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Hecht

Auf dem Sprung zum Erfolg

Sie machen seit 15 Jahren zusammen Musik, heimsten aber erst dieses Jahr den Nachwuchspreis «Best Talent» am Swiss Music Award ein. Dennoch passts. Die fünf Luzerner von Hecht besitzen neben musikalischem auch akrobatisches Talent. Mit SI online sprechen sie über ihren «Hecht-Sprung», über ihre Jobs neben der Musik und über ihre Freundinnen.

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«Hecht-Sprung» heisst ihr selbst erfundener Hüpfer. «Der klappt synchron am besten», sagt Sänger Stefan Buck, 33. «Unsere Akrobatik-Erfahrungen beschränken sich nämlich aufs Muki-Turnen», so Gitarrist Christoph Schröter, 33. Im Sommer kommen sie dank Open-Air-Auftritten zu viel Sprung-Praxis - wie schon in ihrem Video zum Song «Tänzer». Oder anders gesagt: Zu einem intensiven Work-out, denn diese «Newcomer» sind alle über 30.

SI online: Christoph und Stefan, ehrlich gesagt, war ich nach dem Anschauen Ihres Videos «Tänzer» schon erschöpft...
Stefan Buck: ...das waren wir nach den zwei Tagen hüpfen auch.
Christoph Schröter: Besonders der Sprung, bei dem wir den Rücken durchstrecken, ging mächtig ins Kreuz.

Sie sind alle über 30, machen seit 15 Jahren gemeinsam Musik. Trotzdem wurden Sie im März als «Best Talent» ausgezeichnet, sprich mit dem Nachwuchspreis des Swiss Music Awards geehrt. Wieso hats so lange gedauert?
Stefan: Weils jetzt bei uns alles stimmig ist. Wir sind gute Freunde in ähnlichen Situationen, wollen Musik machen - neu auf Mundart. Vorher waren wir lange eine von sehr vielen Bands. In der Schweiz stehen nur sehr wenige im Rampenlicht. Deshalb wissen wirs zu schätzen, dass wir im Moment ein bisschen national stattfinden.

Wie ist Hecht denn entstanden?
Stefan: Christoph und ich sind im gleichen Dorf aufgewachsen. Als Teenager war für uns klar, dass wir Musik machen wollen. Es war die Zeit von Oasis und grossen Gitarren. Bei uns hat der Sound zwar übel getönt, doch wir hatten die Vision Rockstars zu werden und fanden: Hauptsache eine Band! Irgendwann brauchten wir jemand der Schlagzeug spielen kann oder zumindest eines besitzt.
Christoph: Das war dann Rolf. Wir hiessen damals noch «Seng» - ein kantonesisches Wort für «excellent», glaubt man dem Film «Wayne's World». (lacht)

Schweizer, die Mundart singen, aber einen kantonesischen Namen haben?
Stefan: Nein, Schweizer die einen kantonesischen Namen haben aber Englisch singen! Unsere eigenen Songs haben wir mindestens zehn Jahre auf Englisch geschrieben und wir spielten sogar über hundert Konzerte.

Wieso haben Sie schliesslich den Namen und die Sprache gewechselt?
Stefan: Also «Seng» machte ja überhaupt keinen Sinn. Und irgendwann habe ich Mundart ausprobiert. Als ich mein erstes Lied «Tänzer» Chrigu und Rolf vorgespielt habe, fanden wir alle drei, dass sich diese Musik echt anhört.

Heute nennen Sie sich Hecht... 
Stefan: Kino Paul stand auch mal zur Debatte. (lacht)

Und wieso nun Hecht? Sind Sie begeisterte Angler oder einfach tolle Hechte
Stefan: Weder noch. Ein ehemaliger Mitbewohner hat im Baldeggersee immer Hechte gefangen und diese für uns gekocht. Von Hecht-Filet bis zu Fisch-Knusperli. Hecht, das war der erste Wurf und sagt alles, was es braucht.

Sie, Stefan, schreiben alle Songs...
Christoph: ...und wir anderen finden das unglaublich toll von ihm. (lacht)

Liebe, Fernweh und Sehnsucht.
Stefan: Es geht doch immer um ein Gefühl. Das versuche ich so zu verpacken, dass es geniessbar wird und sich cool anhört.
Christoph: Und dabei merken wir schnell, wenn ein Wort überhaupt nicht in den Text passt.
Stefan: Es ist sehr speziell, einen Text auf Mundart zu schreiben. Einen, den alle verstehen. Es ist nicht nur «She loves you yeah, yeah, yeah» oder «Twist and shout». Lieber «Tanze Tanze»! (lacht)

Haben Sie keine Angst, nun mit anderen Mundart-Bands verglichen zu werden?
Christoph: Nein, wir machen irgendwie Indie-Mundart und versuchen nicht ganz so zu klingen wie Plüsch.
Stefan: Manche sagen, wir erinnern an Züri West, doch das sind gerade sehr grosse Fussstapfen.

Obwohls bei Ihnen musikalisch gut läuft, arbeiten Sie alle nebenbei noch hundert Prozent in Ihren erlernten Berufen. Wieso?
Stefan: Ganz einfach: Wenn wir aufhören würden zu arbeiten, würden wir nicht überleben. An die Musik geben wir unsere ganze Freizeit, es ist aber noch immer ein Spassprojekt. Wir sind völlig gelöst und müssen mit der Musik kein Geld verdienen. Dafür haben wir auf ein paar Safaris verzichtet und das Geld in die Musik investiert.

Und Ihre Freundinnen bleiben wohl auch etwas auf der Strecke?
Christoph: Ja, das ist ein bisschen ein Problem. Wir mussten uns schon öfters anhören: «Schon wieder ein Konzert!». Aber lieber dieses Luxusproblem, als gar nichts zu tun. Wir sind motiviert, weil wir tolles Feedback erhalten und wir uns so intensiv der Musik widmen können. 

Aber braucht es nicht hundert Prozent Einsatz und volles Risiko um in der Branche zu bestehen? 
Stefan: Wir geben Gas mit Handbremse. Würden wir jetzt nur Musik machen...
Christoph: ...wärs in drei Monaten fertig.
Stefan: Es ist noch zu früh für den grossen Hechtsprung. Wir wollen einfach Musik machen. Ich glaube unser Erfolg ist, dass die Leute genau diese Unbekümmertheit auch auf unserem Album hören. Wir müssen nicht, wir können.
Christoph: Und wir geben ja trotzdem vollen Einsatz. Nach einem Arbeitstag noch ein Konzert zu spielen bis um 23 Uhr und am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen, ist schon anstrengend. Aber eben auch schön.
Stefan: Es ging noch nie so «ring» wie jetzt. Wir können coole Konzerte spielen, werden wahrgenommen und finden sogar etwas national statt. Wir sind alle über Dreissig, aber irgendwie verlängern wir gerade unser «Schuelreisli». 

Hecht - «Tanze Tanze»:

Hecht - «Tänzer»:

Hecht - «See Springe»:

Von Aurelia Robles am 31. Mai 2013 - 14:05 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:34 Uhr