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Cordelia Hagi hat Buntes vor

Pink Lady will einen Feuer speienden Drachen für Bern

Schrill und bunt: Cordelia Hagi trägt seit 30 Jahren Pink und gibt als Werberin den Ton an. In Bern hat die Künstlerin und Visionärin mit ihrem Skulpturenweg Grosses vor: «Riesige Fabelwesen werden bis 2035 die Stadt umarmen.»

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Blau steht für Ruhe und Sehnsucht. Weiss für Unschuld. Gelb für Heiterkeit. Cordelia Hagi liebt, lebt, denkt und trägt Pink. Seit 30 Jahren. Die Farbe der Blüten steht für Extravaganz, Energie, Engagement. «Sie ist mein Lebenselixier, schenkt mir Optimismus, Kraft und Mut. Und sie hält mich jung.» Das glaubt man der schlanken 50-jährigen Bernerin aufs Wort. Nur ihr Pony und die Fingernägel fallen aus dem Konzept: Sie sind orange. Die schrillste Werberin und Marketing-Frau der Schweiz ist Buchautorin («Kreapinktiv. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker») und schwimmt mit ihrer Botschaft gegen den Trend der New Economy: «Statt einen immer höheren Umsatz zu erzielen, sollten Unternehmen mehr Zeit in Kreativität und Freiheit investieren

Cordelia, die jeden duzt - egal ob Politiker oder Bettler -, ist überzeugt: «Ich zaubere Menschen ein Lächeln ins Gesicht.» Einigen verging das Lachen, als die Künstlerin und Querdenkerin ihre Visionen für Bern öffentlich machte. Bis 2035 möchte sie mit Fabelwesen aus verschiedenen Materialien das Stadtbild aufwerten. «Delia» heisst das Skulpturenprojekt. Es startete vor zehn Jahren mit dem «SeptiPus» im Berner Tierpark. «Die Krake hat sieben Tentakel, zwei Rutschen und schenkt jedem Kind mindestens eine Liebkosung am Tag.» Vor vier Jahren war für Hagi klar: «Gopfridstutz, Bern ist so eine schöne Stadt, doch die Leute lachen immer weniger. Jetzt ist die Zeit reif für ein paar Gspändli.»

Der «SchmetterFant» schliesst die Besucher beim Dählhölzli in die Arme. «Seine Botschaft lautet: Hebt ab wie ein Schmetterling, und lasst eure Sorgen los. Der Elefant bringt euch eh wieder auf den Boden der Realität zurück.» Von hier aus spaziert man in den Bauch der «DraBoa», die sich kilometerlang bis zum Schwellenmätteli am Aareufer räkelt. Die Riesenschlange mit Drachenkopf nimmt die alte Berner Legende des «Nydhöggs» und die Drachenskulptur des Münsters auf. «Sie bildet eine Stadtmauer für eine moderne, offene Generation: Hier können sich Touristen und Einheimische auf Augenhöhe begegnen.»

Mit Gondeln schwebt man über die Aare zur Münsterplattform. Beim Botanischen Garten kann man in die «TaruGas» eintauchen. Bestückt mit heimischen Pflanzen, bieten die Erdhäuser in Form von Schildkrötenpanzern einen idealen Ruhepunkt mit Geborgenheitspotenzial. «Alle Sinne werden angesprochen. Durch die virtuelle Welt verkümmern sie immer mehr.» Der Begegnungsweg endet in Form einer grossen Acht beim Bärenpark, wo im «AareBär-Hotel» vor allem Familien auf ihre Kosten kommen.

Barcelona hat Gaudí, Wien Hundertwasser, Paris Tinguely. Und Bern bald Hagi? Noch ist das Millionenprojekt Zukunftsmusik. Zu den Initianten von «Delia» gehört der Berner Gemeinderat Reto Nause. «Wir brauchen kulturelle Leuchttürme. Es ist die perfekte Ergänzung zum Unesco-Weltkulturerbe und kann Bern viel bringen.» Noch ist die Künstlerin als Unternehmerin tätig, um ihre Kreativität ausleben zu können. Ihr verspielter Kraftort der Mythologie und Fantasie soll kein Disneyland werden. Hagi: «Meine Kunst ist nicht kitschig, nur ein wenig durchgeknallt. Es ist eine Erweiterung unserer Natur, mit all ihren Farben und verborgenen Schätzen.»

Das Modell hat sie im Untergeschoss ihrer Firma Pink Elefant stehen. Die Kommunikationsagentur gründete die gelernte Repro- und Fotolithografin vor 14 Jahren. Vom Cadillac-Sofa über Quietschente und Kaffeetassen bis zu Schreibmaschine und Fuhrpark vor dem Eingang - eine Farbe gibt den Ton an. Nur die zehn Mitarbeiter fallen mit ihrer Alltagskleidung aus dem Rahmen.

In Hagis Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung im Botschaftsviertel zeigt sich das gleiche Bild. Ob Bade- oder Ankleidezimmer, den roten Faden sucht man hier vergebens - er ist pink! Für ihr Styling braucht Cordelia drei Minuten. Nicht nur die Haare färbt sie selbst. Auch in ihrem Kleiderschrank findet sich Selbstgeschneidertes. Wer inspirierte die lebensfrohe Amazone und Rhetorikerin, die «quatscht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist»? War es ihre Lieblings-Barbie aus der Kindheit? «Meine Eltern hatten wenig Geld. Eine Barbie konnten wir uns nicht leisten. Ich musste ‹das alte Zeugs› meiner Schwestern tragen. Darum sehnte ich mich früh nach einem eigenen Stil.» Auch als Geschäftsfrau und Unternehmerin. In ihren Querdenk-Seminaren entwickelt sie für Chefs und Mitarbeiter Modelle, wie festgefahrene Denkmuster aufgebrochen werden. Zu ihren Kunden zählen Top-Unternehmen wie Migros, SBB, Postfinance.

«Mit 30 hätte man mich nicht ernst genommen. Heute bin ich bei mir selbst angekommen. Ich sehe die Welt wieder mit Kinderaugen und traue meiner Intuition.» Dass die Powerfrau wegen ihres Aussehens als Paradiesvogel belächelt wird, macht ihr nichts aus. Seit Kurzem ist sie frisch verliebt. Wer der Glückliche ist, will Cordelia Hagi nicht verraten. Die beiden werden noch früh genug auffallen.
 

Von Caroline Micaela Hauger am 14. November 2015 - 06:30 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:39 Uhr