Cervelats bräteln im Garten mitten im Winter? «Ich hatte keine Zeit, um einzukaufen und die Küche aufzuräumen», meint Daniel Bentz, 37, entschuldigend. Er ist erst am Vorabend aus Griechenland zurückgekommen. So gibts zum Zmittag vor der Probe halt die Schweizer Nationalwurst.
Seine Kollegen Matthias Aeberhard, 43, Damian Meier, 44, und Simon Jäger, 49, stört das nicht. Im Gegenteil, sie sind froh um Daniels Bleibe mitten in Zürich, die sie als Proberaum nutzen, kommen sie doch aus allen Ecken der Schweiz. Umso besser, wenns noch was zu essen gibt vorher.
Die vier ausgebildeten klassischen Sänger bilden das Pop-Tenor-Quartett I Quattro. Zusammengetan haben sie sich vor neun Jahren in der SRF-Sendung «Die grössten Schweizer Hits», damals noch mit Tenor Roger Widmer.
Vor einem guten Jahr stieg er aus. Mit Daniel Bentz haben I Quattro einen würdigen Ersatz gefunden. «Nicht nur stimmlich, sondern vor allem auch menschlich», sagt Matthias Aeberhard. Ganz zu schweigen von der ideal gelegenen Wohnung. Und der Tatsache, dass sie meistens niemanden stören, wenn sie dort proben.
Daniels Frau Zoi ist Griechin und Dirigentin des griechischen Staatsorchesters. Zurzeit ist sie mit der gemeinsamen Tochter Sophia, 2, in Thessaloniki, wo Familie Bentz auch ein Haus hat. «Wir pendeln alle hin und her, je nachdem, wer was wo zu tun hat», erklärt Daniel. «Bis Sophia in die Schule kommt, klappt das bestens so. Danach sehen wir weiter.»
Zu I Quattro stiess Daniel, nachdem er Simon bei einem anderen Projekt kennengelernt hatte. «Ich fand die Idee von Anfang an ansprechend. Pop-Klassik ist in der Branche längst nicht mehr so verpönt, wie das früher der Fall war», sagt Daniel, der nach wie vor noch regelmässig und sehr erfolgreich auf internationalen Opern- und Operettenbühnen steht. «Aber I Quattro haben im Moment Priorität.»
Gerade ist ihr neues Werk «Deheim» erschienen, zwei Tourneen stehen dieses Jahr an. Ihr neuntes Album widmen I Quattro dem heimischen Liedgut: Zu finden sind Volkslieder sowie Songs von Schweizer Künstlern, von Bligg über Sina bis zu Florian Ast. Den Einwand, dass sie auf den fahrenden Swissness-Hype-Zug aufspringen, lassen die vier nicht gelten. «Wir haben von Anfang an immer wieder Schweizer Künstler gecovert, also bereits vor neun Jahren. Dass Swissness jetzt so in ist, freut uns deshalb doppelt», sagt Damian Meier. Und Matthias Aeberhard fügt an: «Es kommt übrigens auch ab und zu vor, dass wir von einem Künstler angefragt werden, ob wir gern eine Pop-Klassik-Version eines Songs machen würden.»
Für Daniel Bentz ist das alles noch ein wenig Neuland. Ist man Opern und korrektes Bühnendeutsch gewohnt, ist es auch gar nicht so einfach, die korrekte Aussprache vom «Louenesee» hinzukriegen. «Aber ich bin lern- und vor allem auch kritikfähig», sagt er. Langsam habe er aber seinen Platz in der Gruppe gefunden. Das Tollste an I Quattro: «Gemeinsam etwas kreieren, zusammen unterwegs sein, nach den Auftritten noch ein Bier trinken und rumblödeln. Als klassischer Musiker bist du sonst ein Einzelkämpfer und immer allein unterwegs.»
So geniesst das Quartett auch das fröhliche Cervelat-Bräteln in Daniels Garten, bevor es im Proberaum wieder ernst wird. Mit vollem Magen singt es sich einfach besser – auch auf Berndeutsch.