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Belinda Bencic gewinnt den Hopman Cup

«Ich sage meinen Eltern oft, dass ich sie liebe»

Sieg! Im australischen Hopman Cup gewinnt die Schweizer Tennisspielerin Belinda Bencic, 20 - zusammen mit Roger Federer. Vor einiger Zeit verriet die Ostschweizerin im Interview viel Privates: Welche Musik sie hört. Wie das Verhältnis zu ihrem Bruder ist. Und weshalb sie ihren Eltern immer wieder sagt, dass sie sie liebe.

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Belinda Bencic

Auf dem Weg zur Party! So zeigt sich Belinda Bencic auf Instagram.

Belinda Bencic/Instagram

Belinda Bencic, wann haben Sie das letzte Mal geweint?
Beim Film «Zweite Chance». Ich weine oft im Kino. Und jedes Mal, wenn Jack in «Titanic» stirbt (sie grinst). Das ist mein Lieblingsfilm. Ich habe ihn erst vor einiger Zeit entdeckt, weil ich ja erst einige Monate alt war, als der Film 1998 herauskam. Manchmal weine ich auch, wenn ich eine wichtige Partie verliere. Meistens ist es aber am nächsten Tag im Training schon vergessen.

Auf Instagram sieht man Sie auch reiten. Woher kommt diese Leidenschaft?
Wie viele Mädchen habe ich Pferde geliebt. Ich nahm mit 10, 11 einige Reitstunden. Und meine Trainerin, Melanie Molitor, hat mich manchmal auf ihren Pferden reiten lassen. Ich liebe es, im Wald auszureiten. Leider ist Reiten sehr zeitintensiv, und ich komme selten dazu.

Sie verdienen sehr viel Geld. Wie gehen Sie damit um?
Natürlich ist das angenehm, andererseits muss man auch sehen, dass meine Eltern und mein Umfeld früher enorm viel in mich investiert haben. Es gibt viele Leute, welche den Boden unter den Füssen verlieren, wenn sie eine Menge Geld verdienen. Einige tragen Reichtum auch zur Schau. Zum Glück habe ich aber eine Familie und eine Erziehung, die so etwas ausschliessen.

Bekamen Sie als Kind Taschengeld?
Ja. Als Fünftklässlerin erhielt ich fünf Franken pro Woche, in der sechsten Klasse sechs Franken. Unsere Eltern gaben mir und meinem Bruder das Geld immer am Sonntagnachmittag. Wir konnten es jeweils kaum erwarten.

Der Weg nach oben bedeutet auch Verzicht. Was tat am meisten weh?
Es gab einfachere und schwierigere Momente. Einerseits konnte ich reisen. In die USA, nach Australien, an alle möglichen Plätze auf der Welt. Aber ich bin nicht oft ausgegangen, habe Schullager verpasst und andere Ausflüge. Ich musste Entscheide treffen. Aber ich habe mein Leben einem anderen immer vorgezogen. Ich möchte es nicht tauschen.

Haben Sie richtige Freundinnen?
Ich habe ein enges Verhältnis zu Kristina Mladenovic und Karolina Pliskova. Sie gehören auch zu den jungen Spielerinnen auf der Tour. Wir sind ein unzertrennliches Trio.

Wie muss man sich das vorstellen?
Wir gehen abends oft zusammen essen, treffen uns auf einem der Hotelzimmer, um Musik zu hören, gehen shoppen, trainieren zusammen, gehen rennen, ins Fitness. Und wir feuern uns an den Matches gegenseitig an.

Wie nah ist Ihnen Ihr Bruder Brian?
Als Kinder haben wir uns oft gestritten. Wir hatten sehr viel Energie und veranstalteten einen ziemlichen Lärm im Haus. Heute haben wir eine tolle Beziehung. Er ist drei Jahre jünger und lebt mit der Mutter daheim in der Schweiz. Wir sehen uns natürlich selten. Das ist schade. Aber wir schreiben uns oft.

Er träumt ebenfalls von einer Sportkarriere. Wie geht er damit um, in Ihrem Schatten zu stehen?
Ich glaube nicht, dass er denkt, er stehe in meinem Schatten. Zu Hause bin ich nicht der Profi, sondern seine grosse Schwester. Er ist aber stolz auf mich, wenn ich Erfolg habe, und er motiviert und unterstützt mich enorm.

Wen rufen Sie nach einem Spiel als Erstes an?
Meine Mutter. Sie schreibt mir auch als Erste eine Nachricht nach einem Spiel. Sie schaut sich alle Matches an. Ich telefoniere auch oft mit meinen Grossmüttern und meinem kleinen Bruder.

Welche Musik hören Sie im Moment?
Hip-Hop und Elektro. Kommt auf meine Stimmung an. Und ich liebe Konzerte. Es gibt ja viele Spieler, die mit Kopfhörern auf den Platz kommen. Ich höre gar keine Musik vor einem Match. Denn das bleibt in meinem Kopf und stört mich in der Konzentration.

Fast 200 000 Fans folgen Ihnen auf Facebook. Wen vergöttern Sie?
Ich finde die Schauspieler Sofia Vergara und Zac Efron supersüss. Aber ich bin auch ein grosser Fan von Federer und Nadal. Ich habe die Biografie von Nadal zuletzt gelesen. Ich bewundere ihn als Champion, wie er seine Karriere managt, welche Werte er hat.

Ihr Vater, der auch Ihr Coach ist, begleitet Sie ständig. In Ihrem Alter nehmen junge Frauen für gewöhnlich aber auch Abstand von den Eltern. Wie machen Sie das?
Wir versuchen, das Tennis und das Private strikt zu trennen. Auf dem Platz ist er mein Coach, daneben der Vater. Jeder hat sein Hotelzimmer, und wir essen abends oft nicht zusammen – wenn ich beispielsweise mit Freundinnen esse. Ich habe Zeit für mich, er für sich. Wenn ich etwas brauche, ist er da für mich, aber jeder hat sein Leben auf der Tour. Ich schätze mich glücklich, dass er an meiner Seite ist. Viele sind ja ohne Eltern unterwegs. Manchmal fühlen sie sich alleine. Mein Vater kennt mich so gut wie niemand. Das Härteste ist, dass ich meine Mutter selten sehe. Darum verbringe ich möglichst viel Zeit mit ihr, wenn ich nach Hause komme. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar. Sie haben alles für uns Kinder gegeben. Das machen nicht alle Eltern. Das ist mir bewusst. Ich liebe sie, und ich sage das ihnen auch oft.

Von Aurélie Jaquet/L'Illustré am 6. Januar 2018 - 14:23 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:52 Uhr