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Katja Stauber und Florian Inhauser

Liebe auf Augenhöhe

Sie sind das «Tagesschau»-Traumpaar: Katja Stauber & Florian Inhauser. Privat lieben sie Bücher und spielen gern. Das Motto ihrer Beziehung aber lautet ganz klar: «Keine Spielchen!»

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Katja Stauber und Florian Inhauser: Das Bekenntnis einer grossen Liebe.

Katja Stauber über Florian

«Endlich mal ein gut angezogener Journalist!», habe ich gedacht, als ich Florian zum ersten Mal gesehen hab. «Sympathisch, charmant», und das wars auch schon. Kein «coup de foudre», kein Herzflattern. Wir beide standen damals an einem Punkt im Leben, an dem sich unsere Wege privat nie gekreuzt hätten: Ich steckte mitten in einer Trennung. Er hatte gerade eine Scheidung hinter sich.

Wir haben uns nett gefunden. Wie man nette Kollegen eben nett findet. Und dann gings für ihn nach London. Ein Traumposten für den Mann: ein Gentleman in London. Das hat gepasst. Und fünf Jahre später hats für uns dann gepasst.

Ganz normal war das: ein Glas Wein nach der Arbeit, ein SMS, noch ein SMS. Wir haben uns viel erzählt, entflammte Journalisten halt. Wir haben eigentlich kurzen Prozess gemacht: Innerhalb eines Monats wussten wir Bescheid. Das klingt jetzt fürchterlich unromantisch. Wars aber nicht. O nein.

Mit Florian zusammen zu sein, fühlt sich einfach gut an. Alles passt. Übrigens, es gilt als erwiesen, dass Beziehungen am Arbeitsplatz die Produktivität der betroffenen Mitarbeiter um 80 Prozent steigern. Ist das nicht schön? Ich persönlich empfinde es als beflügelnd, erfrischend.

Und nur damit es klar ist, wir schlendern nicht Händchen haltend durchs Büro. Das Privateste, was wir bei der Arbeit von uns geben, ist: «Hast du die Katzen gefüttert?» Schaurig intim …

Florian ist für mich ganz vieles: meine Vertrauensperson. Mein bester Freund. Mein Mann. Mein Lebens- und Diskussionspartner. Auch mein Arbeitskollege. Er ist neben meinen zwei Kindern und meiner Mutter der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er ist fröhlich, eifrig, enthusiastisch. Wenn er was macht, dann mit Leidenschaft.

Ich habe nie jemanden gekannt, der mehr redet als ich. Bis zu ihm. Also ist es bei uns nie richtig still. Aber anstrengend ist das nicht. Wir haben uns eben etwas zu sagen. Dauernd und besonders über Bücher. Kürzlich haben wir uns prima über einen Aufsatz von Islamkritiker Henryk M. Broder gestritten. Dass der eine über etwas spricht, von dem der andere keine Ahnung hat, kommt nicht vor. Wir sind eigentlich immer auf Augenhöhe.

Auch wenns um Umgangsformen geht. Manieren versuche ich auch meinen Söhnen Andri, 13, und Jan, 11, beizubringen. In dem Punkt bin ich gnadenlos altmodisch. Ein Mann reserviert das Restaurant. Hilft der Frau aus dem Mantel. Und macht auch den Heiratsantrag.

Warum ein zweites Mal heiraten? Weil wir zusammengehören. Eine Ehe trägt das auch nach aussen: Hey, wir gehören zusammen! Wir sind Partner in allem! Treu und ehrlich. Für uns beide ist Untreue kein Thema. Schon nur weil das so viel Aufwand macht. In Gefühlsdingen einfach und geradeaus zu sein, schont die Nerven.

Wir verbringen auch neben dem Job viel Zeit zusammen. Eigentlich die ganze Zeit. Wir lesen viel. Florian will schon wieder Regale anbauen. «Wir müssen!», meint er. Und hat wohl recht: Wenn wir pro Tag nicht ein, zwei Stunden gelesen haben, fehlt was. Und dann wird natürlich wieder darüber geredet … Ende der Ruhe.

Auf dem Tennisplatz gibts keine Ruhe: Ich spiele zwar schon länger Tennis als er, doch Florian ist das grössere Talent. Wir schenken uns nix. Aber fragen sie ihn mal nach Backgammon … Da hat er keine Chance! Monopoly, Trivial Pursuit mit den Jungs, und alle wollen gewinnen. Ein richtiger Haufen Spielernaturen.

Florian ist ein Vollblut-Journalist. Viel mehr als das Moderieren liegen ihm Auslandeinsätze am Herzen – besonders in Krisengebieten. Einmal Auslandkorrespondent, immer Auslandkorrespondent.

Auch wenn er weiss, dass ich mir Sorgen mache. Kurz nach unserer Hochzeit ist er nach Pakistan geflogen. Ein paar Tage nach seiner Rückkehr haben wir uns im TV angesehen, wie das Hotel, in dem er in der Hauptstadt Islamabad abgestiegen war, in die Luft gejagt wurde. Bloss ein paar Tage. Und ich wäre drei Wochen nach unserer Hochzeit Witwe gewesen.

Aber Florian lebt für solche Einsätze, und ich will ihm das nicht wegnehmen. Er liebt seinen Beruf. Und auch dafür liebe ich ihn. Entweder liebt man alles oder nichts. Ein bisschen … das geht nicht. Weder im Beruf noch in der Beziehung.

