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Evelyne und Heinz Julen

Gesegnete Liebe

Verliebt, verlobt, verheiratet! Und das alles im selben Jahr. Für Künstler Heinz Julen und seine Evelyne läuteten am letzten Samstag in Zermatt die Hochzeitsglocken. «Uns verbindet das Matterhorn und der Glaube an Gott.»

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Den ganzen Vormittag hüllt es sich in Wolken – das «Horu». Doch pünktlich zur Vermählung von Evelyne, 32, und Heinz Julen, 45, erweist der Wächter Zermatts dem Brautpaar die Ehre und zeigt sich in seiner ganzen Pracht. In einem ecrufarbenen, mit Perlen und Spitzen bestickten Hochzeitskleid von Mery’s, im Haar ein acht Meter langer Schleier, schreitet die Braut den von weissen Federn gesäumten Kirchengang entlang.

Gesangseinlagen verschiedener, teilweise prominenter Familienmitglieder wie Pirmin Zurbriggen machen aus der traditionellen Trauung eine persönliche Feier. Und Dorfpfarrer Stefan Roth ermahnt, dass erst am Ende der Zeremonie applaudiert werden soll. Doch wie die Gäste lässt sich auch der Bräutigam von seinen Emotionen hinreissen: Heinz küsst Evelyne, noch bevor die Ringe getauscht sind.

Heinz Julen, ein ziemlich ungestümer Akt von Ihnen.
Nach meinem Eheversprechen wars so ruhig. Diese Stille füllte ich halt mit einem Kuss.
Evelyne: (Lacht.) Dabei war es genau die Stelle, an der mich Heinz, als wir es übten, immer wieder ermahnte: «Hier darfst du dann noch nicht küssen!»

Welches war der bewegendste Moment für Sie?
Heinz: Als Evelyne endlich die Kirche betrat. Ihr Anblick überwältigte mich.
Evelyne: Ich kam zu spät, weil wir erst vor der Kirche bemerkten, dass der Brautstrauss noch im Hotelzimmer lag.

Was ist das Fundament Ihrer Ehe?
Heinz: Evelyne ist für mich bestimmt. Und ich für sie. Uns verbindet Zermatt und unser Glaube an Gott – der schönste Nenner überhaupt. Wir spüren, dass unsere Liebe täglich wächst.
Evelyne: Heinz ist für mich meine Liebe, mein Zuhause. Der Mensch, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will.

Heinz, was lieben Sie an Evelyne?
Neben ihrer Schönheit und ihrer Frische diese Natürlichkeit und Einfachheit – bei der Planung unserer Hochzeits-reise nach Ägypten und Israel machte sie sich Gedanken darüber, ob wir im Gepäck Platz für Schlafsäcke haben.

Heinz und Evelyne – eine Liebesgeschichte, wie sie nur das Leben schreibt. Zermatt am 25. Dezember 2005: Eine attraktive, dunkel-haarige Naturwissenschaftlerin besucht im legendären «Vernissage» eine Ausstellung. Just in dem Moment, als sie sich lautstark über Sinn und Zweck von Heinz Julens «Bergwürfeln» wundert, betritt besagter Künstler das Lokal. Fasziniert stellt dieser fest, dass die junge Dame sein Schaffen nicht kennt, aber eine Zermatterin ist. Trotz gegenseitiger Sympathie finden Heinz und Evelyne nicht zueinander. Vier Jahre verstreichen. Die wissbegierige Biologin arbeitet beim Chemie-Multi Lonza. Julen eröffnet neue Hotels und hält Vorträge im Ausland.

Erst im Januar 2009 begegnen sie sich wieder – nach einer Messe, vor der Pfarrkirche Zermatt. Und bei beiden ist es gleich wieder da – dieses Kribbeln. Doch nach einem kurzen Gespräch ver-abschieden sie sich. Jeder macht sich auf seinen Heimweg. Nicht aber Evelyne. Dreissig Minuten verbringt sie draussen im grössten Schneefall – wie die Flocken hin- und hergerissen, nicht vom Wind, sondern von ihren Gefühlen. Und diese treiben sie zu Heinz. Im völlig durchnässten weissen Pelzmäntelchen steht sie vor seiner Tür. Der erste Kuss folgt – eine Woche später.

