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Oliver Krähenbühl: «Aus dem Stakkato der News»

Ruhe in der Unruhe

Die mediale Bilderflut ist seine Inspiration. Oliver Krähenbühl schöpft aus dem Gedächtnis des Gesehenen und erschafft daraus neue Bilder.

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Die mediale Bilderflut ist seine Inspiration. Oliver Krähenbühl schöpft aus dem Gedächtnis des Gesehenen und erschafft daraus neue Bilder.

Locker schwingt sich Oliver Krähenbühl, 45, durchs Fenster seines Ateliers. Aus schwindelnder Höhe blickt er auf den Raum. «So gross habe ich ihn noch gar nie wahrgenommen», staunt der Künstler. Unter ihm stehen auf einem Rollwagen die Maluntensilien und zwei grossformatige Werke: eine Fotografie, die auf den ersten Blick wie Malerei wirkt, und eine Zeichnung, die ein Netzwerk an Linien spiegelt. Draussen rollt donnernd und quietschend ein Güterzug vorbei. «Ich mag diese Geräusche», betont Krähenbühl. «Sie tragen eine urbane Stimmung in mein Atelier.» Mitten ins Schaffen.

Urbanes Leben - sein zentrales Thema. «Im Urbanen überschneiden sich ganz viele Einflüsse, kommt vieles zusammen.» In New York entdeckte der Künstler Räume, die am selben Tag zwei Funktionen haben. So werde ein Coiffeursalon abends zur Bar umfunktioniert. «Dieses Zusammenwürfeln von Lebensentwürfen finde ich faszinierend.»

Ein halbes Jahr lebte Krähenbühl 2002 mit seiner Partnerin und den Kindern in der Weltmetropole. Auch Berlin (1992), Paris (1995) und Tokio (2007) sind Stationen des Malers. Geboren in Basel wuchs er in Greifensee ZH auf. Nach seiner Lehre als Elektroniker zog Krähenbühl nach Winterthur und besuchte in Zürich die F+F-Kunstschule. Heute lebt er in Suhr AG und arbeitet in Hunzenschwil. Die Umgebung seines Ateliers bezeichnet er als «wahrscheinlich urbanste Ecke im Aargau».

Seit einiger Zeit ist er mit einer Werkgruppe von Gemälden und Zeichnungen beschäftigt, die in seinem starken Interesse an Medienbildern gründet. «Meine Malerei ist auch eine Strategie, um mit der Bilderflut umzugehen.» Täglich blättert er in mindestens drei Zeitungen und speichert fotografierte Momente. «Ich male nicht vom real existierenden Bild, sondern rufe es aus meinem Bildergedächtnis ab.» Manchmal finde er erst während des Malens heraus, weshalb ihn ausgerechnet dieses Bild nicht mehr losgelassen habe.

Auf der grossen Leinwand wirkt das verfremdete Original überbelichtet, die ursprüngliche Information gelöscht. Dafür blitzen weisse Flächen auf, die der Betrachter mit eigenen Geschichten füllen kann. «Unbestimmtheitsstellen» - wie in der Literatur. Die farbstarken Werke üben durch die gekonnt gesetzten Linien eine Sogwirkung aus. Eine Augenreise ins Unendliche.

Rathaus der Stadt Aarau
Bis 28. August Montag bis Freitag 8 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr
Do bis 19 Uhr. 1. und 3. Sa im Monat 8 bis 10 Uhr

am 17. Juli 2009 - 18:13 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:05 Uhr