Florian Inhauser über Katja

Wild entschlossen war ich, ein wahnsinnig angenehmes und unbeschwertes Junggesellen-Leben in Zürich zu führen. Nach den Jahren in London und nach einer langen Reise durch Südostasien. Aber dann kamen diese wahnsinnig angenehmen Gespräche. Und ein Glas Wein. Mit Katja. Und das wars dann.

Wir hatten uns ja schon vor Jahren geschätzt, aber waren eben verstrickt in ganz unterschiedliche Geschichten. Im Frühsommer 2007 gings dann «ratzfatz». Innert Monatsfrist wurde aus meiner neuen, grossartigen sendernahen Loge mit Blick über die Stadt der wohl grösste und teuerste Kleiderschrank Zürichs. Einmal im Monat kam ich vorbei, um Klamotten zu holen. Sonst war ich bei Katja.

Und die ist ja ein äusserst aparter Mensch. Als ich mit ihr 2002 zu arbeiten begann, hat sich mir eine wahnsinnig schöne, blitzgescheite, sehr liebenswürdige und intuitive Frau gezeigt. Die Zusammenarbeit war – im Rückblick – verdächtig harmonisch. Funktionsbedingt können Reporter und Moderatoren schon mal aneinandergeraten. Anscheinend hatte ich aber nie das Bedürfnis, mich mit dieser Frau anzulegen.

Augenhöhe war wohl schon damals das Mass der Dinge.
Dann kam London. Natürlich hab ich mich gefreut, Katjas Stimme zu hören, am Telefon. In der Fremde jemanden aus der Zentrale, aus der Heimat an der Strippe zu haben, kann guttun. Bei der Besprechung von Live-Schaltungen kam nie Intimeres als ein «Hallo, schöne Frau!» über meine Lippen. Und das ist sie ja auch, bei Lichte betrachtet.

Dass Katja die Richtige ist, das ist so ein tiefes Wissen, tief ausm Bauch. Das kennen wir doch alle. Ob mit 16 oder 21 oder 30. «Wer liebt, hat recht!» Den Spruch unterschreibe ich, voller Überzeugung. Aber mit 40 kennt man sich selbst wahrscheinlich etwas besser. Als junge Menschen lieben Männer vielleicht ein bisschen blind. Dabei ist es doch viel schöner, neben dem Herzen auch die Augen und den Geist offen zu halten.

Ich liebe dieses Grundgefühl, das ich mit Katja habe. Dieses Wissen, im anderen zu ruhen. Bei Katja kann ich sein, wie ich bin, unverstellt. Wir sind uns sehr ähnlich, und das funktioniert. Wenn ich sie morgens am Frühstückstisch, vertieft in ihre Zeitung, auf das Verhältnis der Ulrike Meinhof zu ihren Töchtern anspreche (ich lese endlich den «Baader Meinhof Komplex» von Stefan Aust), dann hat sie eine Meinung dazu, noch vor dem zweiten Kaffee.

Die Kommunikation ist die Farbe, der Rahmen, die Firnis unseres Beziehungsbildes. Entflammte Journalisten eben, auch am Frühstückstisch.

Ja, ich habe ganz klassisch um Katjas Hand angehalten. Gebeugtes Knie, die ganze Turnübung. Das hat Katja verdient. Meine Mutter war ganz stolz auf mich: Als Sohn einer Hamburgerin macht man das so. Traditionell.

Katja und ich, wir haben unsere eigene Tradition: Sagt einer mal fünf Minuten lang nichts, fragt der andere, ob was nicht stimmt. Das ist wie bei diesem «Totmannknopf» von den Lokiführern: Wenn der nicht alle paar Minuten gedrückt wird, gibts Alarm.

Katja ist meine Frau. Das «meine» kursiv geschrieben, unterstrichen und mit Marker angemalt. Dabei geht es mir niemals um einen Besitzanspruch. Ich meine die Tatsache, dass Katja die Frau ist, deren Wohl mir am Herzen liegt wie nichts anderes in meinem Leben. Zu ihr habe ich eine unendlich tiefe Beziehung, die grösste Seelenverwandtschaft und die zärtlichste Freundschaft.

Seit ich mit Katja zusammen bin, hat sich vieles verändert: Ich koche jetzt zum Beispiel wie ein Verrückter. Früher hiess es von allen Seiten: «Der Flo kann nicht kochen, der Flo wäscht ab.» Und ich habs geglaubt. Das ist jetzt Geschichte. Ich kann kochen. Punkt.

Katja hat mich zum Tennis gebracht. Und ich kanns inzwischen so gut, dass ich von der anderen Seite des Netzes oft ihr Zähneknirschen höre. Ich lebe jetzt auch mit zwei grossartigen Teenagern unter einem Dach: Ihr Wissenshunger ist nicht zu stillen – und wird zum journalistischen Härtetest: Erklären Sie mal einem 11-Jährigen den Nahost-Konflikt. Backgammon ist ein anderer Härtetest: Die Gewinnbilanz lautet 25:4 für Katja. Was mich wirklich kratzt.

Dass Katja ihre Ängste für sich behält, wenn ich mal auf Auslandsreportage gehe, ist mir bewusst. Diese Einsätze führen mich ja gelegentlich in Regionen, die nicht so sicher sind wie die Fernsehstrasse 1–4 in Zürich. Katja bringt dabei ein Opfer und springt über ihren Schatten. Das ist ein grosser Liebesbeweis. Katja ist meine Frau. Dick unterstrichen.


am 21. März 2009 - 19:34 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:48 Uhr