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Der «Wolkenbruch»-Star über seine Freundschaft zu Michael Steiner

Joel Basman: «Wir haben unsere eigene Sprache»

Am Filmset, privat oder beim Boxen - sie sind stets auf Augenhöhe und mit Witz unterwegs. Michael Steiner und Joel Basman über ihren Film «Wolkenbruch», ihr erstes Treffen und ihre gemeinsame Sprache ohne Hischi-Haschi.

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Joel Basman Michael Steiner

«Wir kennen uns länger, als wir uns nicht kennen»: Schauspieler Joel Basman (170 cm, 64 kg) und Regisseur Michael Steiner (186 cm, 81 plus kg) in der Zürcher Bar 3000.

Geri Born

Der Zürcher Chreis Cheib ist ihr Revier: Joel Basman, 28, und Michael Steiner, 49, ziehen oft um die Häuser. Kaum haben sie sich in der Bar 3000 begrüsst, startet ihr Sprech-Pingpong. Parallel fliesst das Bier aus dem Zapfhahn. Sie sind seit Jahren Freunde. «Bei unserem ersten Treffen war Joel noch ein Kind», sagt Erfolgsregisseur Steiner («Mein Name ist Eugen», «Grounding»). Mit dem heute international tätigen Schauspieler Basman («Jimmie», «Monuments Men») sorgt er gerade für das Schweizer Kinoereignis des Jahres: «Wolkenbruch»

Wer spendiert öfter ein Bier?
Joel Basman (JB): Das ist ausgeglichen. Im Moment hat keiner beim anderen Schulden. (Lacht.)
Michael Steiner (MS): Wer Bargeld dabeihat.
JB: Wir sind arme Künstler.

Aber wer verdient mehr?
MS: Schauspieler verdienen immer mehr! Als Regisseur kannst du einen Film alle drei Jahre machen.

Galerie: Diese Prominente kamen zur Premiere von «Wolkenbruch» am ZFF

Ihr habt euch kennengelernt, als Joel noch kein Bier trinken durfte. 
JB: Das war in Bern, in einem Castingraum für «Mein Name ist Eugen». Ich war zwölf, kam rein, und da sassen Castingfrau, Regisseur und Produzent. Ich war völlig reizüberflutet. Das war mein erster Schritt in die Filmwelt.

Hinterliess Joel bei Ihnen, Michael Steiner, ebenfalls Eindruck?
Klar. Joel führte beim langen Castingprozess als «Wrigley» die Gruppe B mit vier Jungs an. Ich merke, ob jemand als Schauspieler begabt ist oder nicht. Später wurde ich angefragt, ob ich einen Buben für die Rolle von Zizou in der Serie «Lüthi und Blanc» empfehlen könne. Ich sagte: «Klar, diesen hier!» (Er zeigt auf Joel.) 

Joel Basman Michael Steiner

«Sons of anarchy»: «Hoi, was laufd?» - «Nöd viel.» - «Gömmer id Bar?» Die Zeit von Joel Basman und Michael Steiner (r.) beginnt abends. 

Geri Born

Und wann wurdet ihr Freunde?
MS: Wir hatten keinen Kontakt, bis ich Joel für meinen Film «Sennentuntschi» anfragte. 
JB: Wäre ja auch komisch gewesen, mit einem 13-Jährigen ein Bier zu trinken! Wir kennen uns jedenfalls länger, als wir uns nicht kennen. Aber zu Beginn standen wir natürlich an zwei verschiedenen Orten. Unsere Freundschaft hat bei «Sennentuntschi» richtig angefangen. Ob einer 18 ist und der andere 35, ist egal. Beim Film spielt Alter keine Rolle. So fingen wir über Musik, Gott und die Welt zu reden an.
MS: Ab da hingen wir die ganze Zeit zusammen. Der Dreh war sehr hart, aber lustig! 

Was unternehmen Steiner und Basman privat als Freunde?
MS: Wir hören Musik, trinken Bier, sitzen in unserer Stammbeiz und lassen in der Jukebox die letzten 1000 Hits aus den letzten 50 000 Jahren laufen. Joel kennt vieles, das ich nicht kenne – und umgekehrt. Ich zeige ihm dann ein paar «Oldies but Goldies».
JB: Wir hören von Trappist bis zu Joy Division alles, schicken uns jeweils Musikclips. Musik verbindet uns stark. 

Wie kommuniziert ihr?
JB: Meist telefonisch. «Hoi, was laufd?» – «Nöd viel.» – «Gömmer i d Bar?»
MS: Ja, etwa so! (Lacht.)

Wer meldet sich öfter?
JB: Da gibts kein Hischi-Haschi. 
MS: Manchmal ist Joel ein halbes Jahr weg, oder ich. Das ist im Filmbusiness so. Und dann haben wir wieder oft ganz viel Zeit.

