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Was macht eigentlich...

...«die Fliege» Hansjörg Enz?

Als «Tagesschau»-Sprecher war Hansjörg Enz jahrelang in Millionen Schweizer Stuben zu Gast. Dann verschwand er vom Bildschirm und kehrte erst wieder für eine Sendung der ganz anderen Art zurück. Eine Fernseh-Doku begleitete ihn bei seiner Entwicklungsarbeit im Kongo. Heute lebt er wieder in der Schweiz, ist aber regelmässig auf Reisen. Seine Aufgabe: Journalisten unterrichten.

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Sein Gesicht dürfte jedem bekannt sein. Und ein Accessoire ganz besonders: die Fliege. Hansjörg Enz, 60, ist «der Mann mit der Fliege», sie war sein Markenzeichen als «Tagesschau»-Sprecher.

1987 bis 1997: Tagesschau
Ende der 80er-Jahre stösst er zum Schweizer Fernsehen SF (heute SRF). Zuvor war er als Redaktor des «Nebelspalters» und Redaktor sowie Moderator bei SR DRS tätig. Jetzt zieht es den Journalisten aber vor die Kamera - und gleich zum renommiertesten SF-Gefäss. Als Redaktor und Moderator führt er durch die «Tagesschau» und bleibt zehn Jahre lang in den Schweizer Haushalten präsent. Dann kehrt er dem TV-Business den Rücken.

1999 bis 2001: «Helvetas»
Der Ostschweizer wechselt vom Journalismus «auf die andere Seite» und wird Medienbeauftragter der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit Helvetas. Es bleibt jedoch ein kurzer Abstecher: Nach zwei Jahren ist Enz zurück unter den Journalisten.

2002 bis 2008: Institut für Angewandte Medienwissenschaften
Es zieht ihn zu den Jungjournalisten: Seine langjährige Berufserfahrung will er künftig an den Nachwuchs weitergeben. An der Zürcher Hochschule in Winterthur wird er Dozent und leitet den Lernbereich «Berufspraxis».

2008 bis 2010: Kongo
«Nur» Schweizer Journalisten zu unterrichten reicht irgendwann nicht mehr. Enz verfolgt eine höhere Mission: Im Auftrag einer deutschen Entwicklungsorganisation reist er für zwei Jahre in den afrikanischen Kongo und hilft dort, einen Radiosender aufzubauen. Für dieses Projekt kehrt er auch auf den Bildschirm zurück. Die Dok-Serie «Auf und davon» des Schweizer Fernsehens begleitet ihn und zeigt überraschend persönliche Seiten: wie er sich von seiner Frau verabschiedet, wie er den Kulturschock erlebt und wie entbehrungsreich er in einem der ärmsten Länder der Welt leben muss.

2010 bis heute: Diverse Engagements
Enz lebt heute wieder in Frauenfeld und bildet erneut Journalisten an der Zürcher Hochschule in Winterthur aus. Zudem hat er einen Lehrauftrag an der Universität St. Gallen und ist Journalismus-Trainer für die Deutsche Welle Akademie mit dem Schwerpunkt Afrika. Dafür reist er immer wieder in seine zweite Heimat. Kürzlich war er in Burundi, bald folgt Kamerun. Und mit dem Verein Maendelo setzt er sich mit diversen Projekten weiterhin für die benachteiligten Menschen in Kongo ein: Er bietet zum Beispiel Patenschaften für schlecht bezahlte Lehrpersonen an oder sammelt Spenden für einen Gitarrenbauer.

Wie bringt er das alles unter einen Hut? «Indem ich einfach viel arbeite», sagt er gegenüber SI online. Und indem er vieles via Skype in die Wege leite. «Manchmal ist das schon schwierig und erfordert viel Organisation.» Erholung findet er in der Musik: Seit Jahren ist er Frontmann der Thurgauer Band Galgevögel. Ausserdem versuche er, so oft wie möglich Fahrrad zu fahren. «Schliesslich muss ich in meinem Alter meine eigene Maschine ‹zwäg› halten.» Erst kürzlich hatte er seinen 60. Geburtstag, gross zum Feiern kam der Tausendsassa allerdings nicht - er war gerade in Ruanda für einen Journalisten-Kurs. 

Auf die Fliege wird er übrigens noch heute angesprochen. «Uns fehlt etwas», sage man dann. Dabei habe er sich im «normalen Leben nie eine Fliege um den Hals gehängt». Dass heute immer mehr Fernsehmänner, vor allem im Ausland, auf eine Krawatte verzichten, begrüsse er. «Warum soll Mann sich das auch antun?»

 

Von Katja Fischer am 9. Juni 2011 - 16:14 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:41 Uhr