicht besser werden. Im Gegenteil. Je älter man wird, desto fieser plagt er einen.

Zurück daheim. Wann werden die Koffer ausgepackt?
Natürlich sofort! In der Theorie zumindest. Ansonsten, wenn ich den Koffer das nächste Mal brauche.

Von Bettina Bono am 10. Juli 2020 - 08:00 Uhr