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Warum hats nicht bereits vor vier Jahren geklappt?
Heinz: Ich war vierzig, und ein «Kätzchen» hier und eines da war nie mein Ding. Ich wollte eine Perspektive haben, doch Evelyne zog ihre Karriere mir vor.
Evelyne: Mit Heinz bekam ich ein beeindruckendes Paket geliefert – grosser Familien-Clan, diverse Immobilien, Betreibungen, viel Kunst?…
Heinz: … ein Künstler, von dem man nicht weiss, was er wirklich verbrochen hat. Ein Mann, von dem man nicht weiss, ob er ein Womanizer oder doch schwul ist. Das war zu dem Zeitpunkt für Evelyne zu viel.

War der Altersunterschied von 13 Jahren nie ein Thema?
Heinz: Gar nicht. Dank meinem Geburtstag am 29. Februar bin ich ja erst elf (lacht).
Evelyne: Ich fand reifere Männer schon immer attraktiv. Als Teenager stand ich total auf Thomas Anders von Modern Talking.
Heinz: Bitte sag, dass das nicht wahr ist.
Evelyne: (Lacht.) Es kommt noch schlimmer. Als ich dich mit 17 Jahren das erste Mal sah – in Begleitung einer Dame –, dachte ich spontan, das müsse Thomas mit seiner Nora sein. Aber es war Heinz, der Mann, den ich 15 Jahre später heiraten sollte.

Verliebt, verlobt, verheiratet – alles im selben Jahr. Warum plötzlich die Eile?
Heinz: Wozu warten? Wir wünschen uns beide Kinder. Wir möchten eine Familie sein.

«Evelyne ist für mich bestimmt. Und ich für sie. Unsere Liebe wächst täglich»

Die Einladungskarte zur Vermählung ist von Heinz gemalt, und Sie beide schildern darauf in Gedichtform, wie sich der Heiratsantrag zutrug. Der kam für beide überraschend.
Heinz: Es war an Fronleichnam. Nach dem Mittagessen mit Freunden und Familien spazierten Evelyne und ich zur Blatten-Kapelle. Barfuss. Evelyne trug das dunkelblaue Kleid, das ich ihr zum Geburtstag auf unserer ersten Reise geschenkt hatte. Sie sah aus wie ein Burgfräulein aus dem 15. Jahrhundert. Wunderschön. Als sie so dastand in der Kapelle, vor dem Altar, neben ihr die brennenden Kerzen, da überkam es mich einfach, und ich fragte sie: Willst du ein Leben lang mit mir zusammenbleiben?
Evelyne: Heinz hielt mich im Arm, und die Antwort kam direkt aus meinem Herzen. Wir hatten nie konkret darüber gesprochen. Es war einfach klar. Meinen Ring bekam ich erst Wochen später. Heinz designte ihn: ein Weissgold-Kreuz mit Diamanten auf Jade.

Heinz, nie mit einem Nein gerechnet?
Absolut nicht. Doch wenn sie gesagt hätte, lass mich bis morgen überlegen, wäre es für mich vorbei gewesen.

Mittlerweile glänzen Weissgold-Eheringe an ihren Fingern. Der von Evelyne ist beidseitig mit Diamanten besetzt – beide tragen als Gravur den Vornamen des anderen und den 26. September 2009. Im Ballsaal des «Zermatterhofs» geniessen 220 Gäste an weiss gedeckten, mit Alpenblumen geschmückten Tischen die «stundenlang gerührte Polenta» und ein «erbarmungslos ausgeliefertes Kalb» – die Menükarte lässt sich an Prosa nicht übertreffen.

Später tanzt das Hochzeitspaar zu Zuccheros «Diamante» seinen Tanz. Schon bald trägt Heinz seine Frau über die Schwelle der Chalet-Suite. Erst tags darauf werden sie das erste Mal gemeinsam in ihrer neuen Wohnung nächtigen.

Beunruhigt es Sie, Evelyne, dass Heinz trotz seiner 45 Jahre noch mit niemandem zusammengelebt hat?
Sein Einrichtungsstil beunruhigte mich mehr und dass es vor lauter Weingläser in der Küche keinen Platz für Lebensmittel gab. Ich wohnte bis jetzt übrigens auch immer alleine.
Heinz: (Lacht.) Das wird ein heisses Experiment!

Bis zur Hochzeit hatte jeder von Ihnen seine eigene Wohnung. Übernachtet haben Sie aber schon zusammen?
Heinz: Übernachtet schon?…

Jetzt muss einzig noch das Schild an der Tür zu Heinz’ Atelier «alleinstehend – aber gut aussehend» abgehängt werden.
Heinz: Stimmt. Das hängt noch immer.
Evelyne: Wir müssen es nicht abnehmen – das «alleinstehend» durchstreichen reicht.
Heinz: Ist meine Frau nicht unglaublich charmant?!

Von Christoph Suter am 27. September 2009 - 16:16 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 23:25 Uhr