Für «Wolkenbruch» habt ihr so eng zusammengearbeitet wie noch nie. War es so geplant?
JB: Gar nicht, es war eher Zufall. Ich wusste, ich will die Rolle des Motti spielen, als mir mein Vater vor Jahren das Buch «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» gab. Ich rief Autor Thomas Meyer an, der sagte: «Die Filmrechte sind verkauft, ich weiss nicht, was passiert.» Ein paar Jahre verstrichen, und ich dachte: «Castet ruhig, wenn ihr einen Schweizer Schauspieler mit jüdischen Wurzeln sucht, kommt ihr irgendwann auf mich». 
MS: Joel wusste nicht, dass ich das Buch zum Lesen erhalten hatte, da ich damals auf den Philippinen lebte. Als ich wieder in Zürich war, kam er auf ein Bier vorbei, sah das Buch. Ich fragte ihn, und er sagte, dass er die Hauptrolle spielen würde. Ich rief sofort die Produktionsfirma an. Und mir war klar: Wenn die Ja zu Joel sagt, werde ich den Film auch machen. 

Ich dachte: ‚Castet ruhig, wenn ihr einen Schweizer Schauspieler mit jüdischen Wurzeln sucht, kommt ihr irgendwann auf mich‘

Ihr habt vieles gemeinsam erarbeitet und zusammen gar eine Szene abgeändert.
MS: Weil Joel als Hauptdarsteller in jeder Szene zu sehen ist, haben wir bei «Wolkenbruch» den Film zusammen gemacht. Wenn du dem anderen und seinem künstlerischen Schaffen vertraust und menschlich mit ihm auskommst, kannst du gemeinsam in die Dramaturgie reingehen. Das ist Chemie – und sehr selten! 
JB: Wir haben ein Grundvertrauen ineinander. Die Produzenten merkten ebenfalls, dass das, was wir tun, durchdacht ist – nicht irgendein Firlefanz. Klar haben wir Meinungsverschiedenheiten. Aber das hat Raum. Bei uns existiert kein Egoding zwischen Regisseur und Schauspieler.
MS: Es giged recht guet. Joel hat auch zu Noémie Schmidt, die für die Schickse-Rolle nach Zürich kam, geschaut. Das hilft dem Film sehr. 
JB: Ich bin mit meinem Gesicht schliesslich neunzig Minuten auf der Leinwand zu sehen, da will ich doch, dass alles gut kommt!

Joel Basman Michael Steiner

Berufs-Buddys: Den Film «Wolkenbruch» haben sie zusammen erarbeitet.

Aliocha Merker / HO

Wie tickt Joel sonst so?
MS: Jesses Gott, eine schwierige Frage! Er ist zuvorkommend, höflich und nett. (Lacht.)

Geht es etwas ausführlicher?
MS: Stimmt wirklich! Das sind Grundwerte, die mir wichtig sind. Er ist auch ein Familienmensch. Nicht nur im klassischen Sinn, auch Freunde und Bekannte können sich auf ihn verlassen.
JB: Ich kann mit Steini und seinen Kollegen unterwegs sein und umgekehrt. Das macht keinen Unterschied. Steini ist, wie er ist. Mittlerweile haben wir unsere eigene Sprache, beruflich wie privat. 

Verstehen andere eure Sprache?
MS: Nein! Wenn wir bereits eine Stunde miteinander reden, wird es schwer. Dann haben wir intensive Diskussionen. Wir können uns in einer Menge recht gut abschotten.
JB: Dann passiert es schnell, dass wir alleine in einer Ecke sind. Wir haben viele Insidersprüche. Und wir müssen auch unsere Sätze nicht immer beenden, um zu wissen, was der andere meint. Das ist auch bei der Arbeit sehr praktisch. 

Wir müssen auch unsere Sätze nicht immer beenden, um zu wissen, was der andere meint

Wie würdet ihr eure Freundschaft bezeichnen?
MS: Sons of anarchy! (Beide lachen.) Wir haben gegenüber der Welt eine anarchistische Einstellung. Wir reden auch über Politik, Reisen, Menschen … 
JB: … wenn wir nur über Film reden würden, hätten wir keine Freundschaft. 

Ihr habt auch ein gemeinsames Hobby, Muay-Thai-Boxen.
JB: Steini fing damit an und nahm mich nach «Sennentuntschi» mit. Vorher machte ich nichts. 
MS: Bei mir ist es mittlerweile Seniorenboxen. 

Seid ihr Sparringspartner?
JB: Klar, denn für ihn ist es cool, mit einem Kleinen, für mich, mit einem Grossen zu boxen. Ich muss dann extrem mit den Beinen arbeiten, muss mich bewegen, ihn müde machen, zuschlagen und wieder weg! Und wieder zuschlagen und wieder weg!
MS: Wenn wir Sparrings haben, drehe ich mich im Kreis, und er tänzelt um mich herum! Ich muss auf seine schnellen Kicks achten, aufpassen, dass er meine Linke nicht untertaucht. Es macht Spass!

Wer ist besser?
MS: Technisch Joel, er ist auch fitter, ich habe dafür mehr Punch. Ich merke das Alter – und das Rauchen.

Das Bier ist fast leer. Wer bestellt eher noch eins?
JB: Kommt drauf an.

Wer geht eher heim?
MS: Kommt auch drauf an. Joel ist manchmal sehr home-in, hockt viel daheim. Dann gehe ich eben zu ihm. Und manchmal will er raus! Wenn ich samstags einen Grillabend mache, kommt er dazu. 

Eure Tageszeit?
MS: Abends und nachts.
JB: Beim Znacht fängt unsere Zeit an.

Von Aurelia Robles am 29. Oktober 2018 - 16:28 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:56 Uhr