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«Das indiskrete Interview» mit Dodo

«Der Tod beschäftigte mich schon früh»

Eine Steinschleuder verhalf Dodo zu seinem Künstlernamen, eine Malaria-Erkrankung inspirierte ihn zur besten Idee seines Lebens. In Afrika geboren und heute in Zürich daheim, spricht der Musiker über seinen «Hippie-Bus», philosophiert über WC und verrät, warum er dem lieben Gott eine Ghetto-Faust geben würde.

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Schweizer Illustrierte: Dodo, erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Dodo: Ich hatte diverse, denn Meitli faszinierten mich. Ich war soo ein verliebter Bub!

Was hatten Sie als Kind für einen Spitznamen?
Bereits Dodo. Mit sieben zog ich mit meinen Eltern von der Elfenbeinküste nach Wallisellen. Als Einziges nahm ich meine Steinschleuder mit. Da war ich also auf dem Spielplatz und holte die Vögel runter, was mir heute leidtut. Jedenfalls heissen die ausgestorbenen Vögel aus Mauritius Dodo.

Was in Ihrem Alltag müsste aus ökologischer Sicht verändert werden?
Seit Februar fahre ich mit einem 30-jährigen Gefährt, meinem Hippie-Bus, umher. Am 1. November werde ich ihn zugunsten von «Viva con Agua» versteigern. Dann habe ich wieder ein GA.

Welches Gemüse sollte verboten werden?
Fenchel! Er dürfte nur weiterexistieren, wenn er mit einer Ketchup-Flasche wachsen würde.

Was wären Sie für eine Frucht?
Etwas zwischen Avocado und Ananas. Avocado ist die feinste Frucht, hat ein weiches Fleisch und einen sehr harten Kern. Die Ananas ist die schönste Frucht, ist süss und trotzdem stachelig. So fühle ich mich auch ein bisschen.

Was hat Ihre Mutter Ihnen früher immer gesagt?
Wir sind oft gereist, und ein Tipp, den ich von meinem Mami dabei gelernt habe, ist: Wenn du wissen willst, ob du in diesem Restaurant was essen möchtest, dann geh zuerst das WC checken. So sauber das WC, so sauber ist auch die Küche.

Haben Sie ein Tattoo?
Nein, meine Songs brennen sich bei mir ein.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Wie setzen Sie ihn zusammen?
Das Meer von Bahia, weil es stets 24 Grad warm ist und perfekte Wellen zum Surfen hat. Dazu die grünen Wiesen von Zürich. Mein Haus wäre ein Mix zwischen einem südafrikanischen Öko-Bungalow für meine Surfbretter und einem Zürcher Altbau, um meine Instrumente vor dem Wetter zu schützen. Wäre noch geil, wenn im Garten zwei, drei Dünen aus Namibia stehen würden und eine saubere Version des Ganges in mein Meer fliessen könnte.

Was für ein Hintergrundbild hat Ihr Handydisplay?
Ein Foto von meinem als Pirat verkleideten Göttibueb und mir. Ihn habe ich soeben in die erste Klasse begleitet.

Als Sie 16 waren: Wie sah da Ihr Zimmer aus?
Bob-Marley-Fahne, Baseball-Schläger, mega Stereoanlage, Klavier, ein Doppelbett und immens viele CDs. Es war nicht so ordentlich, denn Ordnung ist nicht meine Stärke - aber auch nicht meine Schwäche. Ich bin der «Hüüfeli»-Typ. Ich kann nicht gut ablegen, aber sehr gut «hüüfele».

Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
«Many Rivers to Cross» von Jimmy Cliff. Bei dieser Reggae-Ballade muss ich immer weinen.

Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Ja, aber ich hoffe, dass ich es nicht muss. Da mein Vater an Krebs starb, als ich sieben Jahre alt war, beschäftigte mich der Tod schon früh. Er war alltäglich, aber nicht schlimm - das ist das Schöne daran. Ich glaube auch an das Leben vor und nach dem Tod, an Energien und daran, dass wir alle eins sind. Mein Vater konnte selber gehen, aber ich glaube, dass er noch nicht wollte. Er hatte zwei kleine Kinder und eine wunderschöne Frau - meine Mutter. Er hatte gekämpft, aber keine Chance.

Wie hätte Sie als Mädchen geheissen?
Deborah.

Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Die hatte ich 1998, auf meiner Afrikareise. Ich erkrankte an Malaria, gab alles von mir, starb irgendwie innerlich und habe einen Monat nicht gelacht. Ein kleines Nahtoderlebnis. Da entschied ich: «Wenn ich das überlebe, gibts keine Grenzen mehr. Wenn ich nach Hause komme, mache ich Musik - und kostets mich 20 Jahre.»

Die dümmste?
Ohne Schutz im Dschungel von Mosambik zu übernachten. Malaria war die Folge.

Angenommen, der liebe Gott würde Sie neu designen: Mit den Eigenschaften welcher Berühmtheiten soll er Sie erschaffen?
Ich bin zufrieden mit meinem Design und würde Gott eine Ghetto-Faust geben und mich bedanken.

Welcher Film hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
«La Haine», ein Film über die Auseinandersetzungen in den Banlieues von Frankreich. Es beginnt mit einer Strassenschlacht, dazu läuft Bob Marleys «Burnin’ and Lootin’». Du weisst nicht, ob du mit der Gewalt oder mit dem entspannten Beat mitgehen sollst.

Wer ist Ihr bester Freund?
Thomas. Als Teenager machten wir zusammen Musik, erst «Heimlich Pheiss», dann «Doppelganger». Thomas legte auf, ich rappte. Heute bin ich Götti seiner Tochter Stella.

Von Aurelia Robles am 28. September 2015 - 04:50 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:47 Uhr